Gold: Preissturz beschädigt Image als "sicherer Hafen"
22.04.2013 | Thorsten Proettel
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Hohe TerminmarktumsätzeDer Absturz des Goldpreises am 12. und 15. April ging nicht nur mit den stärksten Edelmetallverkäufen im Bereich der ETCs seit gut eineinhalb Jahren einher. Der Weltmarktführer SPDR aus den USA veräußerte an beiden Tagen 27 Tonnen Gold. Gleichzeitig waren auch ausgesprochen hohe Verkäufe von Terminkontrakten auf Gold zu verzeichnen. An der US-Terminbörse wurden allein am zweiten Crashtag mehr als 700.000 Kontrakte des derzeit wichtigsten Futures im rechnerischen Volumen von mehr als 2.100 Tonnen Gold gehandelt. Dies entspricht der Goldförderung von 9 Monaten und ist allein schon deshalb bemerkenswert, da sich das Open Interest, also die Anzahl der überhaupt zur Verfügung stehenden Kontrakte, an diesem Tag nur auf 270.000 belief.
Verschwörung gegen das Gold?
Der starke Verkaufsdruck auf dem Terminmarkt gab bei verschiedenen Marktteilnehmern den Anlass zu der Vermutung, dass offenbar eine oder mehrere größere Adressen Preisdruck ausüben wollten, um die Notierung unter die charttechnisch wichtige Marke von 1.525 USD zu drücken und somit die Lawine aus Stopploss-Verkäufen auszulösen. Als Auftraggeber wurden sogar Notenbanken ins Spiel gebracht, denen ein Interesse zur Diskreditierung von Goldanlagen unterstellt wird. Gemäß diesen Mutmaßungen sei das Ziel der Aktion, die Flucht der Anleger aus den Papiergeldwährungen aufzuhalten. Natürlich kann weder diese Einschätzung noch das Gegenteil belegt werden, da der Terminhandel weitgehend anonym abläuft.
Es ist allerdings eher plausibel, dass Hedgefondsmanager oder andere kurzfristige orientierte Spekulanten ohne Verschwörungsmotiv aber aus Gewinninteresse aktiv waren. Sie können den Preis beispielsweise durch starke Verkäufe gedrückt haben, um die Terminkontrakte später billiger zurückzukaufen. Auf jeden Fall sollte des hohe Handelsvolumen auf dem Terminmarkt nicht überbewertet werden. Es ist auch an ganz normalen Tagen üblich, dass Kontrakte im rechnerischen Umfang von mehreren Hundert Tonnen Gold den Besitzer wechseln.
Kleinanleger stürmen Goldschalter
Der Einbruch des Goldpreises löste unterschiedliche Reaktionen unter den Anlegern hervor. Neben panikartigen Verkäufen war am Anfang der Woche auch Kaufinteresse zu beobachten und mittlerweile befinden sich viele Kleinanleger angesichts von Schäppchenpreisen in einem wahren Goldrausch. In Deutschland sind Barren über 250 Gramm, 1 Unze und 10 Gramm Gold aller namhaften Hersteller ausverkauft.
Barren im Gewicht von 100 Gramm sowie beliebte Anlagemünzen wie Krügerrand oder Maple Leaf sind im Großhandel nur schwer beziehungsweise mit hohen Knappheitsaufschlägen zu beschaffen. Anekdotischen Berichten zufolge überwiegen bei hochvermögenden Anlegern derzeit aber die Goldverkäufe und die vielfach auch von institutionellen Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungen gehaltenen ETCs stehen per Saldo weiterhin auf der Verkaufsliste. Die Emittenten dieser Papiere veräußerten allein in den ersten zwei Tagen nach dem Preisrutsch knapp 18 Tonnen Gold.
Einige Goldminen bekommen Kostenprobleme
Die Kosten der Goldförderung sollen unterschiedlichen Angaben zufolge weltweit bei durchschnittlich rund 1.000 bis 1.100 USD liegen. Eine exakte Kalkulation ist kaum möglich, da das Gros der Minen keine Geschäftsberichte veröffentlicht und ansonsten überwiegend nur die variablen Kosten aber nicht die Fixkosten ausgewiesen werden. Dennoch stellen die Förderkosten auch auf dem aktuellen Preisniveau bereits eine gewisse Unterstützung dar. Gemäß Untersuchungen der britischen Großbank Barclays befinden sich vor allem in Südafrika viele Minen, deren variablen Kosten pro geförderter Feinunze Gold im Bereich von 1.300 USD oder darüber liegen. Demnach wären bei Erreichen dieser Preismarke Minenschließungen wahrscheinlich, die zu einem Rückgang des Goldangebots in der Größenordnung von knapp 10% der Förderung führen würden.