Gegenbewegung nach beschleunigter Goldhausse möglich
22.08.2011 | Thorsten Proettel
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Stimmung aktuell zu pessimistisch Der crash-artige Einbruch an den Aktienmärkten erscheint angesichts der Lage der Realwirtschaft übertrieben und eine zumindest partielle Erholung mittelfristig wahrscheinlich. Daneben zeichnet sich in der europäischen Staatsschuldenkrise trotz aller Dementis der Politiker immer deutlicher die Einführung von so genannten Euro-Bonds sowie einer Transferunion ab. Unabhängig von hiermit möglicherweise verbundenen negativen Anreizwirkungen und der Frage der langfristigen Finanzierung der Zinslasten könnten diese Maßnahmen eventuell eine tragfähige Lösung darstellen.
Immerhin wird von vielen internationalen Investoren dringend eine Alternative zum US-Staatsanleihenmarkt gesucht, so dass Euro-Bonds mit gutem Rating gerne gekauft werden dürften. Die EZB hat mir ihrem Kauf von italienischen und spanischen Staatsanleihen zudem signalisiert, eine Eskalation der Krise zu unterbinden.
Vorerst Abnahme der Anlegerkäufe erwartet
Vor dem oben skizzierten Hintergrund ist eine Aufhellung der Marktstimmung und damit eine spürbare Abkühlung der Goldkäufe durch Privatanleger in den kommenden Wochen zu erwarten. Da insbesondere ein Teil der jüngsten Zukäufe im ETC/ETF-Segment offenbar nur kurzfristiger Natur war, kann hierdurch ebenso Druck aufkommen, wie durch die nach dem starken Preisanstieg derzeit nur schleppenden Schmuckkäufe in den Schwellenländern. Während der Goldhausse der letzten Jahre kam es nach kurzfristig stärkeren Anstiegen immer wieder zu deutlicheren Rücksetzern zwischen 11% (Ende 2009) und 21% (Anfang 2006), die jeweils einen Teil der zuvor erreichten Preissteigerung wieder ausglichen. Nach diesem Muster ist aktuell ebenfalls eine Konsolidierung möglich.
Gründe für Hausse weiter intakt
Ingesamt sind derzeit jedoch noch keine Anzeichen für eine Trendumkehr erkennbar. Die Verunsicherung von institutionellen und privaten Anlegern über die weitere Wirtschaftsentwicklung sitzt tief und dürfte sich angesichts der sinkenden Wachstumsprognosen auch auf absehbare Zeit nicht verflüchtigen. Eine umfassende Rückabwicklung der Goldkäufe der letzten Jahre ist schon allein aus diesem Grund nicht in Sicht. Ob sich die Transaktionen der Europäischen Zentralbank und der Umbau der Finanzpolitik zur Rettung des Euros bewähren, wird sich erst mittel- bis langfristig zeigen.
Daneben steht den USA nach Aussagen von Notenbankchef Bernanke noch für weitere zwei Jahre eine Politik des billigen Geldes bevor. Zusätzliche Maßnahmen wie eine erneute quantitative Lockerung können nicht ausgeschlossen werden. Auch aus diesem Grund zieht der Diversifizierungsbedarf unter den Notenbanken immer weitere Kreise. Nach der Herabstufung der USA durch S&P bekundete beispielsweise Südkorea Solidarität mit den Amerikanern und bekräftige, weiterhin US-Staatsanleihen kaufen zu wollen. Mittlerweile ist bekannt, dass die südkoreanische Zentralbank im Juni und Juli für insgesamt 1,24 Mrd. USD Gold kaufte. Insgesamt werden die Goldkäufe der Notenbanken dieses Jahr voraussichtlich mindestens doppelt so hoch wie noch 2010 ausfallen.
Fazit
Durch den starken Preisanstieg hat sich die Wahrscheinlichkeit für eine Konsolidierung erhöht. Kaufwillige Anleger sollten deshalb gestaffelt kaufen und vor allem Tage mit schwächerer Notierung nutzen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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