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US-Shale-Boom: Weshalb der Traum platzen wird!

23.07.2013  |  Uli Pfauntsch
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Das Analystenhaus Bernstein Research schrieb letzten Monat, dass "die Kosteninflation weiter zunimmt, und angesichts von Rohstoffpreisen, die durch steigendes Angebot begrenzt sind, die Gewinnmargen in dem Sektor nun die niedrigsten seit einem Jahrzehnt sind". Laut Bernstein kann die Entwicklung nicht nachhaltig sein. "Entweder die Preise müssen steigen oder die Kosten fallen". Die Alternative wäre eine Kürzung der Bohrungen. Bernstein fand heraus, dass die Grenzkosten der Nicht-Opec-Produktion derzeit bei 104,5 Dollar liegen. Was noch viel schwerer wiegt:

Die Forscher stellten einen "beispiellosen" Sprung der Grenzkosten in den USA von 89 Dollar pro Barrel in 2011 auf 114 Dollar in 2012 fest. Das deutet darauf hin, dass einige US-Produzenten ihr Öl unter Verlusten auf den Markt brachten, was durchaus bewusst geschieht. Etwa dann, wenn gebohrt werden muss, um die Lizenzen nicht zu verlieren oder im Frühstadium eines Field-Developments, wo es darum geht, die geeigneten Bohr- und Komplettierungstechniken auszuarbeiten. Noch ist es um die Situation der Ölproduzenten etwas besser bestellt. Howard Newman, ein legendärer Private-Equity-Experte, sagte kürzlich in Yale, dass die meisten US-Ölfelder bei 80 Dollar pro Barrel noch immer einen Ertrag generieren würden - sollte der Ölpreis aber darunter fallen, würden die Produzenten ihre Investments in grenzwertige Plays stoppen.


Wer zu spät kommt …

… den bestraft das Leben. Wer sich damals als einer der ersten Ländereien, etwa im Eagle Ford, Texas, sicherte, zahlte ein paar hundert Dollar pro Acre. Das gleiche Land wurde an Unternehmen wie BHP Billiton, Marathon Oil oder Statoil zu mehr als 20.000 Dollar pro Acre verkauft. Aufgrund der überteuerten Landpreise sind nun selbst die besten der Big-Shale-Oil-Plays relativ margenschwache Investments. Bernstein-Analyst Bob Brackett beschrieb die Herausforderung kürzlich: Das durchschnittliche Shale-Well produziert rund 600 Barrel (Öl und Gas-Äquivalent).

Die Schrumpfungsrate dieser Wells beläuft sich auf etwa 40 Prozent. Die Bohrung eines durchschnittlichen Wells kostet rund 7 Millionen Dollar. Somit kosten 1.000 zusätzliche Barrel Öl pro Tag 11,7 Millionen Dollar. Wenn man also ein Shale-Feld mit einer Produktion von 100.000 Barrel pro Tag betreibt und eine Schrumpfung von 40 Prozent berücksichtigt, benötigt dieses eine Investition von jährlich 500 Millionen Dollar - nur um die bestehende Produktion aufrecht zu erhalten. Mehr als zwei Drittel der investierten Dollars (weit über 120 Milliarden Dollar pro Jahr) werden allein dafür benötigt, dass die Produktion nicht fällt.

Vieles deutet darauf hin, dass die Shale-Bubble bereits geplatzt ist. Letztes Jahr verkaufte Chesapeake eine Million Acres an Shell und Chevron und hoffte auf einen Preis von 6 Milliarden Dollar. Letztendlich musste sich das Unternehmen mit 3 Milliarden Dollar abfinden. Anfang dieses Jahres verkaufte Hess seine Eagle-Ford-Ländereien für 6.000 Dollar pro Acre. 18 Monate zuvor wurde ein Acre Land noch mit 24.000 Dollar gehandelt. Es sind massenweise Shale-Acres verfügbar, genug um über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren zu bohren. Aber wer soll das alles kaufen? Die Öl- und Gaspreise sind längst nicht hoch genug, um solche Investments zu rechtfertigen.


Fazit: Darum Ölaktien!

Es ist schon erstaunlich, dass konventionelle Öl-Plays in anderen Regionen, die deutlich attraktivere Fundamentals als die Shale-Plays in den USA aufweisen, auf ein derart geringes Interesse stoßen. Damals war es der gewaltige Energiehunger aufstrebender Staaten wie China, der die globale Ölexploration so interessant machte. Diesmal könnte die Stimmung für Öl-Juniors wieder drehen - wenn auch aus anderen Gründen. Denn die internationalen Investoren sind vorgewarnt. Die Wallstreet-Banker werden es definitiv schwerer haben, den internationalen Investoren ähnlich viel Kapital wie in den letzten Jahren aus den Taschen zu ziehen.

Stagniert die US-Produktion, folgt auf den Traum von einem "Saudi Amerika" Ernüchterung. Ein Teil des weltweit konkurrierenden Investment-Kapitals wird wieder in Regionen mit besseren Economics fließen, was für die verbleibenden Öl-Juniors in der TSX Venture den Wendepunkt bedeutet. Insofern könnten sich die historisch niedrigen Bewertungen im Ölexplorationssektor als "Jahrhundertchancen" erweisen.


© Uli Pfauntsch
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