Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Die nächste Hiobsbotschaft

15.10.2011  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 02. Oktober 2011 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Die US-Wirtschaft steckt definitiv in einer Rezession, und diese Rezession wird sich möglicherweise bis ins nächste Jahr hineinerstrecken. Das ist aber nicht unbedingt ein Grund, sich über Abwärtsrisiken am allgemeinen Aktienmarkt Sorgen zu machen. Denn der Aktienmarkt versucht die Zukunft zu diskontieren, und vielleicht hat er schon jene Gewinnrückgänge eingepreist, die eine Rezession mit sich bringt. Grund zur Sorge über Abwärtsrisiken an den Aktienmärkten gibt allerdings die Tatsache, dass die Rezession nicht weitreichend als solche erkannt wird und die meisten Analysten das aktuelle Wachstum immer noch auf die kommenden 12 Monate hochrechnen.

Die Gewinnprognosen deuten darauf hin, dass der längerfristige Ausblick der meisten Investoren sich aktuell noch zu positiv gestaltet - obwohl Stimmungsindikatoren für den Aktienmarkt in den letzten 2 Monaten zeitweise schon Angst- und/ oder Pessimismusextreme widerspiegelten. Es ist also gut möglich, dass die Schätzungen der Analysten und die Erwartungen der Investoren in den vor uns liegenden Monaten nach unten korrigiert werden müssen, was sich in den großen Aktienmarktindizes in Form abfallender Tops niederschlagen wird.

Die nächste Hiobsbotschaft könnte also die allgemeine Erkenntnis sein, dass die Gewinne im Jahr 2012 niedriger ausfallen werden als 2011 - vielleicht sogar deutlich niedriger.

Das Staatschulden-Dilemma der Eurozone wird sich wahrscheinlich noch weiter verschlimmern (bis dann für einen vorübergehenden Lösungsansatz gesorgt ist), dennoch verliert dieses Thema an Potenz, dahingehend, dass es die Märkte noch weiter negativ beeinflussen kann. Denn die Finanzmärkte haben sich jetzt schon seit vielen Monaten mit diesem Thema beschäftigt. Und in diesem Zusammenhang ist Folgendes von besonderer Bedeutung: Der Schuldenmarkt hat schon vor einiger Zeit einen Zahlungsausfall Griechenland voll und ganz diskontiert - und der griechische Aktienmarkt könnte kaum noch schlimmer abschneiden als jetzt schon (falls Sie sich das griechische Aktienmarktgemetzel anschauen wollen, verweisen wir auf den Chart unten). Die politischen Führer Europas leugnen es größtenteils immer noch, doch die Finanzmärkte haben das Desaster schon eingepreist. Abzuwarten bleiben nur noch die feinen Details des Desasters.

Open in new window


Die Krise in Europa scheint die Aufmerksamkeit von dem, was in gerade China passiert, abgelenkt zu haben. In den letzten Jahren hatte China jedoch großen Einfluss auf die weltwirtschaftliche Situation gehabt, und auch in den kommenden Jahren wird dies wahrscheinlich nicht anders sein.

Ganz wie von der "österreichischen Schule" beschrieben, folgt China gerade einem großen Boom-Bust-Zyklus, wobei sich die Boom-Phase möglicherweise jetzt ihrem Ende nähert. Ein solches Ausmaß an Fehlinvestition hat es in modernen Zeiten bislang noch nicht gegeben. Die augenscheinlichsten Zeichen dieser Fehlinvestition sind die neuen Städte, in denen es fast keine Einwohner gibt und die riesigen neuerbauten Einkaufszentren, in denen es kaum Geschäfte gibt. Aber das Problem reicht tiefer und ist mit ungenutzten Gebäuden nicht erklärt. Das Grundproblem ist folgendes: Der Bankensektor ist voll und ganz darauf ausgerichtet, staatlichen Interessen zu dienen. Folglich wird ein großer Teil der Kredite unter totaler Missachtung ökonomischer Kalkulation vergeben.

Da nun die meisten Analysten und Investoren fest davon ausgehen, dass es in China zu schnellen, REALEN wirtschaftlichen Fortschritten kommt und dass Chinas Wirtschaft auch weiterhin erstarken wird, dürfte die nächste Hiobsbotschaft die allgemeine Einsicht in die Tatsache sein, dass Chinas Wirtschaft ungesund strukturiert ist.

Im Gegensatz zur heftigen Diskrepanz zwischen Gewinnschätzungen der Analysten und der sich mit größter Wahrscheinlichkeit abzeichnenden "Gewinnwirklichkeit", können wir keine Prognose dazu abgeben, wann die "chinesische Hiobsbotschaft" kommt. Sollten die Unternehmensgewinne in den USA zu einem großen Thema werden, dann wohl innerhalb der nächsten 9 Monate; wann aber die chinesische Regierung nicht mehr in der Lage sein wird, die Illusion wirtschaftlicher Stärke aufrechtzuerhalten, können wir noch nicht sagen.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.


Dieser Artikel wurde am 10. Oktober 2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"