Wie gut und stabil sind die deutschen Banken?
24.07.2013 | Dr. Dietmar Siebholz
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Was die ganze politische Diskussion so hirnrissig scheinen lässt, sind folgende Tatsachen: Während eine Bilanzsumme als Bezugsgröße einfach zu ermitteln ist und dann sich daraus ergebende Beitragsleistungen genau definiert werden können, ist die Bezugsgröße "risikobehaftete Aktiven". d.h. Problemkredite eine nicht greifbare Größe. Wie oft haben sich in der Vergangenheit die Banken bei der Einschätzung ihrer risikobehafteten Kredite schon getäuscht (oder haben sie uns und die gutgläubigen Politiker getäuscht?). Doch nicht genug der negativen Beiträge; die Vorschläge, wie Bail-In´s d.h. die Inanspruchnahme der Konten mit Bankguthaben angeht, sieht der Arbeitsentwurf diese Maßnahmen immer nur auf das entsprechende Institut bezogen vor. Ich gestatte mir den ketzerischen Hinweis, dass auch die deutschen Bankinstitute, denen ich eine gute bis durchschnittliche und damit ausreichende Bonität zurechne, durch Bankengruppierungen untereinander verbunden und somit in der Haftung sind (z.B. Raiffeisen- und Volksbanken über ihre Zentralkassen und die Genossenschaftszentralbanken, die Sparkassen über ihre Landesbanken etc.). Wenn nun mehrere Institute in Probleme geraten - und das dürfte angesichts der Globalisierung und Vernetzung der Fall sein - dann werden die Bail-In-Maßnahmen (so wie in Zypern) nicht nur auf die maroden Banken, sondern auf alle oder die meisten Banken bezogen sein.
Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass wir schon lange Systeme unterhalten, die mich stark an die Einheitsregelungen des real existierenden Sozialismus erinnern. Es wäre wunderbar, wenn dies nicht wäre, denn dann könnte sich der Bankkunde nach der Bilanz, der Bonität und nach dem Engagement in den tödlichen Derivategeschäften der Banken orientieren und seine Konten zu den Instituten verlegen, die von ihm als solide beurteilt werden. Das darf aber nach Auffassung unserer politischen Führung nicht geschehen, weil sonst zu viele Institute sich vom Markt verabschieden müssten und das kann in unserer Pseudo-Marktwirtschaft natürlich nicht vorkommen: Der Mittelstand aber darf sich dieser Marktbereinigungsregel unterwerfen, die systemrelevanten Banken müssendies nicht hinnehmen.
Und was sie nicht ins Kalkül gezogen haben, sind die fast sicheren Erwartungen für die Zukunft. Wer international und besonders in Europa Kredite vergibt, wird wohl als Maßstab nicht die immer noch recht solide Situation der deutschen Kreditlandschaft heranziehen müssen, sondern wohl die gesamteuropäische Lage einschließlich Griechenland, Irland, Spanien, Italien, Portugal, Zypern und (auch schon) Frankreich, weil die deutschen Banken ja mit ihren Krediten international engagiert sind.
Insofern wäre eine Aufgliederung nach den Sitzländern der Schuldner hilfreich; aber genau die gibt es nicht. Oder habe ich sie bei der Lektüre der Bilanz übersehen?
Und damit kommen wir zu der Erkenntnis, dass die neue schon beschlossene "EU-Bankenunion" den europäischen Bankkunden - allen voran die aus den vermögensstarken Ländern - die Mithaftung für alle Banken nicht nur in den 17 EURO-Ländern, sondern insgesamt in allen 28 (inkl. Kroatien) EU-Ländern "aufs Auge" drücken wird. Es wird damit nicht der bestraft, der bei der Analyse seiner Bank nicht sorgfältig vorgegangen ist, sondern es haften alle Bankkontoinhaber unabhängig von deren Due Dilligence-Prüfung über die Bonität ihrer Banken.
So ungern ich den Herren Trittin und Schick Recht geben möchte, ihrer Schlussfolgerung "… die neue Öffnungsklausel über die Ermittlung des Restrukturierungsbedarfs über den 20-% Wert der risikobehafteten Aktiven lässt den Banken riesigen Ermessungsspielraum", kann kaum widersprochen werden. Die Definition der risikobehafteten Kredite den Banken zu überlassen, dürfte wohl als "fahrlässiger Leichtsinn" zu bezeichnen sein, denn welcher verantwortungsbewusste Landwirt überlasst schon die Entwicklung eines Sicherheitskonzeptes für sein Hühnerhaus schon dem Fuchs? Aber ich bin ja schon lange der Überzeugung, dass unsere Landwirte die besseren Ökonomen und Praktiker sind als unsere Politiker, die sich ja zumeist aus Rechtsanwälten, Lehrern, Mitarbeiter im öffentlichen (d.h. risikolosen) Dienst, Gewerkschaftlern, Berufspolitikern etc. - eben keinen wirtschaftlich Erfahrenen rekrutieren. Es ist halt so, als ob ich meine gesundheitlichen Belange einem Wunderheiler oder der Wunderheiler-Gewerkschaft überlasse.
Dem realen Risiko und damit der Inanspruchnahme von Kunden der Banken nach den Prinzipien des Bail-In (siehe Zypern) werden wir erst im Falle des Falles dann ins Auge sehen müssen, wenn es bei dem einen oder anderen Institut zu Schwierigkeiten kommen sollte. Und diese sind angesichts der Globalisierung und dem steten Anstieg von Finanzproblemen weltweit - nicht nur in Europa - nach meiner Überzeugung unvermeidbar.
Die Folgen: Stellen Sie sich auf Bail-In´s á la Zypern auch in Deutschland ein. Gehen Sie bitte weiterhin davon aus, dass auch ihre noch so gut und solide geführte Bank in das Bail-In-Verfahren (zum Verlustausgleich bei anderen Instituten) herangezogen wird, aber spätestens dann, wenn die Haftungsansprüche über die EU-Bankenunion übernational geltend gemacht und dann alle Bankguthaben in den Sanierungsfall einbezogen werden. Denn genau das ist ja das Ziel der Brüsseler Technokraten. DieOpfer sind die dann nch Starken.