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Transparenz der Edel-, Intransparenz der Technologiemetalle?

19.04.2013  |  Dr. Jürgen Müller
Edelmetallmärkte sind in höchstem Maße transparente Märkte. Rund um die Uhr wird rund um den Globus gehandelt. Kursverläufe sind problemlos online kostenfrei nachzuvollziehen. Münzen und Barren von Herstellern, die auf der sogenannten "Good Delivery List“ [1] der London Bullion Market Association (abgekürzt LBMA) geführt werden, können nahezu bedenkenlos gekauft oder angenommen werden. Die "Good Delivery” Regeln definieren klare Standards, die den Investoren Sicherheit bieten, dass die angebotene Ware der Reinheit und dem Wert entspricht, der von ihr erwartet wird. Hersteller, die Good Delivery Ware herstellen wollen, müssen [2]:

• a) mindestens drei Jahre Erfahrung vorweisen können
• b) eine Mindestmenge von 10 Tonnen Gold bzw. 50 Tonnen Silber pro Jahr verarbeiten
• c) ein Sachvermögen von 15 Millionen Britischen Pfund aufweisen
• d) die Gesellschafter- und Geschäftsführerstruktur veröffentlichen
• e) ein geeignetes Empfehlungsschreiben einer Zentral- oder Geschäftsbank vorweisen können.

Für Platin und Palladium, die beiden anderen Edelmetalle, für die ein hinreichender Markt vorhanden ist, und die daher für Investoren geeignet sind, bestehen ebenfalls Good Delivery Listen und Vorgaben. Diese werden von der London Platinum & Palladium Market (abgekürzt LPPM [3]) verwaltet, die wie die LBMA 1987 gegründet wurde.

Neben dem Definieren und der Überwachung von Standards, ist das Preisfixing nach wie vor eine wichtige Aufgabe der LBMA und der LPPM. Während es für Gold, Platin und Palladium ein "AM" und ein "PM" Fixing gibt (morgentliches und abendliches Fixing), wird Silber nur einmal am Tag fixiert. Weitere Informationen finden Sie unter Ref. [4], [5].

Mit diesen kurzen Ausführungen sei hinreichend belegt, dass die Märkte der Edelmetalle transparent und für jeden Marktteilnehmer nachvollziehbar sind. Betrachtet man die Märkte der Technologiemetalle unter diesem Gesichtspunkt, treten die Unterschiede recht schnell und deutlich zutage.

Unter "Technologiemetalle" definieren wir diejenigen Elemente, die für die Herstellung moderner Geräte und Technologien Verwendung finden. Die Studie "Rohstoffe für Zukunftstechnologien" der Fraunhofer-Gesellschaft und des Institutes für Zukunftsstudien und Technologiebewertung [6] nennt hierfür die folgende Liste von Metallen:

• Gallium: Photovoltaik, LEDs, Mikroelektronik
• Neodym: Permanentmagnete (Windturbinen, e-Mobilität), Lasertechnik
• Indium: LCDs, Photovoltaik
• Germanium: Glasfaserkabel, optische Technologien im Infrarot-Bereich
• Scandium: Brennstoffzelle
• Platin: Brennstoffzelle, Katalyse
• Tantal: Mikroelektronik, Medizintechnik
• Silber: RFID, bleifreie Weichlote
• Zinn: Bleifreie Weichlote, transparente Elektroden
• Kobalt: Akkumulatoren, Kohle-, Gas-, und Biomasseverflüssigung
• Palladium: Katalyse, Meerwasserentsalzung
• Titan: Meerwasserentsalzung, Implantate
• Kupfer: Elektromotoren, RFID
• Selen: Photovoltaik, Legierungen
• Niob: Mikroelektronik
• Ruthenium: Solarzellen, Legierungen
• Yttrium: Supraleitungen, Lasertechnik
• Antimon: Mikrokondensatoren, Antimon-Zinn-Oxid (Verbindungshalbleiter, Substitut für Indium-Zinn-Oxid)
• Chrom: Meerwasserentsalzung

Allein diese Liste läßt erahnen, für wieviele unterschiedliche Technologien diese Metalle in den unterschiedlichsten Formen und Reinheiten benötigt werden. Reicht für eine Anwendung X eine Reinheit von 99%, bedarf Anwendung Y einer weitaus höheren Reinheit. Paradebeispiel hierfür ist Hafnium [7], welches in der Natur immer mit Zirkon vergesellschaftet vorkommt. Die Trennung dieser beiden Elemente ist aufwendig und teuer. Demzufolge ist der Preis und Wert von Hafnium massiv abhängig von der Verunreinigung mit Zirkon.

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Abb. 1: Preis bzw. Wert von Hafnium in Abhängigkeit vom Zirkon-Gehalt


Aus Abbildung 1 ist ersichtlich, wie sensitiv der Marktwert von Hafnium in Abhängigkeit vom Zirkongehalt ist. Grund hierfür ist, dass es für stärker verunreinigtes Hafnium im Grunde keine technologische Anwendung gibt. Die Hauptanwendung von Hafnium - neben Flugzeugturbinen - liegt in der Kerntechnik für sog. Steuerstäbe in den Kernreaktoren. Hafnium hat die Eigenschaft eines hohen Absorptionsquerschnittes, d.h. ist - umgangssprachlich - in der Lage Neutronen "einzufangen" und damit die Kernreaktion steuerbar zu machen. Zirkon hingegen weist einen wesentlich niedrigeren Absorptionsquerschnitt für thermische Neutronen auf und wirkt damit dieser gewollten Eigenschaft von Hafnium entgegen. Eine Produktangabe "Hafnium + Zirkonium 99,9%" sagt demnach absolut nichts über den eigentlichen Wert des Materials aus, siehe Abb. 1.

Insofern gilt es hier eine definitiv wichtige Unterscheidung zwischen Edel- und Technologiemetallen herauszuarbeiten. Für letztere gilt eindeutig: Je reiner, je besser, je teuerer, wobei auch immer der Grad der Verunreinigung mit bestimmten Elementen zu beachten ist. Neben dem besprochenen Beispiel Hafnium gilt dies z.B. auch für den Sauerstoff-Gehalt von Molybdän. Uns selbst widerfuhr es beim Verkauf von Molybdän an die Industrie, dass aufgrund unvollständiger chemischer Analysen des Lieferanten Preisabschläge beim Verkauf hingenommen werden mussten. Kein Käufer wird sich hingegen bei einem Good Delivery Goldbarren Gedanken machen, mit welchen Elementen dieser wohl verunreinigt sein könnte. Es ist schlicht von keiner Relevanz.




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