Euroland & Gold-Erholung
18.10.2011 | Jim Willie CB
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Herbeigeführter Goldpreisverfall gestopptEs wäre nachlässig, in diesem Artikel nicht darauf hinzuweisen, dass gerade Geschichte geschrieben wird. Die COMEX hat sich entschieden, die Hinterlegungspflichten (margin requirement) für Gold und Silber zu erhöhen, wenn es die Kurse sinken! Normalerweise ist das Gegenteil der Fall. Zum Beispiel gibt es keine Margin-Erhöhungen für US-Staatsanleihen-Kontrakte, obgleich es hierbei um eine Asset-Blase handelt. Wahrscheinlich hatten die Verluste, die dem Paulson-Hedgefonds zugefügt wurden, einen großen Anteil bei der Goldpreisdrückung. Die Motive sind überdeutlich.
Die Strategie ist folgende: Edelmetalle müssen befleckt werden, während das globale Geldsystem bröckelt, während das US-Haushaltsdefizit 2 Bill. $ pro Jahr anpeilt, während die US-Wirtschaft zusammen mit den Wirtschaften Westeuropas anerkanntermaßen in eine Rezession abgleitet - und sie müssen befleckt werden, bevor ein erneuter Stimulierungsversuch probiert wird. Konfrontiert mit all diesen realen Aussichten wollen die Banker und Politiker, dass die Gold- und Silberpreise gedrückt werden. Der nächste Aufwärtsspurt wird einer für die Geschichtsbücher. Da neues Geld für Anleihenrettung Bankenlöcher füllen wird, da zahlreiche Banken rekapitalisiert werden, da die Wirtschaft stimuliert wird, Staatschulden monetisiert werden (angeführt von den USA) und da die Entwertung der großen Währungen verblüffende Ausmaße annimmt. Die Gold- und Silberpreise werden wiederholt kräftige neue Hochs markieren.
Auch Silber ist bereit, in Richtung Norden zu spurten, allerdings etwas emphatischer. Die sinkenden Silberkurse wurden vom Goldpreisverfall angeführt; sie wurden jedoch ebenfalls durch industrielle Nachfrageeffekte in Umfeld einer sich abkühlenden Wirtschaft gedrückt. Das extreme Defizit beim Silberangebot ist nicht verschwunden. Auch die gewaltige Nachfrage nach Silbermünzen der verschiedenen Münzprägeanstalten weltweit schwächt sich kein bisschen ab. Beim Silberpreis zeichnet sich eine MACD-Umkehr ab. Das Durchbruchsniveau bei 30 - das aus den letzten Monaten des Jahres 2010 stammt - wurde verteidigt. Das Potential, dass eine kraftvolle Umkehr die ersichtliche Kurslücke zwischen 32 und 40 füllen wird, dürfte sich allen technischen Tradern förmlich aufdrängen. Hier zeigt sich kein Widerstand. Einen kurzen Zwischenstopp wird es bei 36 geben - eine Kaffeepause quasi.
Übrigens ist die Operation Twist eine große Täuschung, mit der ausländischen Gläubigern die Möglichkeit gegeben wird, ihre längerlaufenden US-Staatsanleihen auf den Markt zu werfen. Das Markenzeichen der quantitativen Lockerungen verändert sich immer mehr hin zu Täuschung, Transparenzmangel und verschlagene, durchtriebene und intrigante Verteidigung des US-Dollar egal mit welchen Mitteln. Die vergangenen quantitativen Lockerungen, QE-Light, und QE 2 trafen den US-Dollar mitten ins Gesicht, prügelten seinen Wert zu Boden und verursachten eine extrem zerstörerische steigende Kostenstruktur für die gesamte Welt. Am deutlichsten war das bei den Nahrungsmittelpreisen zu spüren. Die US-Fed wurde von der ganzen Welt dafür verantwortlich gemacht, und ihr schlug auch harte Kritik entgegen.
Die monetären Lockerungsprogramme wurden nun hintergründiger und versteckter gestaltet; Global QE wurde zur neuen Strategie erhoben. Schauen Sie sich nur die Zentralbanken Japans, der Schweiz und sogar die der Briten an - sie alle sind im aktiven monetären Wachstum involviert. Eine suspekte Tatsache, der gegen Ende letzten Jahres nie wirklich Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Die Iren erhöhten das Euro-Geldangebot innerhalb von nur vier Monaten in einem verblüffenden Ausmaß. Sie widersetzten sich der Euro-Zentralbank, da es nicht genehmigt war. Aufs Jahr gerechnet (also um den Faktor 3 erhöht) und mit den USA in Vergleich gesetzt (wiederum mit 50 multipliziert, um der Bevölkerungszahl Rechnung zu tragen) haben die Iren das Geldangebot annualisiert um satte 3 Billionen $ ausgeweitet.
Man muss also zum Schluss kommen, dass Global QE tatsächlich schon läuft - und zwar allgemein, gemeinsam und kräftig. Sollten alle Zentralbanken-Außenknotenpunkte an dieser Maßnahme teilnehmen, so wird der US-Dollar nicht stark sinken, wenn überhaupt. Die Zentralbanker sind Willens, die Weltwirtschaft zu ruinieren, damit die Kostenstruktur nicht zum Nachfrageeinbruch führt - eine wirklich gefährlich Masche, da sie damit auch Gefahr laufen, ihre eigenen, untertänigen und konspirativen Banken an den Rand des Zusammenbruchs zu bringen. Im Oktober Hat Trick Letter werden Details zur hinterhältigen Wirklichkeit der Operation Twist präsentiert.
Ausländische Investoren, die damit ihr Rettungspakte erhielten, könnten vielleicht ein paar US-Aktien gekauft haben. Das würde dann auch verhindern, dass die Kapitalflüsse wieder in die jeweiligen Landeswährungen eindringen und die Wechselkurse heben - ein Schritt, der den US DX Dollar Index im weiteren Verlauf sinken lassen würde. Das zweite Motiv für die Maßnahmen der US Fed ist die Vermeidung eines weiteren kräftigen Dollarverfalls - obgleich die Vereinigten Staaten von Amerika, mit Blick auf alle möglichen Schuldenquoten, die größte PIIGS-Nation von allen sind.
© Jim Willie CB
www.goldenjackass.com
Der Artikel wurde am 12.10.11 auf http://news.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.