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Keine Blase am Goldmarkt

25.04.2013  |  Eugen Weinberg
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Allerdings ist heute der Anteil der Europäer und Nordamerikaner an der Investmentnachfrage laut World Gold Council mitweniger als 50% deutlich niedriger als damals (über 70%). Dafür belief sich der Anteil der Chinesen und Inder im letzten Jahr auf knapp 40%, während sie vor 33 Jahren nur einen vernachlässigbaren Teil der Investmentnachfrage ausmachten. Diese Nachfrage dürfte deutlich nachhaltiger sein als jene aus den westlichen Industrieländern. Denn ihr Motivist weniger eine Absicherung gegen einen Zusammenbruch des Finanzsystems. Vielmehr dürften die gestiegenen Einkommen und die in dieser Region generell höhere Inflationsrate wesentliche Investitionsmotive sein.

Es gibt einen weiteren großen Unterschied zwischen 1980 und heute: Der Preisrückgang damals wurde durch eine Straffung in der US-Geldpolitik ausgelöst. Der US-Leitzins wurde von Oktober 1979 bis März 1980 von 11,5% auf 20% angehoben. Dadurch stieg der Realzins kräftig, was Gold aus Sicht der Anleger weniger attraktiv machte (Grafik 4). Aktuell ist lediglich ein früheres Ende der Fed-Anleihekäufe vorstellbar. Von bevorstehenden Zinsanhebungen der US-Notenbank kann derzeit keine Rede sein, geschweige denn in einer Größenordnung wie vor 33 Jahren.

Ebenfalls gilt zu bedenken, dass Gold trotz des kontinuierlichen Preisanstiegs in den vergangenen Jahren noch immer nur einen kleinen Anteil in den Portfolios der Privatanleger ausmacht. Laut World Gold Council machten die privaten Goldbestände im Juni 2011 nur ca. 1% des globalen Finanzanlagevermögens aus. Selbst wenn man alles bereits geförderte Gold berücksichtigt, macht dessen Anteil lediglich 6% derweltweiten Finanzanlagen aus.

Wir können bei Gold somit keine Anzeichen einer Blase erkennen. Von daher ist eine anhaltende Abwärtsbewegung des Goldpreises unwahrscheinlich. Privatanleger erachten das derzeitige Preisniveau bereits als Kaufgelegenheit. Die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren hat nach dem Preisrückgang spürbar angezogen. Der Absatz von US-Goldmünzen belief sich in einer Woche auf mehr als 100 Tsd. Unzen. Soviel Münzen werden sonst nur selten in einem ganzen Monat verkauft. Auch in China berichten Händler von einer "außerordentlichen" physischen Nachfrage. Im wichtigsten Goldnachfrageland Indien sollten die deutlich gesunkenen Preise ebenfalls zu einem merklichen Anstieg der Goldnachfrage führen.

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Aus unserer Sicht weist die aktuelle Situation eher Parallelen zum vorübergehenden deutlichen Preisrückgang im Oktober 2008 auf als zu anderen Blasen. Damals ist der Goldpreis binnen zweier Tage ebenfalls um knapp 200 USD je Feinunze gefallen, konnte die Verluste aber in den darauffolgenden drei Monaten wieder wettmachen. Auch im Herbst 2008 ging der Preisrückgang bei Gold mit einem Rückgang der Rohstoffpreise und einer Abwärtsrevision der globalen Wachstumserwartungen einher, weshalb die zuvor beträchtliche Angst der Investoren vor einer stärkeren Inflation deutlich abnahm. Ähnlich wie in den vergangenen Tagen sind auch vor 4½ Jahren vor allem kurzfristig orientierte Marktteilnehmer aus dem Goldmarkt ausgestiegen. Diese kehrten in den darauffolgenden Monaten wiederin den Markt zurück.

Das positive fundamentale Umfeld für Gold hat sich auch nach dem Preiseinbruch nicht verändert. Die Zentralbanken der Schwellenländer kaufen seit drei Jahren Gold. Angesichts des niedrigen Anteils von Gold in den Währungsreserven der Schwellenänder sollten die Zentralbanken das niedrigere Preisniveau in den kommenden Monaten zu weiteren Käufen nutzen. Als weiterer preisunterstützender Faktor ist die ultra-lockere Geldpolitik der Zentralbanken in den Industrieländern zu nennen. Die Realzinsen sind deshalb nach wie vor sehr niedrig (Grafik 4), was für eine Erholung der Investmentnachfrage im Jahresverlauf spricht. Zudem besteht nach den jüngsten Beschlüssen der japanischen Notenbank das Risiko eines globalen Abwertungswettlaufs. Hiervon sollte Gold als alternative Währung profitieren.

Es wird dennoch einige Zeit dauern, bis Gold einen neuen Aufwärtstrend aufnehmen wird. Denn der starke Preisrückgang hat den Ruf von Gold als sicherer Hafen und wertstabile Anlage erschüttert, zumal die genauen Hintergründe des Preisrutsches nach wie vor unklar sind. Auch das charttechnische Bild ist nach dem Unterschreiteneiniger wichtiger Unterstützungslinien angeschlagen. Zudem verzeichnen die Gold-ETFs weiterhin Abflüsse. Seit Jahresbeginn belaufen sich diese auf mehr als 300 Tonnen. Damit wurden alle Zuflüsse seit November 2011 wieder rückgängig gemacht (Grafik 5).




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