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Die Folgen der explosiven Schuldenmischung - Langfassung

28.08.2011  |  Manfred Gburek
Das muss man Ben Bernanke, dem Chef der US-Notenbank Fed, wirklich lassen, in puncto Psychologie hat er von seinem Vorgänger Alan Greenspan einiges dazugelernt: In der Abgeschiedenheit von Jackson Hole/ Wyoming hat er eine langweilige, aber beruhigende Rede gehalten, mit dem Hinweis auf die nächste Sitzung der Zentralbanker am 20. September Zeit herausgeschunden und den Politikern drüben wie hüben Hausaufgaben mit auf den Weg gegeben. Ganz nach dem Motto: Ich allein kann das internationale Schuldenproblem nicht lösen, jetzt seid ihr an der Reihe.

Daraufhin haben sich die Aktien- und Edelmetallmärkte mit Gewinnen bedankt, unter anderem mit einem Goldpreis von 1827 Dollar zum Börsenschluss am Freitag in den USA. Warum, liegt nahe: Zerpflückt man die Bernanke-Rede, ergeben sich deutliche Hinweise auf zusätzliche Geldspritzen für den Fall, dass die Wirtschaft weiter lahmen sollte. Nur müssen die Geldspritzen, so Bernankes Appell an die Politiker, dieses Mal bitteschön von fiskalischen Maßnahmen begleitet werden. Es geht nämlich darum, den Feind Nummer eins erfolgreich zu bekämpfen: die Deflation.

Warum Zentralbanker und Politiker die Deflation, also eine Preisspirale nach unten, ganz besonders fürchten, hängt zum einen mit den überlieferten Erfahrungen aus der Deflation zu Beginn der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts zusammen: Fallende Preise haben seit 1930 Erwartungen ausgelöst, dass sie weiter fallen würden. Die Folge damals: Weltwirtschaftskrise: Die Deflation mündete bekanntlich in eine Depression und diese letztlich mittelbar in den 2. Weltkrieg. Zum anderen muss man sich über das Wesen der Deflation und über ihr Pendant mit umgekehrten Vorzeichen, die Inflation, im Klaren sein:

Bei Inflation gibt es Gewinner, die Schuldner, und Verlierer, die Gläubiger. Das ist immer so; und die Inflation kann theoretisch bis ins Unendliche gehen, was anhand vieler Staatspleiten nachweisbar ist. Dagegen wäre es ein Trugschluss, wenn man einfach behaupten würde, bei Deflation seien Gläubiger immer die Gewinner und Schuldner die Verlierer. Denn zu den Gewinnern gehören Gläubiger in diesem Fall nur so lange, wie die Schuldner zahlungsfähig bleiben. Und weil die Zahlungsfähigkeit im Zuge der Deflation, also mit steigendem Geldwert, immer geringer wird, sind am Ende viele Gläubiger nicht Gewinner, sondern Verlierer.

Man braucht nicht erst die Geschichtsbücher zu bemühen, um auf Staatspleiten zu stoßen. Ein Blick in die Statistiken zu den aktuellen Schuldenquoten der meisten europäischen Länder und der USA genügt, um festzustellen, dass die Staatsschulden unter den heutigen Bedingungen auf keinen Fall mehr zurückgezahlt werden können. Nun sind in diesem Fall Geschäftsbanken einschließlich der Zentralbanken die Hauptgläubiger der Staaten. Die großen Geschäftsbanken sind "too big to fail" (pleitenresistent), das heißt, sie werden im Zweifel von ihren Schuldnern, den Staaten, gerettet - ein in sich geschlossenes, geradezu perverses System. Dessen Besonderheit besteht darin, dass die Zentralbanken schon einen Teil der staatlichen Aufgaben übernommen haben, indem sie Staatsanleihen kaufen. Dadurch werden die Geschäftsbanken von dem Schicksal befreit, die von ihnen gehaltenen Staatsanleihen in dem Umfang abschreiben zu müssen, wie zur Bereinigung ihrer Bilanzen erforderlich wäre. Das haben die Börsianer längst erkannt und die Kurse der Bankaktien folgerichtig in den Keller geschickt.

Das alles kann auf Dauer nicht gut gehen. Deshalb kaufen sich Politiker und Zentralbanker Zeit, indem sie mittlerweile schon im Wochenrhythmus unhaltbare Versprechen abgeben und diese, wie jetzt Ben Bernanke, mit Psychotricks verbinden. Die Folge: entweder Ende mit Schrecken (plötzlicher Kollaps der führenden Währungen Euro und Dollar im Verhältnis zu realen Werten, wie Gold und Aktien solider Unternehmen, aber auch im Verhältnis zu soliden Währungen, wie Schweizer Franken und Norwegenkrone) oder Schrecken ohne Ende (schleichende Entwertung von Euro und Dollar im Verhältnis zu realen Werte und soliden Währungen). Zurzeit spricht mehr für die zweite Alternative.




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