Gold und Bitcoin: Währungen der Zukunft - James Turk
29.05.2013 | The Gold Report
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The Gold Report: Ist Bitcoin ein Anlageinstrument? James Turk: Nein. Denn weder Gold noch Bitcoin generieren Cashflow. Beides sind sterile Assets. Investitionen generieren Cashflow. Man riskiert das eigene Geld in der Hoffnung, dass das Investment einen Cashflow generiert.
Gold ist Geld. Wenn der Goldpreis steigt, dann wird im Grunde nur Vermögen mitgenommen, das schon kreiert wurde und sich in den Händen der Beisitzer von Fiat-Währung befand - auf diesem Weg wird Vermögen zu den Goldeigentümern transferiert.
Dasselbe Konzept gilt auch für Bitcoin. Bitcoin ist Geld und keine Investition. Der Bitcoin-Kurs kann steigen oder fallen, so wie auch der Goldpreis. In dieser Hinsicht kann man Bitcoin, genau wie Gold, als Wertspeicher bezeichnen. Der Unterschied ist nur, dass Gold eine 5.000-jährige Geschichte hat; Bitcoin ist deutlich jünger. Man wird erst noch sehen, wie sich Bitcoin als Wertspeicher in den kommenden Jahren entwickelt, aber ganz abgesehen davon ist Bitcoin eine nützliche Währung, weil sie günstige globale Zahlungsabwicklung ermöglicht. Hier haben wir einen technologischen Fortschritt, der die Banken-Zahlungssysteme abhängt.
The Gold Report: Werden Regierungen und Staaten in Bitcoin eine Bedrohung sehen, weil sie eine Alternativwährung ist, die sie nicht kontrollieren?
James Turk: Sie könnten darin eine Bedrohung sehen, aber sie können nichts dagegen tun, außer sie beschlagnahmen jeden Personal Computer der Welt. Die Menschen beschäftigen sich mit Bitcoin, sie gewöhnen sich an sie. Eines Tages könnte es dann Bitcoin 2 oder Bitcoin 3 geben, die sogar noch besser als das Original sind.
Das ist das Schöne an Technologie. Technologie ermöglicht der Gesellschaft Fortschritt und eine Verbesserung der Lebensstandards aller. Kryptowährungen könnten die technologische Innovation sein, die uns aus den derzeitigen monetären Missständen, die mit staatlicher Kontrolle des Geldes einhergehen, holt und uns die Möglichkeit gibt, wieder lebhafte Wirtschaftsaktivität zu bekommen - und die ist eine Folge der Nutzung wertigen, soliden Geldes.
The Gold Report: Wie würden Sie mit Blick auf Ihren “Fear Index“ und den “Gold Money Index“ den Unterschied zwischen Wert und Preis erklären?
James Turk: Preis ist der Maßstab, den wir nutzen, wenn wir am Markt mit anderen Austausch betreiben. Wert ist, wie werthaltig etwas wirklich ist.
Mit anderen Worten: Ich könnte ein Haus besitzen, das 500.000 $ wert ist, es aber für 400.000 $ verkaufen. Der Käufer kauft es zu einem Preis, der unter dessen wahrem Wert liegt. Ich könnte das Haus aber auch für 600.000 $ verkaufen; dann kauft der Käufer ein Haus, dessen Preis über seinem wahren Werten liegt.
Um Gold richtig zu analysieren, müssen wir seinen Wert betrachten. Der Goldwert lässt sich messen, indem man es zu internationalen Währungen in Vergleich setzt.
Ich benutze den Fear Index, um Gold und Dollar zu vergleichen und den Gold Money Index, um die Rolle des Goldes im internationalen Handels- und Finanzwesen mit allen Devisenreserven der Zentralbanken der Welt zu vergleichen. Beide Indizes zeigen, dass Gold im Vergleich unterbewertet ist. Auch wenn der Goldpreis 12 Jahre am Stück gegenüber dem US-Dollar gestiegen ist, so bleibt er gegenüber dem Dollar weiterhin unterbewertet, weil der Dollar selbst genauso stark entwertet wird, wie der Goldpreis steigt.
Die andere Sache beim Gold ist, dass sein Wert nicht nur numerisch zur Geltung kommt. Gold ist Geld, das sich außerhalb des Bankensystems befindet. Weil es ein Sachwert ist, hat es kein Kontrahentenrisiko. Es ist also kein Geld, das von Versprechen der Banken oder des Staates abhängig ist.
Angesichts der Ereignisse in Zypern und der labilen Lage so vieler Banken auf der ganzen Welt bin ich der Meinung, dass jeder etwas Gold haben sollte, um sich vor der Möglichkeit einer noch viel größeren Bankenkrise zu schützen.
The Gold Report: Wie passen Sie mit Blick auf die jüngste Volatilität bei Gold und Silber Ihr Portfolio an? Welche Rolle spielen Barmittel, physisches Gold, Bergbauwerte und ETF dabei?
James Turk: Wer Gold kauft, sollte zuerst seine Ziele für sich definieren. Will man von den Bewegungen der Goldkurse profitieren? Oder möchte man einen Sicheren Hafen, der vor monetären Verwerfungen und Chaos bei den Banken schützt? Für jede Aufgabe möchte man schließlich auch das richtige Instrument haben, und das richtet sich nach der Zielstellung.
Falls Investoren einen Sicheren Hafen suchen, dann ist physisches Gold der richtige Weg - man sollte Goldbarren und Münzen haben. Falls Investoren aber von den Auf- und Abwärtsbewegungen der Goldkurse profitieren möchten, dann können sie unter den sogenannten Papiergold-Instrumenten auswählen. Das wären dann Futures, Optionen und ETF. In diesem Fall ist man aber kein Goldeigentümer, man setzt mit diesen Finanzinstrumenten eben nur auf die Entwicklung der Goldkurse, und daraus entstehen Kontrahentenrisiken.
Man sollte sich aber, das empfehle ich, eher auf “Gold als Sicheren Hafen“ konzentrieren: Man sollte Eigentümer physischen Golds sein und das Papiergold den professionellen Tradern und Spekulanten überlassen. Gold ist Teil der Cash-Komponente des eigenen Portfolios - also des Liquiditätsanteils.