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"Märkte" an Brüssel: Hebel her oder wir fallen um!

21.10.2011  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
George Soros schlägt als "Pfad durchs Minenfeld" differenzierte Maßnahmen vor. Er spricht sich gegen eine Rekapitalisierung der Banken zum jetzigen Zeitpunkt aus und schlägt stattdessen staatliche Bürgschaften vor. Im Gegenzug müssten sich die großen Banken der Eurozone Weisungen der EZB unterstellen und ihre Kreditlinien und Anleiheportfolios beibehalten, sowie die Risiken von Eigengeschäften genauestens zu überwachen. Die EZB müsse den Leitzins senken, in Bedrängnis geratene Länder sollten kurz laufende, jederzeit an die EZB verkaufbare Schuldverschreibungen begeben. Die Banken müssten angehalten werden, diese zu zeichnen und zu halten. So könnten Regierungen ihren Finanzierungsbedarf zu geringen Kosten decken.

Unterstellen wir, der "Hebel" kommt. Wie er technisch ausgestaltet wird, ist dabei zweitrangig. Unterstellen wir ferner, er wird kompromisshalber "nur" so groß, dass die EFSF nur eine Bill. Euro stemmen kann (was typisch wäre für die europäische Politik).

Wie werden die "Märkte" reagieren? Letztlich positiv.

Fragt sich nur wie lange. Oder anders: Die "Märkte" werden bald anfangen, die Grenze auszureizen. PIIGS-Anleihen werden an die EFSF verschoben. Die wird dann an ihre Grenzen stoßen. Wenn Roubini sagt, die gegenwärtige Ausstattung der EFSF halte bis Jahresende, dann hält die mit einer Bill. Euro mäßig gehebelte Ausstattung bis ins zweite Quartal 2012.

Und dann? Dann sind wir in der Konjunkturerlahmung weiter fortgeschritten, die Hoffnung auf quasi automatische "Heilung" durch solides Wirtschaftswachstum ist dann noch geringer.

Hierzu passt, dass die Bundesregierung ihre Prognose zum Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr auf einen Anstieg des BIP von 1,0 bis 1,1% senken wird (zuvor 1,8%). Vermutlich ist auch das noch zu hoch gegriffen.

Jetzt kommt der Rekapitalisierungsbedarf der europ. Banken ins Spiel. Denkbar, dass in Kürze folgender Deal geschlossen wird: Banken und Versicherungen geben den PIIGS-Müll nur dosiert an die EFSF ab, dafür ist man dann bei der Zwangskapitalisierung "gnädig", d.h. unzureichend. Damit ist die nächste Lunte angezündet. Denn an der Rekapitalisierung führt kein Weg vorbei, erst recht, wenn sich die Konjunkturzyklik so entwickelt wie vorhergesagt.

So wird das langfristig nichts. Aber es kann zunächst den Turbo auf die Märkte setzen. Und das dürfte so gewollt sein von Politik und Notenbanken, weil man sich davon Wohlstandseffekte und eine Linderung der Banken-Malaise durch Extra-Handelsgewinne verspricht. Die entspringen dann aber nicht langfristigen günstigen realwirtschaftlichen Gegebenheiten, sondern lediglich kurzfristigen Sondereffekten.

Der SPX laviert hartnäckig mit kleiner werdenden Oszillationen um 1220, dieser eminent wichtigen Marke. Der IRX hat sich vor einigen Tagen von seinen Tiefpunkten bei 0,005 abgehoben, was bedeutet, dass Liquidität vom "Parkplatz" in Assets verschoben wird. Die Volumenverteilung an der NYSE befindet sich seit zehn Tagen in Akkumulation, d.h. es wird Aktienmaterial eingesammelt. Die Stimmung bei Aktien verbessert sich nach Auswertung von VIX und Optionspositionierung (PCR) langsam von "mies" aus. Die letzte Short-Squeeze war vor zehn Wochen, seitdem hat sich die bärische Ausrichtung eher noch verstärkt. Werden die Bären bei einem nachhaltigen Schub des S&P 500 über 1220, bzw. 1228 hinaus aus ihren Positionen getrieben, gibt das einen heftigen bullischen Schub.

Die angesprochenen technischen Faktoren sprechen dafür, dass die Märkte nach oben aufgehebelt werden. Nach zyklischer Ausrichtung ist genau das Gegenteil zu erwarten, ein heftiger Einbruch. In Phasen überbordender Liquidität werden zyklische Faktoren aber häufig "überrannt" (bei Prognosecharts der TimePatternAnalysis gekennzeichnet durch nicht signifikante "PP"-Werte). Oft sind dazu einige sehr turbulente Tage erforderlich.

Erwähnte Charts und Beiträge können hier eingesehen werden: http://www.timepatternanalysis.de/Blog/


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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