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Wenn das Geld stirbt: Interview mit Doug Casey (Teil I)

30.09.2011  |  The Gold Report
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The Gold Report: Werden ausschließlich Nordamerika und Europa betroffen sein?

Doug Casey: Hauptsächlich Nordamerika und Europa, aber auch in Japan wird es sehr ernst werden. Für China könnte es sogar noch desaströser werden. Die chinesische Immobilienblase ist sehr prall - aufgebläht durch Kredite der chinesischen Banken, die ihre Kredite wohl nicht mehr zurückbekommen werden. Sie werden alle Bankrott gehen, wobei auch die Ersparnisse der chinesischen Bevölkerung dahin gehen. Gleichzeitig werden diejenigen, die Immobilien- und Grundstücke besitzen, merken, dass diese viel weniger als beim Kauf wert sind. Diese Probleme werden zu sozialen Verwerfungen in China führen, Aufstände nach sich ziehen, möglicherweise Revolutionen - und wer weiß, was sonst noch. Die Folgen werden schrecklich sein.


The Gold Report: Viele Experten und Ökonomen sehen weiterhin anhaltendes Wachstum in China, wenn auch kein so hohes mehr. Und sie erwarten, dass die chinesische Mittelklasse auch weiterhin anwachsen wird.

Doug Casey: Das 21. Jahrhundert wird das chinesische Jahrhundert sein, aber die Verwerfungen und Fehlallokationen von Kapital der letzten 30 Jahre sind - trotz der wahrhaft phänomenalen Fortschritte, die das Land seither gemacht hat - schwerwiegend und müssen ausgemerzt werden. Ich bin immer noch sehr, sehr bullisch in Bezug auf China, aber eben langfristig. Ich denke, das Land wird die nächsten 10 Jahre durch den Fleischwolf gedreht. Ich weiß nicht, wie es anschließend aussehen wird; vielleicht wird China in fünf oder sechs unterschiedliche Länder zerfallen. Das wäre im Übrigen eine gute Sache. Die meisten Nationalstaaten der Welt wurden künstlich geschaffen und sind zu groß, um als politische Einheit beherrschbar zu sein.


The Gold Report: Ihr Ausblick auf China passt zu dem, was sie seit Jahren immer wieder sagen - dass wir es hier mit der "Greater Depression" zu tun haben. Sie ist ja auch das Thema ihrer Präsentation auf dem ausverkauften Casey-Research/ Sprott-Summit "When Money Dies" nächsten Monat im Phoenix. Ihre allgemeine Eröffnungsrede trägt den Titel "The Greater Depression Is Now". Sie hatten den Beginn mit 2007 festgesetzt, wir befinden uns also schon im vierten Jahr.

Doug Casey: Im Grunde kommt es darauf an, wo man mit der historischen Betrachtung ansetzt; man könnte auch sagen, dass die Depression zumindest für die Arbeiterklasse der USA schon in den frühen 1970er Jahren begann. Inflationsbereinigt und nach Steuern ist das, was sie an Geld mit nach Hause bringen in den vergangenen 40 Jahren real nicht mehr gestiegen. Doch die Definition einer Depression, die ich benutze, ist folgende: "Ein Zeitraum, in dem die Lebensstandards der meisten Menschen signifikant sinken."

Ersparnisse bedeuten, dass man im Rahmen seiner Verhältnisse lebt und für die Zukunft Kapital zur Seite legt. In den USA haben die Menschen seit vielen Jahren über ihre Verhältnisse gelebt - und nur darum geht es bei Schulden. Schulden bedeuten, dass man sich Geld gegen zukünftige Produktion leiht, und genau das machte und macht die USA.


The Gold Report: Wie lange wird diese "Greater Depression" dann also anhalten?

Doug Casey: Sie muss überhaupt nicht lang anhalten. Es könnte sich um eine recht kurze Zeit handeln, wenn die US-Regierung, die quasi die Grundursache ist, deutlich ihren eigenen Umfang zurückfährt und ihre nationalen Schulden ausfallen lässt, die ja im Grunde eine enorme Hypothek darstellt - die schwere Last für die kommenden Generationen von Amerikanern. Die Schulden werden so oder so ausfallen, aber höchstwahrscheinlich durch Inflation.

Ich bin ein Verfechter eines ehrlichen, offnen Schuldenausfalls, der auch diejenigen bestrafen würde, die durch ihre Kreditvergaben eben jene staatlichen Plünderungen und Verwüstungen mitfinanziert haben.

Wirtschaftliche Verzerrungen und Fehlallokationen von Kapital, das über Jahre in die Wirtschaft gedrückt wurde, muss liquidiert werden. Es könnte unangenehm aber kurz sein. Die Regierung wird aber wahrscheinlich genau das Gegenteil machen. Sie wird versuchen, die Wirtschaft und das System weiter zu stützen - und damit alles noch viel schlimmer machen, und das Problem dann durch Ausweitung ihrer Kriegsführung noch zusätzlich vergrößern. Das heißt, die Greater Depression könnte sehr lange andauern. In dieser Hinsicht bin ich überhaupt nicht optimistisch. Ich denke, es gibt da kaum Grund für Optimismus.

Lesen sie weiter: Teil II ...


© Karen Roche, JT Long
The Gold Report

Dieser Artikel wurde am 23. September 2011 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



Doug Casey, Chairman von Casey Research LLC, ist der internationale Investor in Person. Lange Zeit seines Lebens verbrachte er in bisher über 175 verschiedenen Ländern - in 12 von ihnen lebte er. Und Doug Casey ist jemand, der buchstäblich das Buch zum Kriseninvestment geschrieben hat. Genauer betrachtet sogar zweimal. Nach “The International Man: The Complete Guidebook to the World"s Last Frontiers” von 1976, brachte er 1979 "Crisis Investing: Opportunities and Profits in the Coming Great Depression" heraus. Der Nachfolger seines wegweisenden Buches, in dem er den Zusammenbruch des Saving-and-Loan-Sektors vorsagte und seine Leser, die seinen Empfehlungen folgten, mit spektakulären Gewinnen belohnte, kam dann 1993 mit "Crisis Investing for the Rest of the Nineties". Zwischendurch brach sein Buch "How to Profit from the Coming Inflationary Depression" den Rekord für den größten Vorschuss, denn es je für ein Finanzbuch gegeben hatte. Doug Casey war zu Gast bei NBC News, CNN und National Public Radio. Er war auch zu Gast bei David Letterman, Larry King, Merv Griffin, Charlie Rose, Phil Donahue, Regis Philbin und Maury Povich. Er war das Thema zahlreicher Zeitschriftenausgaben (Times, Forbes, People, US, Barron’s und Washington Post) - ganz zu schweigen von den zahllosen Artikeln, die er für seine eigenen zahlreichen Webseiten, Publikationen und Abonnenten verfasst.

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