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US-Shale-Boom: Weshalb der Traum platzen wird!

23.07.2013  |  Uli Pfauntsch
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Öl-CEOs wurden getäuscht!

Das meiste Kapital, das Ralph Eads anlockte, kam von ausländischen Ölunternehmen wie Total und Cnooc. Eads erzählte den CEOs, dass die Amerikanische Schieferrevolution eine Möglichkeit sei, die sie sich einfach nicht entgehen lassen können. "Es ist wie das Empire State Building zu besitzen", so eines seiner Lieblingsargumente. "Es lässt sich nicht wiederholen. Wenn du den Zug verpasst, verpasst du ihn eben". Eads zeigte sich ehrfürchtig darüber, wie viel Geld die Chinesen zur Verfügung hatten. Ein großes chinesisches Ölunternehmen, dessen Name Eads nicht nennen wollte, soll während der Verhandlungen erwägt haben, 750 Milliarden Dollar von US-Bonds in das Nordamerikanische Energiebusiness umzuschichten. Letztendlich war Eads glücklich darüber, 3,4 Milliarden Dollar aus China für zwei Chesapeake-Deals zu sichern. Was Eads aus den Deals persönlich als Vergütung erhalten hat, wollte dieser nicht verraten. Man schätzt allerdings, dass seine Firma Jefferies seit 2007 mindestens 124 Millionen Dollar Provision von Chesapeake einsammelte.


Die entscheidende Klausel!

Als die US-Gaspreise fielen und immer weiter produziert wurde, forderten Großinvestoren wie der US-Milliardär T. Boone Pickens, unter wütendem Protest die sofortige Einstellung der Bohraktivitäten. Das Problem: Unter den Verträgen, die von den Wallstreet-Bankern ausgehandelt wurden, war es überhaupt nicht möglich, die Produktion zu drosseln. Denn das Land, das die Gas-Companies leasten, war in den meisten Fällen mit der Klausel "use it or loose it" versehen. Die Unternehmen wurden gezwungen, binnen drei Jahren mit den Bohrungen zu starten und Landbesitzern Lizenzgebühren zu zahlen.

Exco, Chesapeake und andere Firmen zahlten an die Eigentümer einen Bonus von bis zu 20.000 Dollar pro Acre. Selbst bei niedrigen Gaspreisen konnte man es sich deshalb nicht erlauben, die Lizenzen zu verlieren. Mit ihrer absurden Weise, Öl- und Gasunternehmen zu bewerten, trieb die Wallstreet die Industrie vor sich her. Analysten bewerteten die Driller anhand ihrer "Proven Reserves", einer Schätzung der im Boden befindlichen Öl- und Gas-Reserven. Mit der Bohrung jedes weiteren Wells und der Schätzung der umliegenden Bohrziele erhöhen sich die Reserven.

Dank der Analystenempfehlungen konnten so die US-Shale-Produzenten lange Zeit im Kurs zulegen, obwohl viele Unternehmen Quartal für Quartal Geld vernichteten und die Verschuldung immer höher wurde. Gleichzeitig stieg die US-Produktion immer weiter, womit Ende 2012 eine weltweite Medienkampagne unter der Führung der IEA lanciert werden konnte, die sensationswirksam die baldige Energieunabhängigkeit der USA ausrief.


Insider steigen aus!

Wie die New York Times berichtet, scheint McClendon in den guten Zeiten bei Chesapeake nicht schlecht verdient zu haben. Mit einer Milliarde Dollar Privatvermögen zählt dieser zu den 400 reichsten Amerikanern. Noch besser erging es Mr. Eads. Als "Top-Verkäufer" nicht ungewöhnlich, sah dieser die Blase rechtzeitig platzen und verhalf einigen Early-Players zum rechtzeitigen Ausstieg. So wie dem Gründer von East Resources, der mit 7.500 Dollar von Freunden geliehenem Kapital startete, und seine Firma in 2010 für 4,7 Milliarden Dollar an Royal Dutch Shell verkaufte.


Shale-Boom: Böses Erwachen!

Wie das US-Magazin "Forbes" jüngst berichtete, macht sich in der US-Ölindustrie Nervosität breit. Die das Bakken, Eagle Ford und andere Öl- und Gasfelder zu entwickeln, gaben die Top-50 Betreiber im letzten Jahr 186 Milliarden Dollar aus - 20 Prozent mehr als 2011. Eigentlich müsste man meinen, dass mit 20 Prozent höheren Investments, neuen Bohrtechnologien und besserem geologischen Verständnis auch die Öl- und Gasproduktion überproportional steigen müsste. Dennoch stieg die heimische Förderung laut Ernst & Young im letzten Jahr "nur" um 13 Prozent. Es ist schlimm genug, wenn höhere Investitionen zu geringerem Wachstum führen.

Es ist noch schlimmer, wenn dieses Wachstum noch nicht einmal Rendite bringt. Die Überproduktion von Erdgas und der Preiseinbruch in 2012 machten große Teile der Shale-Fields unprofitabel. In 2012 mussten die Top-50 Betreiber 26 Milliarden Dollar an Gas-Assets abschreiben. Mit anderen Worten: Gas-Reserven, die im Vorjahr noch 26 Milliarden Dollar wert waren, sind nun wertlos, da es zu teuer ist, diese zu bohren.


"Auf Messers Schneide"!

Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die US-Ölproduktion unter deutlich besseren Vorzeichen als die US-Gasproduktion steht. Offiziell wird der Anstieg der US-Sorte WTI auf ein neues 15-Monatshoch mit dem unerwartet starken Rückgang der Ölvorräte infolge verbesserter Transportwege und der Eskalation der Krise in Ägypten begründet. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich bewegt sich ein erheblicher Teil der US-Shale-Oil-Wells an Messers Schneide zur Wirtschaftlichkeit. Der starke Anstieg der US-Zinsen nach der Bernanke-Rede sorgt für zusätzliche Belastungen im kreditfinanzierten Öl-Boom. Ein nicht zu unterschätzender Effekt.




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