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Nach dem Window-Dressing zum Quartalsende

02.10.2011  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Mit der zuletzt stark gestiegenen Volatilität bei Aktien könnte sich das Bild nach über 50 Jahren möglicherweise jetzt wieder umkehren. Jedenfalls liegen aktuell Dividendenrendite und Treasury-Rendite (10yr) gleichauf. Dies war schon einmal kurz so, Ende 2008 bis Anfang 2009.

Und an dieser Stelle komme ich zurück auf die "notleidenden" Bond-Halter von weiter oben. Diese Anlegergruppe wäre prädestiniert für Dividenden-starke Aktien. Mit ihrer Kapitalstärke könnten sie als starke Nachfrager-Gruppe auftreten und solchen Papieren eine solide Kursentwicklung bescheren. Sicherlich ist es noch etwas früh, hier von einer epochalen Wende am Aktienmarkt zu sprechen. Aber es lohnt sich, die weitere Entwicklung genau zu beobachten. Dividenden-starke Titel kommen v.a. aus dem Versorgerbereich, der Pharmaindustrie und dem nicht-zyklischen Konsumgütersektor.

Unterstützt würde eine solche Entwicklung durch steigende Volatilität an den Bond-Märkten. Dies würde dazu passen, dass diese "sicheren Häfen" mit der sich verschärfenden Staatsschuldenkrise allmählich auch unter Druck kommen. Das hieraus flüchtende Kapital sucht neue Anlage - und könnte sie ebenfalls in "behäbigen" und für sicher erachteten großen Dividendentiteln finden.

Asness weist übrigens auch zurecht auf das lange Anleger-Gedächtnis hin: Die Große Depression hätte ihren Nachhall weit über deren Ende hinaus gehabt, das hätte die Dividendenrendite für lange Zeit hoch gehalten.

Das weltweit in ETFs investierte Vermögen (Assets under Management) ist infolge der seit August kontrahierenden Märkte um 68 Mrd. Dollar auf 1,575 Bill. Dollar zurückgegangen - minus rund vier Prozent. Der MSCI-World-Index fiel im gleichen Zeitraum um 7,3%. In Aktien-ETFs waren insgesamt 1,055 Bill. Dollar USD investiert, es kam im Aug zu Nettoabflüssen in Höhe von 4 Mrd. Dollar. Während netto 2,6 Mrd. Dollar in US-ETFs flossen, wurden aus den Emerging Markets 4,8 Mrd. Dollar abgezogen, aus Asien dabei rund 1,3 Mrd. Dollar. Europa verzeichnete ein leichtes Plus von 100 Mio. Dollar.

Der Bereich "Fixed Income" legte um 5,8 Mrd. Dollar auf insgesamt 243,2 Mrd. Dollar zu. Leicht zulegen konnten weltweit auch Rohstoff-ETFs mit Netto-Zuflüssen in Höhe von 2 Mrd. Dollar, hier sind jetzt 61,6 Mrd. Dollar investiert. Aus der kleinsten Kategorie, den Währungs-ETFs, mit einem weltweiten Gesamtvermögen in Höhe von 1,9 Mrd. Dollar flossen rund 200 Mio. Dollar ab.

68% des global verwalteten ETF-Vermögens entfällt auf die USA, 22% auf Europa, sechs Prozent auf die Region Asien/Pazifik. Größter ETF-Anbieter mit einem Asset under Management in Höhe von 602 Mrd. Dollar ist nach wie vor iShares mit einem Marktanteil von 38%. State Street Global Advisors folgt mit einem Marktanteil von 17%, Vanguard belegt mit 11% Marktanteil den dritten Platz.

Und wie geht es nach dem Quartalsende an den Aktienmärkten weiter? Wahrscheinlich abwärts, nachdem der Grund für Kurspflege mit dem heutigen Börsenschluss wegfällt. Der S&P 500 hatte es zuletzt schon nicht mehr vermocht, an die Obergrenze der vermuteten Seitwärtsspanne bei 1220 zu laufen. Und so dürfte ein erneuter Test der Mitte dieser Spanne bei 1120 erfolgen. Zum großen Bild siehe im Blog: "Nächste Abwärtswelle?".

Robin Griffith, Cazenove Capital, schreibt in der FAZ vom Mittwoch dieser Woche, der S&P 500 könne bis Ende Oktober auf etwa 940 fallen. Hier sei eine Erholung möglich, die bis Anfang 2012 anhält. Griffith geht davon aus, dass sich die breiten Aktienmärkte seit 2000 in einem säkularen Bärenmarkt befinden, der erst 2020 endet.

Erwähnte Charts und Beiträge können hier eingesehen werden: http://www.timepatternanalysis.de/Blog/


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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