Global View der Bank Sarasin: Weltwirtschaft am Rande einer Rezession
10.10.2011 | Redaktion
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Die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die US-Notenbank (Fed) werden gezwungen sein, mit einer lockeren Geldpolitik der Wirtschaftsabkühlung entgegenzutreten. Ein drittes Geldlockerungsprogramm (Quantitative Easing - QE3) durch die amerikanische Notenbank ist sehr wahrscheinlich und die EZB wird weiter spanische und italienische Staatsanleihen aufkaufen müssen. Aufgrund der hohen Makrorisiken ist für Anleger allgemein Vorsicht geboten. Defensive Aktien aus den Sektoren Verbrauchsgüter und Gesundheit zeigen noch Potenzial - ebenso Gold. Aufgrund der aktuellen Wachstumsabschwächung dürfte es sich für Anleger lohnen, geduldig auf die Trendwende zu warten.
Die globale Wachstumsverlangsamung hat die Sorgen über die weltweite Staatsverschuldung akzentuiert und das Wirtschaftsvertrauen erschüttert. Die geplanten Sparmassnahmen der Regierungen in den USA sowie in Europa dürften in den nächsten Quartalen das Wachstum weiter bremsen, falls keine neuen Fiskalpakete beschlossen werden. Im vierten Quartal wird sich entscheiden, ob die Weltwirtschaft in eine Rezession fällt oder ob diese im letzten Moment noch abgewendet werden kann. Einen grossen Anteil an der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hat nicht zuletzt die Anspannung im Bankensystem, die mit der Euroschuldenkrise einhergeht.
Mit der Ansteckung von Spanien und Italien ist die Schuldenkrise in eine neue Phase eingetreten. Insbesondere Italien ist zu gross, um vom Euro-Rettungsschirm finanziert zu werden, ohne dass auch die Bonität von Frankreich und Deutschland leidet. Durch eine auf EU-Ebene koordinierte Fiskalpolitik und Garantie für gemeinsame Anleihen, könnte das Vertrauen der Anleger zurück gewonnen werden. Ein Schuldenschnitt Griechenlands würde jedoch zu einer weiteren Ansteckung führen und eine ähnliche Bankenkrise wie nach dem Lehman-Bankrott auslösen.
Dr. Jan Amrit Poser, Leiter Research und Chefökonom der Bank Sarasin
"Die hochverschuldeten Eurostaaten drehen sich in einem Teufelskreis. Je mehr ein Staat spart, desto schwächer das Wachstum. Je schwächer jedoch das Wachstum, desto grösser die Zweifel daran, dass das Land aus seinen Schulden wird herauswachsen können und desto höher die Risikoprämien. Am Schluss werden die Erwartungen selbsterfüllend: Weil Investoren die Staaten nicht mehr für solvent halten und höhere Zinsen verlangen, sind sie auch nicht mehr solvent."
Philipp E. Bärtschi, Chefstratege der Bank Sarasin
"Falls überzeugende politische Massnahmen die Stimmung an den Finanzmärkten und somit auch in der realen Wirtschaft im vierten Quartal 2011 positiv beeinflussen werden, dürfte der Risikoappetit der Anleger wieder steigen und eine Erholung wäre möglich. Falls aber die Politik versagt, müssen die Anleger mit weiteren Rückschlägen an den Finanzmärkten rechnen. Aufgrund der hohen politischen Unsicherheit bleiben wir in unserer Anlagepolitik deutlich untergewichtet in Risikoanlagen."