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Auf dem Weg zur Euro-Rettung

11.09.2011  |  Manfred Gburek
Als am Freitag der Rücktritt von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark bekannt wurde, purzelten die Aktienkurse noch mehr, als sie in den Stunden zuvor ohnehin schon gefallen waren - zu viel der Ehre für den Kämpfer gegen den Kauf von Anleihen durch die EZB, denn die kommt auch ohne ihn zurecht. Axel Weber hatte sein Amt bei EZB und Bundesbank bereits vor Stark niedergelegt und anschließend einen sicher nicht zu knapp dotierten Posten bei der Schweizer Großbank UBS bekommen. Stark wird es ähnlich ergehen, so sind nun mal die ungeschriebenen Gesetze, wenn jemand Karriere machen will: Erst anecken, dann einen medienwirksamen Absprung schaffen, am Ende den Karrieresprung versilbern lassen.

Der nächste Kandidat: Der demnächst scheidende EZB-Chef Jean-Claude Trichet. Er fuhr während der jüngsten Pressekonferenz aus Anlass der Zinsentscheidung - alles bleibt beim Alten - wieder einmal aus der Haut. Man möge die EZB doch endlich zu 13 Jahren Preisstabilität beglückwünschen, erwiderte er auf die Frage, ob der Kauf von Anleihen durch die oberste europäische Währungshoheit nicht doch zu sehr an deren Glaubwürdigkeit zweifeln lasse.

Wir werden uns an solche Wutausbrüche von Seiten des EZB-Chefs gewöhnen müssen. Im Bundestag sind sie inzwischen ja gang und gäbe - allerdings mit dem Unterschied, dass dort Polemik vorherrscht. Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen für die wachsende Gereiztheit. Die zurzeit wichtigste ist, dass weder Politiker noch Zentralbanker bei der Lösung der komplexen Probleme - Staatsschulden, Rezessionsgefahr, Euro-Durcheinander, Pattsituation in den USA usw. - nicht von der Stelle kommen. Stattdessen kurieren sie mal hier, mal da an den Symptomen.

Die Folgen sind an den Märkten abzulesen: Während die Aktienkurse fallen, steigen die Kurse der Bundesanleihen immer noch, obwohl sie nur erbärmliche Renditen bringen. Zur Abwechslung geht mal wieder der Euro gegenüber dem Dollar in die Knie, obwohl der Vergleich der Konjunktur in Europa und in den USA dagegen spricht. Die Schweiz hat zwar einen Versuch unternommen, den Franken ach seinem Höhenflug gegenüber dem Euro zu bändigen, aber der nachhaltige Erfolg dieser Maßnahme steht in den Sternen. Derweil sorgen potente Großanleger durch das Streuen von Gerüchten zusätzlich für Unruhe, um vom Auf und Ab zu profitieren. Das macht sich jetzt nicht mehr allein in hektischen Kursbewegungen an den Aktien- und Devisenmärkten bemerkbar, sondern auch beim Goldpreis.

Solange diese Entwicklung andauert, bleiben die Trends erhalten, knicken also die Aktienkurse zunächst weiter ein, geben die Kurse der Bundesanleihen kaum Terrain preis und nimmt der Goldpreis so lange Anlauf nach oben, bis er über das bisherige Hoch hinaus steigt. Dagegen sind bei den Währungen bis auf Weiteres keine eindeutigen Trends auszumachen.

Die zum Teil emotional geführte Diskussion über Eurobonds ist derweil in den Hintergrund getreten. Das wird nicht so bleiben. Denn unter welcher Bezeichnung auch immer sie eines Tages zur Realität werden, ist eine Frage der Zeit - allerdings einer sehr langen Zeit, weil es zuerst gilt, große rechtliche Hürden zu überwinden.

Hürde Nummer eins ergibt sich daraus, dass wahrscheinlich alle Euro-Länder ihre Verfassungen ändern müssten, um nicht gegen sie zu verstoßen. Die kürzliche Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Sachen Euro-Klage hat dazu einen Vorgeschmack gegeben.




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