Das Signal des stabilen Euro
29.08.2011 | Robert Rethfeld
Politiker in aller Welt sorgen sich um die Stabilität des Euro. Und mit Ihnen die Bürger. Den Euro ficht dies nicht an. Die europäische Gemeinschaftswährung stieg gegenüber dem Schweizer Franken innerhalb der vergangenen 14 Handelstage um 16 Prozent (nach zuvor allerdings dramatischem Fall). Der Euro/Dollar-Kurs stabilisierte sich am Freitag bei knapp 1,45.
Wir meinen, dass diese - angesichts der Diskussion um ein Auseinanderbrechen der Eurozone bemerkenswerte - Stabilität des Euro nicht einfach ignoriert werden sollte. Der Markt unterbreitet ein Signal, das es zu dechiffrieren gilt.
Der Euro/Dollar weist seit dem Ende der Goldpreisbindung Anfang der 1970er Jahre eine positive Korrelation zur Entwicklung der offiziellen US-Inflationsrate auf. Nachfolgend dargestellt ist der Chartverlauf seit 1998.
Ein steigender Euro/Dollar bedeutet in der Regel eine anziehende US-Inflationsrate. Sollte der Ausbruch im Euro/Dollar gelingen - wofür die Ausbildung einer charttechnischen Flagge (blaue Linien folgender Chart) in den vergangenen Jahren sowie die Konsolidierungsformation der vergangenen Monaten spricht - würde dies steigende US-Inflationsraten implizieren.
Angesichts der Diskussion um eine erneute weltweite Rezession erscheint ein Anstieg der US-Inflationsrate geradezu schizophren, oder nicht? Doch in den Jahren 1973 bis 1975 geschah Ähnliches. Damals fielen die Aktienmärkte, während Inflation und Euro/Dollar anzogen.
Die Auswirkungen eines steigenden Euro/Dollar auf das weltwirtschaftliche Handelsgleichgewicht werden derzeit kaum untersucht. Einfach deshalb nicht, weil nur wenige Analysten eine solche Entwicklung überhaupt in Betracht ziehen. Ein starker Euro wäre für europäische Exportnationen wie Deutschland oder Holland von Nachteil. Die Exporte in den Dollar-Raum würden sich verteuern. Gleichzeitig würde Deflation importiert werden. In den bereits von wirtschaftlicher Schwäche gekennzeichneten PIIGS-Staaten würde sich die Malaise durch die importierte Deflation verstärken.
Aus Sicht der US-Führung durchkreuzt die Diskussion um das Auseinanderbrechen des Euro die eigenen Pläne. Der politische Wille in den USA ist im Hinblick auf eine Abwertung des US-Dollar sehr ausgeprägt. Denn dieser ist unbedingt auf die Schaffung von Arbeitsplätzen im eigenen Land ausgerichtet. Schließlich finden im November 2012 Wahlen statt. Eine Wiederwahl Obamas bei einer Arbeitslosenquote von 9 Prozent erscheint unwahrscheinlich.
Fazit: Der stabile Euro signalisiert, dass die Amerikaner ihren Willen durchzusetzen beginnen. Der US-Dollar zeigt gegenüber Euro, Remnimbi und Yen Schwäche. Für die Schaffung von Arbeitsplätzen nimmt die US-Regierung eine steigende Inflationsrate in Kauf. Bisher profitierte die Exportnation Deutschland von einem schwachen Euro. Diese Zeit scheint abzulaufen. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands beginnt zu wanken. Die relative Schwäche des DAX zum US-Markt dürfte unter anderem einer solchen Veränderung geschuldet sein. Wie sich in den 1970er Jahren zeigte, kann eine weltweite Rezession bzw. wirtschaftliche Abschwächung auch unter solchen Bedingungen gedeihen. Und: Wird der Euro stärker, ist ein Japan-Szenario wohl kaum in den USA, wohl aber in Europa denkbar.
© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de
P.S.: Wir schauen hinter die Märkte und betrachten diese mit exklusiven Charts! Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7.30 und 8.00 Uhr eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.
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Der Euro/Dollar weist seit dem Ende der Goldpreisbindung Anfang der 1970er Jahre eine positive Korrelation zur Entwicklung der offiziellen US-Inflationsrate auf. Nachfolgend dargestellt ist der Chartverlauf seit 1998.
Ein steigender Euro/Dollar bedeutet in der Regel eine anziehende US-Inflationsrate. Sollte der Ausbruch im Euro/Dollar gelingen - wofür die Ausbildung einer charttechnischen Flagge (blaue Linien folgender Chart) in den vergangenen Jahren sowie die Konsolidierungsformation der vergangenen Monaten spricht - würde dies steigende US-Inflationsraten implizieren.
Angesichts der Diskussion um eine erneute weltweite Rezession erscheint ein Anstieg der US-Inflationsrate geradezu schizophren, oder nicht? Doch in den Jahren 1973 bis 1975 geschah Ähnliches. Damals fielen die Aktienmärkte, während Inflation und Euro/Dollar anzogen.
Die Auswirkungen eines steigenden Euro/Dollar auf das weltwirtschaftliche Handelsgleichgewicht werden derzeit kaum untersucht. Einfach deshalb nicht, weil nur wenige Analysten eine solche Entwicklung überhaupt in Betracht ziehen. Ein starker Euro wäre für europäische Exportnationen wie Deutschland oder Holland von Nachteil. Die Exporte in den Dollar-Raum würden sich verteuern. Gleichzeitig würde Deflation importiert werden. In den bereits von wirtschaftlicher Schwäche gekennzeichneten PIIGS-Staaten würde sich die Malaise durch die importierte Deflation verstärken.
Aus Sicht der US-Führung durchkreuzt die Diskussion um das Auseinanderbrechen des Euro die eigenen Pläne. Der politische Wille in den USA ist im Hinblick auf eine Abwertung des US-Dollar sehr ausgeprägt. Denn dieser ist unbedingt auf die Schaffung von Arbeitsplätzen im eigenen Land ausgerichtet. Schließlich finden im November 2012 Wahlen statt. Eine Wiederwahl Obamas bei einer Arbeitslosenquote von 9 Prozent erscheint unwahrscheinlich.
Fazit: Der stabile Euro signalisiert, dass die Amerikaner ihren Willen durchzusetzen beginnen. Der US-Dollar zeigt gegenüber Euro, Remnimbi und Yen Schwäche. Für die Schaffung von Arbeitsplätzen nimmt die US-Regierung eine steigende Inflationsrate in Kauf. Bisher profitierte die Exportnation Deutschland von einem schwachen Euro. Diese Zeit scheint abzulaufen. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands beginnt zu wanken. Die relative Schwäche des DAX zum US-Markt dürfte unter anderem einer solchen Veränderung geschuldet sein. Wie sich in den 1970er Jahren zeigte, kann eine weltweite Rezession bzw. wirtschaftliche Abschwächung auch unter solchen Bedingungen gedeihen. Und: Wird der Euro stärker, ist ein Japan-Szenario wohl kaum in den USA, wohl aber in Europa denkbar.
© Robert Rethfeld
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