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Edelmetalle: Förderkosten gewinnen an Bedeutung

08.07.2013  |  Thorsten Proettel
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Die Erlöse aus dem Verkauf dieser Nebenprodukte werden direkt von den variablen Kosten abgezogen. Dies hat einerseits einen optisch geringeren Ausweis tatsächlich viel höherer Förderkosten zur Folge. Andererseits reagieren die Förderkosten auf Preisänderungen der Nebenprodukte, auch wenn sich die eigentlichen Kosten überhaupt nicht geändert haben. Besonders gut wird dies am nachfolgenden Beispiel deutlich.


Pan American Silver: Silber und Zink!

"Pan Amercian Silver" gehört zu den größten Silberförderen. Das Unternehmen gewinnt aber auch bedeutende Mengen Zink. Die ausgewiesenen Gesamtkosten der Silberförderung stiegen von knapp 5 USD im Jahr 2007 auf knapp 11 USD je Feinunze ein Jahr später an. Ein wichtiger Grund hierfür war vor allem der Rückgang des Zinkpreises von 4.500 USD auf rund 1.000 USD im gleichen Zeitraum.

Die Erlöse aus dem Verkauf der Nebenprodukte brachen deshalb ein. Nach unseren Berechnungen gingen sie von ihrem Spitzenwert in Höhe von knapp 18 USD je geförderter Feinunze Silber im 4. Quartal 2006 auf nur noch knapp 6 USD Ende 2008 zurück. Als die Preise der Nebenprodukte in den Jahren 2009 und 2010 wieder anstiegen und sich deshalb auch die rechnerischen Nebenerlöse je geförderter Silberunze erhöhten, reduzierten sich spiegelbildlich die veröffentlichen Gesamtkosten der Förderung.

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Kosten bei Pan Am sind tatsächlich angestiegen

In den letzten beiden Jahren haben sich die Nebenerlöse jedoch überwiegend seitwärts entwickelt, während die Gesamtkosten um 80% zulegten. Verantwortlich hierfür sind in diesem Fall also weniger allgemeine Entwicklungen, die vom Unternehmen nicht beeinflusst werden können, sondern vielmehr Kostensteigerungen auf Betriebsebene. Ob diese jedoch aus gestiegenen Personal-, Material- und Energieaufwendungen resultieren oder nur das Ergebnis einer Expansionsstrategie des Unternehmens sind, ist damit noch nicht gesagt. Das Beispiel Pan American Silver zeigt deshalb in mehrfacher Hinsicht, dass die Angabe von Förderkosten alleine im Zweifel wenig hilfreich ist.


Hohe Kosten vor allem in Südafrika

Vor dem Hintergrund der genannten Schwierigkeiten ist es kein Wunder, wenn am Markt vollkommen unterschiedliche Werte für die Förderkosten von Gold herumgereicht werden. Bis auf den einzelnen USD genaue Angaben sind deshalb auch weniger das Ergebnis von besonders exakten Recherchen. Sie kommen offenbar vielmehr durch Berechnungen zustande, die all die genannten "weichen" Faktoren ausblenden. In der Summe dürften aber Gesamtkosten in der Größenordnung von 1.000 bis 1.100 USD je Feinunze im weltweiten Durchschnitt realistisch sein. Am unteren Ende dürften dabei Minen in Asien rangieren, die für weniger als die Hälfte fördern. Am oberen Ende befinden sich vor allem südafrikanische Minen, die längst unrentabel geworden sind.


Sind Förderkosten eine Preisuntergrenze?

Typischerweise wird argumentiert, dass die Kosten zur Förderung einer Feinunze Edelmetall eine Art natürliche Preisuntergrenze bilden. Sollte die Notierung kurzfristig darunter fallen, dann würden die Minen unrentabel werden und müssten schließen. Da hierbei das Angebot sinkt, würde der Preis solange steigen, bis die Förderkosten wieder erreicht werden. Bei dieser Argumentation werden jedoch die tatsächlichen Gegebenheiten an den Märkten ausgeblendet.

Wenn die Vorstände von unrentablen Bergbauunternehmen einen Preisrückgang nur für eine vorübergehende Erscheinung halten und über genügend Liquiditätsreserven oder Verschuldungsmöglichkeiten verfügen, dann werden sie nicht sofort mit einer Fördereinschränkung reagieren. Das Angebot bleibt damit zunächst unverändert. Außerdem helfen selbst Minenschließungen nicht zur Beendigung des Preisverfalls, wenn die Edelmetallnachfrage schneller sinkt als das Angebot.

Drittens ist zu berücksichtigen, dass bei einem anhaltenden Preisverfall zuerst die teuersten Anbieter den Markt verlassen. Hierdurch sinken aber die durchschnittlichen Förderkosten immer weiter. Und viertens kommt ein Großteil des Edelmetalls als Nebenprodukt der Basismetallgewinnung ans Tageslicht. Bei Silber beträgt der Anteil ungefähr 70%.

Die Börsenpreise spielen in diesem Fall nur eine kleine Rolle für die Frage, ob gefördert wird oder nicht. In der Summe sind die Förderkosten deshalb nicht mehr als ein sehr grober Anhaltspunkt zur Beurteilung der Edelmetalle. Der Hype um die Kosten offenbart jedoch die Nervosität vieler Marktteilnehmer nach dem starken Preisverfall.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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