Brutto-Hubbert vs. Netto-Hubbert: Auswirkung auf den Bergbau der Zukunft
02.11.2011 | Dr. Jürgen Müller
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Führt man den Trend der Ölförderkurve der letzten Jahre ca. 7 Jahre linear in die Zukunft weiter, so kann der Eigenverbrauch Saudi-Arabiens bereits in den 2020er Jahren die Förderquote erreicht haben, d.h. dass dann kein Öl mehr für den Export zur Verfügung stehen würde. Geologen bezeichnen dies als "Export Land Model". Die Theorie, die durch die Mathematik sehr einfach belegt werden kann, besagt, dass die weltweit zur Verfügung stehende Ölmenge nach dem Peak stärker abfallen wird, als die eigentlich geförderte Ölmenge, schlicht weil die ölfördernden Länder immer mehr Öl selbst verbrauchen werden. Indonesien, welches im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends vom Exporteur zum Importeur wurde, ist hierfür ein gutes Beispiel.Abb. 4: Indonesische Ölförderung, Verbrauch, Export und Import.
(Bildquelle: [3], Datenquelle: BP Statistical Review).
(Bildquelle: [3], Datenquelle: BP Statistical Review).
Das Export Land Model besagt also, dass nach einem Peak der Export prozentual schneller fällt, als die prozentuale Summe von sinkender Ölförderung und steigendem Eigenbedarf. Dieser Umstand, sowie das beständig sinkende EROI, bewirken, dass die frei zur Verfügung stehende Energie, quasi also die Netto-Ölmenge nach dem Peak noch schneller fällt als die Förderung. Die Netto-Hubbert-Kurve skizziert der Autor S. St.Angelo [2] demnach wie folgt:
Abb. 5: Netto-Hubbert-Kurve (Bildquelle: [2] bzw. D. Murphy, theoildrum.com)
Es ist klar zu erkennen, wie dramatisch die freie Energiemenge nach dem Peak abfällt, was auch zum Cliff in Abb. 2 führt bzw. dieses bewirkt.
'Peak Oil' ist keine Theorie, 'Peak Oil' ist ein Fakt und je schneller die Menschheit hierauf reagiert, desto besser. Ich habe aus diesem Grund meine Doktorarbeit auch "Modellierung der globalen Goldproduktion durch Anwendung der Hubbert'schen 'Peak Oil' Methodik" genannt: Methodik, nicht Theorie!
Die Menschheit steht vor immensen Energieproblemen. Das Ölzeitalter nähert sich definitiv seinem Ende, die Kernkraft ist keine wirkliche Alternative (Beherrschbarkeit der Technik, Entsorgung des atomaren Abfalls) und der Ausbau der regenerativen Energien wird noch Jahre brauchen, um die entstehenden Lücken zu schliessen. In den letzten Jahren konnten wir einen massiven Ausbau der Kohleförderung sehen, die den weiteren Anstieg der Energienachfrage zu befriedigen vermochte (auf Kosten der globalen Klimaziele, die weit verfehlt werden). Prof. Roper [4] berechnete die Brutto-Hubbert-Kurven für die fossilen Hauptenergieträger Öl, Gas, Kohle und erstellte hieraus eine Gesamtenergiekurve, die wie folgt aussieht:
Abb. 6: Summierte Brutto-Hubbert-Kurve der Energieträger Öl, Kohle und Gas (Quelle: [4])