Der Grenznutzen von Silber
11.08.2011 | Prof. Antal E. Fekete
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Mit dem Greshamschen Gesetz hat das nichts zu tun. Die Menschen werden nicht aufhören zu essen, sie werden sich auch nach wie vor im Winter wärmen - nur um ein schwer missverstandenes und falsch zitiertes ökonomisches Gesetz in Ehren zu halten, das dem Finanzberater der Queen Elizabeth II zugeschrieben wird. Was das Bedürfnis der Menschen, zu essen und sich zu wärmen, angeht, so werden die Silberdollars hier NICHT von den Papierdollars aus dem Umlauf gedrängt. Eine korrekte Zitierweise und Lesart des Greshamschen Gesetzes wäre übrigens, dass abgenutzte Silbermünzen die nicht abgenutzten aus dem Umlauf verdrängen würden, VORAUSGESETZT, der Staat erhebt die abgenutzten Münzen zum gesetzlichen Zahlungsmittel und zwingt die Menschen, diese Münzen eben nur zum Nennwert zu nutzen. Ohne diese Bestimmungen zugunsten der gesetzlichen Zahlungsmittel, würden die Menschen bei Einkäufen ihre Silbermünzen nach Gewicht abrechnen anstatt nach Zahl und auf Geheiß.
Es steht außer Frage, dass die Silbermünzen auch zirkulieren werden, sobald der Aufschlag auf frisch geprägte Münzen auf Null gesunken ist - vorausgesetzt, die staatliche Prägung wird in guten wie in stürmischen Zeiten offen gehalten. Schon jetzt werden Staaten und Regierungen gedrängt, die Prägeanstalten für Silber zu öffnen. Dem Drängen wurde noch nicht nachgegeben, im Wissen, dass ihre Banken insolvent sind und diesen Schock - verursacht durch den Wegfall des Schutzes von gesetzlichem Papiergeld - nicht verkraften würden. Sie hoffen, dass sich ihre insolventen Banken, wenn sie nur die Zeit bekommen, selbst heilen können.
Der chinesische Staat bleibt noch aus einem zusätzlichen Grund zurückhaltend: Er möchte möglichst viele seiner Dollarüberträge in Silber konvertieren, bevor er Silber als gesetzliches Zahlungsmittel einführt. Die Chinesen hoffen darauf, dass sie die unvermeidlich anstehenden Verluste ihrer Dollarkonten mit den Gewinnen ihrer Silberkonten kompensieren können. Bei ihren Silberkäufen müssen jedoch sehr behutsam verfahren, um nicht alles über den Haufen zu werfen. Mit ihrer abwartenden Haltung nehmen die Chinesen ein kalkuliertes Risiko auf sich, gleichzeitig beobachten sie mit Adleraugen, was die anderen Regierungen machen. Sie wollen ganz sicher nicht, dass ihnen Indien oder Mexiko zuvorkommen. Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Ich war letztes Jahr in China und traf dort verschiedene einflussreiche Amtträger. Mir blieb der Eindruck, dass die in Amerika ausgebildeten Vertreter des Bankenestablishments an einer Überdosis Amerika-Verehrung leiden. Während ihrer Studien an US-Universitäten haben sie den keynesianischen Köder geschluckt, den sie nicht aus ihrem System entfernen können. Diese Leute lachten mich aus dem Seminarraum heraus, als ich ihnen von den Vorzügen eines metallischen Geldsystems erzählen wollte.
Ich traf aber auch andere, die völlig immun gegen die Amerika-Verehrung waren. Und wenn sie Kommunisten waren, dann hinderte sie das auf jeden Fall nicht daran, eine neue politische Strategie zu verbreiten, die vorsieht, dass chinesische Bauern so viele Edelmetalle erwerben dürfen, wie sie wünschen. Diese Politik ergibt nur dann Sinn, wenn China den langfristigen Plan hegt, Silber als gesetzliches Zahlungsmittel zu etablieren. Natürlich muss dieser Plan, falls er Wirkung zeigen will, vorerst geheim bleiben.
Befragt, ob sie nicht fürchten würden, dass Amerika ihnen dabei zuvorkommt, bekäme man als Antwort ein enigmatisches Lächeln. Und sie würden etwas brummeln - so ungefähr, dass es manchmal das Risiko wert sei, davon auszugehen, dass die Diebe, die einem mit räuberischen Absichten entgegentreten, zwar ziemlich gut im Stehlen sind, dafür vielleicht aber sehr dürftige Pokerspieler.
Denken Sie darüber nach. Die USA könnten das Silberspiel gegen China vielleicht schon verloren haben. Vielleicht bewahren die Chinesen die kommunistische Fassade nur aus einem Grund: Sie wollten die Amerikaner im falschen Gefühl der Sicherheit wiegen, dass sie nie und nimmer Silber und Gold zu gesetzlichen Zahlungsmitteln machen würden. Und hatten sie sich nicht erst demütig das Joch des uneinlösbaren Papierdollars auferlegen lassen? Das Beispiel Japan - als Lehensgut Amerikas - spricht die Chinesen nicht an; aber noch sind sie nicht bereit, sich von der Dollar-Futterstelle loszureißen.