Zahnpasta zurück in die Tube?
10.06.2013 | Robert Rethfeld
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Eine überraschende Aussage versteckt sich im folgenden Chart: Der Anteil der von der Fed gehaltenden US-Anleihen an der Gesamtverschuldung liegt mit 11,3% nur knapp oberhalb des historischen Durchschnittswertes.
Die US-Zentralbank erwirbt Staatsanleihen in einer ungewöhnlich hohen Größenordnung. Aber die Schulden der US-Regierung sind prozentual nahezu genauso stark gestiegen, so dass sich von der Fed gehaltene Anteil nicht auf einem außergewöhnlichen Niveau bewegt. Sprich: Aus Fed-Sicht dürfte wenig Notwendigkeit bestehen, die Zahnpasta zurück in die Tube zu drücken.
Ein Exit in Form des aktiven Verkaufs von US-Staatsanleihen wäre nur dann erforderlich, wenn die US-Staatsverschuldung sinken würde. Dies ist kaum zu erwarten, auch wenn das Congressional Budget Office (CBO) die Planungen für die Aufnahme neuer Schulden in 2013 und 2014 jüngst reduziert hat.
Da die Fed kaum noch im Besitz von Anleihen mit kurzer oder mittelfristiger Laufzeit ist (nächste Grafik), würde ein Halten bis zum Laufzeitende bedeuten, dass sich ihre Bilanzsumme in den kommenden Jahren kaum reduziert.
Die Fed kassiert von der US-Regierung den bei der Emission vereinbarten Zinssatz und überweist den Gewinn im Rahmen der Gewinnabführung an die US-Regierung zurück. Das ist letztendlich ein Nullsummenspiel.
Zum Ende der Laufzeit erhält die Fed den Nominalwert zurückgezahlt. Das kann - bei steigenden Zinsen - einen hohen Abschreibungsbedarf bedeuten. Aber nicht jetzt, sondern erst in der nächsten Dekade. Denn die durchschnittliche Laufzeit der von der Fed gehaltenen US-Staatsanleihen beträgt mehr sieben Jahre. Also kein Abbau des Ist-Zustandes. Wohl aber dürfte sich das Bestandswachstum verlangsamen. Denn im Fall einer Verringerung der Verschuldungsgeschwindigkeit - danach sieht es derzeit für 2013 aus - dürfte sich die Fed gezwungen sehen, ein sukzessives Auslaufen von QE3 einleiten.
Darüber wird jetzt diskutiert, und dies dürfte auch später im Jahr praktiziert werden. In der Diskussion ist eine Reduzierung der Käufe von 85 auf 65 Mrd. US-Dollar pro Monat. Aber auch andere Summen erscheinen möglich. In der nächsten Rezession dürfte - bei wieder steigender Verschuldungsgeschwindigkeit - der Geldhahn erneut aufgedreht werden.
Ein Zyklus für die Ewigkeit? Wohl nicht. Aber solange weder Inflation noch Zinsen deutlich anziehen, dürfte dieses Spiel fortgesetzt werden.
© Robert Rethfeld
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