Edelmetalle "Milchmädchenhausse" oder doch eher "Asiatenhausse"?
05.09.2011 | Thorsten Proettel
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Notenbanken verstärkt auf Käuferseite aktiv
Weitere Treiber der Goldhausse sind diverse Notenbanken aus Staaten mit hohen Währungsreserven, die offenbar aus Diversifizierungsgründen und aus Ablehnungen gegenüber der Geldpolitik in den USA und in Euroland Edelmetall kaufen. So erhöhte die russische Notenbank ihre Goldbestände von rund 400 Tonnen im Jahr 2007 auf derzeit etwa 840 Tonnen. Sie hat damit knapp 8% ihrer Währungsreserven in Gold investiert. Im Frühjahr überraschte die mexikanische Notenbank mit Goldkäufen von über 90 Tonnen den Markt. Mittlerweile haben die Mexikaner ihre Bestände um weiter 5,9 Tonnen auf 106 Tonnen aufgestockt. Im August gab zudem die Notenbank Südkoreas bekannt, 25 Tonnen Gold im Juni und Juli gekauft zu haben. Seoul verfügt nun über 39,4 Tonnen des Edelmetalls. Insgesamt erwarb der Notenbanksektor im ersten Halbjahr 2011 bereits etwa 190 Tonnen Gold und damit mehr als ursprünglich von uns erwartet. Wir heben deshalb unsere Schätzung für die Notenbankkäufe im Jahr 2011 von 250 Tonnen auf 330 Tonnen an.
Ausblick grundsätzlich positiv
Ein weiterer Einbruch des Goldpreises wie in der letzten Woche wäre theoretisch möglich, wenn sich viele Anleger gleichzeitig entschließen, aus dem Markt auszusteigen und hierbei eine Lawine lostreten, in der immer mehr Anleger zur Gewinnsicherung oder Verlustbegrenzung ebenfalls verkaufen. Hiernach sieht es momentan jedoch nicht aus, da die Motive für den Golderwerb der meisten Menschen nach wie vor vorhanden sind. Wie beschrieben kommen zu dem bestehenden Vertrauensverlust der Anleger noch die Goldkäufe der Menschen in den Schwellenländern und der Notenbanken hinzu. Somit überwiegt derzeit die Wahrscheinlichkeit für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Problematisch wäre allerdings, wenn es wider Erwarten in den USA zu einer Rezession kommen sollte. Zwar ist in diesem Fall wieder mit stärkeren Anlegerkäufen in der westlichen Welt zu rechnen. Die Einkommensverluste in den Lieferantenländern der USA, insbesondere in China, könnten diesen Effekt jedoch durch dort dann niedrigere Goldkäufe überkompensieren.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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