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Sparern droht der "Bail-in"

08.05.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 2 -
Schuldenschnitte im Papiergeldsystem

Was aber, wenn Sparer und Investoren erkennen, dass viele Banken im Euroraum unter "normalen“ Marktbedingungen gar nicht mehr profitabel und überlebensfähig sind? Und dass die Probleme nicht nur einige wenige, sondern eine ganze Reihe von Banken betreffen?

Diese Einsicht könnte vor dem Hintergrund der Pläne, Forderungen der Gläubiger zu löschen, zu einer Flucht aus Bankschuldverschreibungen und Einlagen führen, was vermutlich "schlechte Banken“ zuerst treffen würde. Sie würden dann noch stärker am "Rettungstropf“ der EZB und dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) hängen als bisher - und so zusehends die Steuerzahler und Sparer der Länder, die bisher noch als relativ stabil angesehen werden, belasten - etwa durch ein (Wieder-)Ansteigen der "Target-2-Salden“.

Schuldenschnitte in einem Papiergeldsystem hätten weitreichende volkswirtschaftliche Folgen. Ludwig von Mises (1881 - 1973) zeigte im Zuge der monetären Konjunkturtheorie der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, dass "Zirkulationskredite“- das sind Bankkredite, durch die Banken ungedecktes Kreditgeld ("Umlaufsmittel“) schaffen - zunächst einen "Boom“ in Gang setzen, der aber in einem "Bust“, einer Rezession-Depression, enden muss.


Verlust der Ersparnisse

Um das ein oder andere Mal mag es den Regierungen und ihren Zentralbanken zwar gelingen, einen herannahenden Bust in einen neuen Boom umzumünzen. Doch irgendwann kollabiert der Papiergeldboom, so Mises‘ Erkenntnis.

Die Sparer, die ihre Altersvorsorge in Papiergeld denominierte Zahlungsversprechen investiert haben, werden in jedem Fall verlieren. Sie werden entweder Zahlungsausfälle erleiden, weil Bankeinlagen sowie Staats-, Bank- und Unternehmensverbindlichkeiten, die im Zuge eines Papiergeldsystems aufgehäuft wurden, nicht mehr (vollständig) zurückgezahlt werden. Oder aber die Zahlungsforderungen, die sie halten, werden zurückgezahlt mit entwertetem Geld. In beiden Fällen werden die Ersparnisse zerstört. Das ist das hässliche Ergebnis des Papiergeldsystems.


Zinssenkung der EZB

Die Zeichen mehren sich, dass die EZB ihren Leitzins bald absenken könnte - vielleicht schon am kommenden Donnerstag, den 2. Mai 2013 (der EZB-Rat kommt hier in Bratislava zusammen). Der EZB-Leitzins sollte nach unserer Einschätzung früher oder später 0,0 bis 0,25 Prozent erreichen - was dem Niveau in den Vereinigten Staaten von Amerika entsprechen würde. Ausschlaggend für eine solche Zinsentscheidung dürfte zum einen die weiter nachgebende Konjunktur im Euroraum sein (unsere Schätzung für das Wirtschaftswachstum im Euroraum in 2013 ist -1,0 Prozent J/J, wobei die anhaltende Rezession auch stärker ausfallen könnte). Zum anderen wird der EZB-Rat versuchen wollen, durch eine Verbilligung der Zinsen die prekäre Finanzlage vieler Geldhäuser zu verbessern.

EZB-Leitzinsen und Geldmarktzinsen in Prozent

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Quelle: Thomson Financial


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


(1) Siehe hierzu: Europäische Kommission, Neue Krisenmanagement-Maßnahmen zur Vermeidung künftiger Bankenrettungen, IP/12/570, 6. Juni 2012.



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