Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Manipulation der "freien" Märkte und die sich daraus ergebenden Aussichten

07.05.2013  |  Dr. Dietmar Siebholz
- Seite 2 -
Warum ich so sicher bin? Ganz einfach: Wo es Schuldner gibt, muss es in gleichem Maße auch Gläubiger geben. Und bei einer Sanierung überschuldeter Systeme muss eine Partei nachgeben oder beide. Die Schuldner sind die großen Unternehmen, die Staaten und die Banken, die Gläubiger sind in der Regel die Kapitalsammelstellen (der kleinen und mittleren Leute), der Mittelstand und die Rentner eventuell auch noch ausländische Kapitalanleger. Wer meinen Sie, wird nachgeben müssen? Wären Sie bereit, mit mir zu wetten? Spätestens nach Zypern wissen wir es: Da werden alle Gesetze gebrochen (die gelten natürlich nicht für die reichen und korrupten Russen) und es wird einfach so der Eigentumsbegriff auf dem Müllhaufen der Geschichte geopfert.

Ich hörte in den letzten Tagen oft die Meinung, das war Zypern und das gilt nicht für uns. Täuschen Sie sich nicht, wir sahen nur die Blaupause für alles weitere künftige Vorgehen. Warum ich so sicher bin? Die Fachleute von der Boston Consulting Group haben diesen Vorschlag schon vor fast zwei Jahren erarbeitet und keiner hat sie so ernst genommen (siehe D. Siebholz - "Meine Meinung zu ... Mesapotamia MM Nr. 0840 vom 31.12.2011"). Auch, dass der diese Analyse leitende Mitarbeiter der Boston ConsultingGroup Levin Lelle inzwischen beim Bundesamt der Finanzen angestellt ist, hat niemand so richtig zur Kenntnis nehmen wollen.

Nun zu des Pudel´s Kern: Sie wissen vielleicht, dass regelmäßig die internationalen übergeordneten Finanzinstitutionen wie der IWF (IMF), BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel) u.a. "Empfehlungen" (auf Englisch "recommendations" genannt) erteilen. An die können sich die Empfänger halten oder nicht. Bisher haben sie sich an diese Empfehlungen gehalten, siehe "Basel I ff" etc. Ganz besonders wichtig für den Goldmarkt war ja die "Empfehlung" in 1998/1999 an die Notenbanken, wie verliehenes oder zwischen Notenbanken geswaptes Gold zu bilanzieren wäre. Die Empfehlung lautete, dass die verleihende Notenbank, falls der Verleihungskontrakt eine sichere Forderung, das Gold wieder nach Ablauf des Kontraktes zurückzuerstatten, beinhaltete, das an sich ja ausgegebene Gold weiterhin als "Goldforderung" in der Bilanz und zusammen mit dem physischen Goldbestand auszuweisen.

Nur böse Geister wie die GATA (und der Siebholz) interpretierten und interpretieren das mit der Absicht, den Markt über den wirklich physischen Bestand an Gold bei den Notenbanken zu täuschen. Wir werden es bald sehen, wenn es in die von mir erwartete Endrunde geht, wer recht hat und wie viele von den behaupteten ca. 31.700 Tonnen Gold noch bei den Notenbanken aufzufinden sind. Ich glaube, dass es realiter viel weniger Tonnen sind.

Ich erwähne diese Empfehlung nur, um die moralische Qualität dieser Empfehlung zu beschreiben; ein privater Kaufmann würde einen Wohnsitzwechsel in die Institution mit der gesiebten Luft vornehmen müssen, wenn seine Firma durch ähnliche Bilanzierungsgimmicks in Vermögensverfall geriete.

Nun aber gibt es eine neue Empfehlung (Recommendation No. 10"), die, wie man mir berichtete, von sehr vielen Finanzinstitutionen getragen wurde. Diese Empfehlung erging einige Wochen vor der Zypernkrise und wird inzwischen als das "Bail-In-Papier" (also im Gegensatz zum Bail-Out, das die Sanierung durch Garantieübernahmen bezeichnet) zur Erläuterung des "Hair-Cuts" in Zypern verwendet.

Ich zitiere aus diesem Papier (auf Englisch): “National authorities should adopt crisis management and resolution strategies that reduce moral hazard by minimizing public expenditures. Losses should be allocated among shareholders and other creditors, where possible; and private sector resolutions rather than public ownership should be facilitated. Where temporary public ownership is necessary, authorities should seek to return assets to private ownership and management as soon as possible. At the time of public intervention (SIC!!), national authorities should seek to develop public understanding about the amount of fiscal support that may be necessary. Estimates of the time horizon for intervention, risk sharing arrangements and the possible losses borne by the taxpayers”.

Was wird hier empfohlen? Die Risiken aus den Problemfeldern sollten wenn möglich nicht auf dem öffentlich-rechtlichen Bereich lasten, sondern auf dem privaten Bereich abgeladen werden. Ferner sollten Verluste nicht bei der öffentlichen Hand, sondern bei den Aktionäre (ja, richtig!) und bei "anderen Kreditoren" (seit wann sind denn Aktionäre Kreditoren, habe ich da etwas Falsches an der Bankakademie gelernt? Auf der gleichen Seite einer Bilanz zu stehen, muss ja nicht bedeuten, dass man in eine Bilanzierungsklasse gehört, oder muss ich nun mein Bankkaufmanns-Zertifikat abgeben?.

Hier lässt man die Katze aus dem Sack: Die Kreditoren der Banken sind ja wohl alle die, die meinen, bei ihren Banken ein Guthaben zu unterhalten. Nein, sie sind nur Gläubiger der Banken also Kreditoren. Haben Sie es jetzt verstanden, warum Zypern kein Ausnahmefall war?

Die Liste derjenigen Institute, die offenbar diese Empfehlung unterzeichnet haben sollen, ist lang: Schweizer Finanzmarktaufsicht, Federal Deposit Insurance Authority (USA). Banco Central de la Republica Argentina, Commission Bancaire, Belgien, Banco Central do Brasil, Office of the Superindentant of Financial Institutions, Kanada, Commission Bancaire, Frankreich, Deutsche Bundesbank. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Banco d´Italia, Bank of Japan, Financial Services Agency, Japan, Commission des Surveillance du Secteur Financier, Luxemburg, De Nederlandsche Bank, Banco de Espana, Sveriges Riskbank, Schweizer Nationalbank, Bank of England, Financial Services Authority Board of Governors of the Federal Reserve System, Federal Reserve Bank of New York, Office of the Comptroller of the Currency, USA, Office of Thrift Supervision, USA, European Commission, European Central Bank, Financial Stability Board, USA, Basel Committee on Banking Supervision …

Im Jahre 1999 hatte ich ein langes und sehr aufschlussreiches Gespräch mit einem der eindrucksvollsten Männer, die ich je kennengelernt habe, nämlich mit Jim Sinclair (November 1999 in New Orleans). Dieser Mann hat in den letzten 50 Jahren immer eine klare und langfristige Vorstellung zu den Dingen gehabt, die auf uns zukommen. Seine Kommentare haben mich auch geprägt und sind zu einem Bestandteil meiner Auffassungen geworden.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"