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Detlev Schlichter: ‘Forward Guidance‘? Unsinn! - Zentralbanker haben keine Wahl

10.07.2013  |  Presse
Zwei Jahrzehnte lang haben die Zentralbanker eine Bubble nach der anderen aufgeblasen und sich damit in eine ausweglose Lage manövriert. Sie haben ein Monster geschaffen: eine unausgewogene Weltwirtschaft und ein aufgeblähtes Finanzsystem - voll mit Schulden, abhängig von billigem Geld und stetig steigenden Vermögenspreisen. Jetzt ist das Monster der Chef und die Zentralbanker wagen es nicht, ihm das Futter zu verweigern.

Natürlich sorgte die US Fed für gewisse Unruhe, die billigen Geldströme könnten irgendwann langsamer fließen oder sogar gestoppt werden. Wie glaubhaft diese Projektionen sind, lässt sich keinesfalls mit Sicherheit sagen. Die Märkte scheinen sie in der Tat recht ernst zu nehmen, doch je stärker sie in Form sinkender Kurse darauf reagieren - und besonders in Form steigender Anleihezinsen und Risikoaufschläge - desto schwieriger wird es für die Fed, diesen Kurs einzuschlagen und beizubehalten. Nehmen wir also an, die Arbeitslosenquote sinke tatsächlich auf 6,7 % (oder auf jede andere magische Zahl, die Bernanke in seiner unendlichen Weisheit als sicheren Startpunkt für eine ‘Ausstiegspolitik‘ ermittelt hat) und nehmen wir an, er zöge tatsächlich die Punschschale zurück: Würde die Arbeitslosigkeit dann wieder zu steigen beginnen? Mit dieser Frage werden wir uns vielleicht ein anderes Mal beschäftigen. Heute liegt der Fokus auf der EZB und der Bank of England.


Die neue Strategie: geldpolitische Paralyse

Beide Zentralbanken hielten gestern ihre monatlichen Treffen ab und unternahmen - nichts! Obgleich die Zeitungen den Eindruck vermitteln, es wäre viel passiert. Die Zentralbanken scheinen ein neues geldpolitisches Power-Tool ausgepackt zu haben: ‘Forward Guidance’ (auf Deutsch ungefähr ‘vorausschauende Orientierungshilfe‘).

Von beiden Zentralbanken hieß es, sie hätten sich dafür entschieden, die politischen Zinssätze für sehr lange Zeit ultraniedrig zu halten. Die EZB fügte hinzu, dass sie die Zinsen sogar noch weiter senken könnte. Die Bank of England rügte darüber hinaus noch den UK-Rentenmarkt, weil dieser den Aussagen Bernankes zu viel Bedeutung schenke und ganz offensichtlich die nationalen Erholungsbestrebungen nicht stark genug unterstütze. Natürlich kann man das nur als Distanzierungsversuch beider Zentralbanken werten, die vom undeutlichen Gerede der US Fed über ein mögliches Abdrehen der monetären Hähne Anstand nehmen möchten. Das kommt in keiner Hinsicht überraschend. Beide Zentralbanken stehen mit den Rücken zur Wand.

Die Lage ist nämlich folgende: Durch jahrelanges monetäres Dauerdoping wurde nichts gelöst. Keine der beiden Wirtschaften befindet sich auch nur entfernt im Zustand einer selbsttragenden Erholung, wie sie uns von den Interventionisten keynesianischer und monetaristischer Prägung als Gegenleistung für all jene monetären Manipulationen versprochen wurde. Seit Jahren halten diese Zentralbanken hartnäckig am selben Spielplan fest: Banken mit unbegrenzten neuen Reserven impfen und dauerhaft Bankenanlagen aufkaufen (finanzieren), damit die Banken nicht umkippen, damit das Kredit-Kartenhaus nicht bröckelt und damit sich Staat und Banken weiterhin billig finanzieren können. Weil die selbstragende Erholung eine Ausflucht ist, haben sie auch keine Ausstiegsstrategie. Da führt kein Weg raus.




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