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Ausblicke eines Langwellenexperten (Teil 2)

04.08.2011  |  Clif Droke
Den ersten Teil des Interviews können sie hier lesen ...

Clif Droke: Wo werden wir den nächsten Krisenherd mit Blick auf die nächste Weltkrise sehen? Hier in den USA oder im Ausland?

David Knox Barker: Man könnte die Schuldenprobleme sicher noch ein weiteres Jahr ausbessern und einfach auf Zeit spielen. Auf der Liste der großen potentiellen Probleme muss auch China ganz oben stehen. Wenn die Langwelle gegen 2013 ihre Talsohle erreicht und auch die chinesische Wirtschaft schwächer wird, könnte es in meinen Augen zur nächsten Krise kommen. Oder es könnten die großen US-Banken sein, die in Schwierigkeiten geraten. Ich würde jetzt keine ganz besonders hervorheben wollen, aber es gibt einige, bei denen man sich fragen muss, ob das Fed-System dann noch Solvenzproblemen entgegentreten kann.


Clif Droke: Welche Stolpersteine genau sehen Sie für China in den kommenden 1-2 Jahren? Wird es dort zu einer großen Rezession oder Depression kommen, bevor die nächste Frühlingsphase der Langwelle ansteht?

David Knox Barker: Sie haben viel mehr stimuliert als die USA. Man redet immer von QE bei uns, aber China hat noch mehr getan - nicht unbedingt nur QE, sondern auch ziemlich aggressive fiskale und monetäre Politik. Sie haben eine große Immobilien-Bubble bei sich, so wie wir 2006, die der chinesischen Wirtschaft eventuell noch schweren Schaden zufügen könnte. Zudem gründet die Wirtschaft Chinas immer noch auf Exporte in die ganze Welt, und da die US-Verbraucher ihre Ausgaben nach wie vor zurückfahren, wird das nicht ohne Konsequenzen für die chinesische Wirtschaft bleiben.

Längerfristig bin ich den Schwellenmärkten sehr positiv gegenüber eingestellt und auch der Größe und Reichweite der Mittelklassen, die ins politische System kommen. Das wird gewaltig sein. Aber erstmal muss die Schuldenkrise der entwickelten Welt überstanden werden, damit wir von hier nach dort kommen.


Clif Droke: Was denken Sie: Muss China erst seine kommunistische Regierung loswerden, bevor es wahre nationale und internationale Größe erreichen kann?

David Knox Barker: Auf jeden Fall. Es wird zwar eine Weile dauern, aber sie werden sich in Richtung einer stärker republikanischen Staatsform entwickeln müssen. Vergessen Sie nicht, dass die USA nicht als Demokratie entstand, sondern als Republik. China wird hoffentlich den Weg der Republik anstatt den der Demokratie einschlagen. Es scheint lächerlich, wenn man es durchdenkt. Die kommunistische Regierung leitet dort die Zentralbank. Die Menschen hier beschweren sich über die Fed, aber China ölt und befeuert das Finanzsystem wie verrückt. Sie bekommen hier alle Vollmachten, um Wachstum zu schaffen, und ihnen ist es egal, wie dieses erreichen. Verstehen Sie mich nicht falsch - die China-Story ist real und der chinesische Wirtschaftsboom ist auch real. Und sicherlich könnte ihr kommunistisches Model auch noch weiterhin produktiv sein - aber eigentlich ist es eher eine Art Faschismus oder eine Art diktatorisches System. Dennoch muss China sich in eine freiere Gesellschaft verwandeln, und das wird es auch, denke ich - ich glaube nicht, dass wir das Land dazu drängen müssen. Das ist eine innerstaatliche Angelegenheit. Ich glaube, China wird langsam zu einem nicht-kommunistischen System übergehen.


Clif Droke: Reden wir kurz über die jüngste Freigabe der strategischen Ölreserven durch die US-Regierung. War das ein weiterer Versuch, die Wirtschaft zu stimulieren, oder gab es Ihrer Meinung nach noch ein anderes Motiv dafür.

David Knox Barker: Nach meiner Interpretation wird man in den oberen Stellen langsam panisch. Dort fragt man sich: "Warum ist die Wirtschaft immer noch schwach?" Und natürlich erkennen sie, dass steigende Ölpreise dem amerikanischen Verbraucher zusetzen, also mussten sie die Ölpreise senken. Ich sehe darin auf jeden Fall einen Versuch der Wirtschaftsankurbelung. Nichts, was in Washington passiert, ist per se politisch. Meiner Meinung nach versuchen sie dort nur, die Wirtschaft am Laufen zu halten. Es ist ein Zeichen von Panik; sie waren davon ausgegangen, dass sich Wachstum und Verbesserungen tatsächlich einstellen würden, also versuchen sie jetzt auf Teufel komm raus alles zu tun, um Wachstum zu generieren.

Die Ölpreise drücken, ist natürlich ein Versuch, Wachstum zu generieren, aber gleichzeitig ziemlich blöd, weil wir die strategischen Reserven ja aus einem Grund angelegt hatten und das Öl letztendlich ja wieder dorthin zurück muss. Man zwackt es also der Zukunft ab. Sie haben es von der Zukunft gekauft, sie müssen das Öl dort wieder ersetzen. Nur ein Versuch, die Wirtschaft zu stimulieren.


Clif Droke: Ich weiß, dass Sie ein großer Verfechter der Fibonacci-Analyse sind - nicht nur auf dem Gebiet der Zyklenprognose, sondern auch im Trading. Sie haben vor Kurzem eine Software entwickelt, die sich Market Cycle Dynamics (MCD) nennt, welche sich Ihren Aussagen zufolge von allen anderen Trading-Systemen unterscheidet, weil MCD mit Fiboacci-Anwendungen arbeitet. Was können Sie uns darüber erzählen?

David Knox Barker: Bei meiner technischen Analysemethode sind Preis, Zeit und Stimmung zentral. Und ich glaube, dass Fibonacci der Mechanismus der Preisbildung im Markt ist. Und hierbei handelt sich einfach nur um ein Werkzeug, mit dem man Marktwenden schneller ausmachen kann - im kurzfristigen Bereich oder im langfristigen. Da sind einige innovative Sachen in der Software, aber eine der wichtigsten ist das Fibonacci „Drill Down Grid“, hier kann man sich bis zum täglichen Handelsgeschehen durchzoomen und genau schauen, was dort passiert. "Quant X-ray" nenne ich das. Es gibt diese Quants, die quantitativen Analysten, die den Code der Computerprogramme schreiben, die beim Hochfrequenzhandel eingesetzt werden. Sie benutzen allesamt Fibonacci-Ratios in ihren Algorithmen.




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