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Goldbullenmarkt kurz erklärt

15.06.2013  |  Steve Saville
Es gibt eine einfache und sehr gute Möglichkeit, um sich der langfristigen Trends am Goldmarkt zu vergewissern: ein Vergleich der Kursentwicklungen am Goldmarkt mit den Kursentwicklungen am allgemeinen Rohstoffmarkt. Ein echter Goldbullenmarkt würde dazu führen, dass Gold, im Vergleich zu den meisten anderen Rohstoffen, höhere Hochs und höhere Tief ausbildet. Sollte Gold jedoch nur in nominalen Währungskursen steigen, gegenüber den meisten anderen Rohstoffen aber nicht, dann hätten wir einen allgemeinen, inflationsgetriebenen Rohstoffbullenmarkt, in dem Gold einfach nur mitzieht (alle langfristigen Rohstoffbullenmärkte sind durch monetäre Inflation angetrieben). Sollte die zweite Variante zutreffen, so wäre der Anstieg der Goldkurse nicht mehr als ein Ausgleich der Kaufkraftverluste von Währungen. Schauen wir also, wie sich Gold im Vergleich zum Continuous Commodity Index (CCI) entwickelt hat.

Im folgenden Chart des Gold:CCI-Verhältnisses können wir deutlich erkennen, dass Anfang 2001 ein langfristiger Goldbullenmarkt einsetzte. Der Chart zeigt zudem, dass der langfristige Bullenmarkt beim Gold auch von deutlichen zwischenzeitlichen Umschwüngen als auch von jahrelangen "abgehackten“ Seitwärtsbewegungen geprägt war. Mit anderen Worten: Seit Anfang 2001 hat sich der Goldmarkt alles andere als stetig entwickelt - auch wenn der langfristige Goldkurs in US $ Kontinuität nahelegt

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Die kurzfristigen Fluktuationen sind häufig willkürlich, die großen Wendepunkte und Umschwünge im Gold:CCI-Verhältnis sind hingegen eng mit wichtigen Ereignissen im monetären, wirtschaftlichen und finanziellen Bereich gekoppelt. Folgende Punkte sind dabei besonders wichtig:

1) Der langfristige Goldbullenmarkt begann wenige Monate nachdem der langfristige Bullenmarkt bei US-Aktien endete. Das war kein Zufall. Langfristige Goldbullenmärkte gehen ohne Ausnahme mit langfristigen Aktienbärenmärkten einher; ein langfristiger Aktienbärenmarkt wird als ein Zeitraum von 10 bis 20 Jahren definiert, in dem der Wert der Aktien (nicht unbedingt die Aktienkurse) nach unten tendiert. Das heißt unter anderem auch, dass der langfristige Goldbullenmarkt mit größter Sicherheit solange weiterlaufen wird, bis die Aktienwerte ihren absoluten Tiefpunkt erreicht haben oder kurz davor stehen. Man darf vernünftigerweise davon ausgehen, dass dieser Punkt noch Jahre in der Zukunft liegt, weil die Aktienwerte aktuell noch hoch sind und weil die durchschnittlichen Aktienbewertungen in den letzten 10 Jahren nicht einmal entfernt Stände erreicht hatten, bei denen in der Vergangenheit Bärenmärkte endeten.

2) Von Anfang 2001 bis Mitte 2002 stieg das Gold:CCI-Verhältnis 18 Monate lang kräftig an. Es ist kein Zufall, dass genau hier auch die Hauptphase der Wirtschafts- und Finanzkrise zu verorten ist, die unweigerlich auf dem inflationsgetriebenen Boom der 1990er folgte.

3) 2003 setzte dann ein weiterer Wirtschafts- und Finanz-Boom ein, der in Schüben bis ins erste Halbjahr 2008 reichte. In diesen 5 Jahren tendierte der Goldkurs in US $ nach oben, verglichen mit den meisten anderen Rohstoffen konnte Gold aber gerade einmal mithalten - und mehr kann man von Gold in einer Boom-Phase des Boom-Bust-Zyklus auch beim besten Willen nicht erwarten.

4) Der Boom von 2003-2007 wurde durch aggressive "monetäre Anpassungsmaßnahmen“ angetrieben, mit denen die Nachwehen des Booms der 1990er abgemildert werden sollten. Das führte dann unausweichlich zu einer neuen Krise. Diese neue Wirtschafts- und Finanzkrise stellte die Krisenjahre 2000-2002 in den Schatten. Sie hatte zudem zwei weitere unausweichliche Folgen: Das Gold-CCI-Verhältnis stieg viel stärker an und es folgten noch viel aggressivere “monetäre Anpassungsmaßnahmen”, um die Nachwehen des künstlichen Booms abzumildern, der aus den früheren geldpolitischen Maßnahmen erwachsen war.

5) Die globale Finanzkrise ging im Februar/März 2009 zu Ende, wodurch natürlich auch ein wichtiges Hoch im Gold:CCI-Verhältnis markiert wurde.

6) Anschließend korrigierte das Gold:CCI-Verhältnis für ca. 2 Jahre, während ein allgemeiner Erholungsseufzer durch die Finanzwelt ging und den falschen Eindruck entstehen ließ, dass die (zur Abmilderung der Folgen der letzten Krise) verordnete „monetäre Anpassungspolitik" nun den Grundstein für eine selbstragende Erholung legen würde.

7) 2011 regten sich dann Zweifel an der wirtschaftlichen Erholung - das Gold:CCI-Verhältnis setzte seinen Bullenmarkt fort. Quelle dieser Zweifel war in diesem Fall die Euro-Zone. Die Märkte fingen an, die Möglichkeit von Staatsschuldenausfällen und umfassenden Bankenzusammenbrüchen innerhalb der Eurozone zu diskontieren.

8) Die Ängste vor Staatsschuldenausfällen und Bankenzusammenbrüchen in der Euro-Zone erreichten dann Mitte 2012 ihren Höhepunkt - und somit, verständlicherweise, auch das Gold:CCI-Verhältnis.

9) Die Finanzwelt befindet sich jetzt erneut in einer Phase, in der steigende Aktienmärkte den falschen Eindruck entstehen lassen, dass “monetäre Anpassungspolitik" den Grundstein für eine selbsttragende Erholung legt. Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass dieser Eindruck falsch ist, weil monetäre Anpassungen ursächlich die Preis- und Kursgefüge verzerren, was wiederum Boom-Bust-Zyklen verursacht (ein ‘Bust' ist im Grunde nichts anderes, als der Versuch, die Verzerrungen der vorhergehenden Boom-Phase zu korrigieren). Je aggressiver die monetären Anpassungsmaßnahmen (zur Abfederung der Folgeprobleme des letzten Krise) ausfallen, desto größer wird die nächste Krise und desto stärker der nächste Anstieg im Gold:CCI-Verhältnis ausfallen.

Das derzeitige Schwanken zwischen Krise, Boom und noch größerer Krise wird nur dann enden, wenn sich die allgemeine Erkenntnis durchsetzt, dass es keinen Sinn hat, die Zinssätze zu drücken und große Geldmengen aus dem Nichts zu schöpfen, um Probleme zu lösen, die durch Zinssatzdrückung und großangelegter Geldschöpfung aus dem Nichts verursacht wurden. Von diesem Punkt scheinen wir aber noch weit entfernt, und das ist auch die Garantie dafür, dass wir noch weit vom Ende des Goldbullenmarktes entfernt sind.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 05. Juni 2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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