Bericht vom Silver Summit: Investmentansätze für das volatile Metall (Teil 1)
26.10.2011 | The Gold Report
Für diesen Spezialreport vom Cambridge House Silver Summit in Spokane, Washington befragten wir drei Experten für Silberinvestments: James Turk, Vorsitzender von GoldMoney, Andrew Kaip, Vizepräsident für den Bereich Precious Metals & Mining bei BMO Capital Markets und Ian McAvity Autor bei Deliberations on World Markets. Obwohl sich die drei nicht einig darüber sind, warum sich Silber gerade so verhält, wie es sich verhält, so sind sie zumindest geschlossen der Auffassung, dass es in irgendeiner Form in ein diversifiziertes Portfolio gehört - aber nur, wenn man mit Volatilität umgehen kann.
The Gold Report: Immer wieder heißt es, Silber diene zwei Herren: die Verwendung in der Industrie auf der einen Seite und der physische Einsatz zu Anlagezwecken auf der anderen. Beide Kräfte können empfindlich auf globale Problemherde wie die europäische Schuldenkrise, rückläufiges Wirtschaftswachstum in China und eine potentielle Währungskrise im Westen reagieren. Wie lauten Ihre Silberprognosen vor diesem Hintergrund?
James Turk: Silber hat in der Tat zwei völlig unterschiedliche Nachfragequellen. Die eine ist industriell, ganz so wie Basismetalle. Wie Gold hat es aber auch eine monetäre Komponente. Ich betrachte Silber als den kleinen Bruder des Goldes. Wenn Geld in den Edelmetallsektor fließt, dann erzeugt es mehr Wirkung beim Silber als beim Gold, denn die Goldnachfrage ist unelastisch, das heißt, es findet zu egal welchem Preis Käufer. Die Silbernachfrage reagiert hingegen sehr empfindlich auf Preisänderungen, also hat man beim Silber ein Maß an Volatilität, das man beim Gold nicht sehen wird.
Andrew Kaip: Das rückläufige Wachstum der Weltwirtschaft wird auf kurze Sicht wahrscheinlich zum Hauptfaktor für Verlustpotential beim Silber. Silber mögen wir aber aufgrund der langfristigen Perspektiven, wir gehen nämlich davon aus, dass die Abkühlung in den BRIC-Wirtschaften (Brasilen, Russland, Indien und China) viel geringer ausfallen wird, als derzeit vom Markt erwartet. Silber wird bald schon auf ein angenehmeres Marktumfeld treffen, was die Preise wieder steigen lässt und dann auch die Aktien mitzieht.
Gleichzeitig haben die Sorgen um die gesamtwirtschaftliche Situation auf kurze Sicht wiederum positive Auswirkungen auf die Silbernachfrage: Wachsen die Bedenken der Anleger hinsichtlich potentieller geopolitischer oder geo-finanzieller Risiken, dann stützt das Silber.
Im Großen und Ganzen: Die Investitionsnachfrage und das globale Wirtschaftswachstum könnten dazu führen, dass sich der Silberpreis besser entwickelt als der Goldpreis. Die kräftige Korrektur beim Silber ist eine gute Gelegenheit, sich bei guten Silberunternehmen zu positionieren.
Ian McAvity: Das Risiko im S&P 500 ist in gewisser Weise ein deflationäres Risiko. Auch bei Währungen wie dem Brasilianischen Real, dem Kanadischen Dollar, dem Australischen Dollar, dem Südafrikanischen Rand lassen sich auch starke Einbrüche der Aufwärtstrends beobachten - was auch für die asiatischen Aktienmärkte gilt. Und das sagt mir, dass wir es mit einer deflationären Welle im Bereich der Finanzanlagen zu tun haben. Gleichzeitig gibt es aber noch die Zauberer von Europa, die für die Rettung des Euros das Kaninchen aus dem Hut zaubern wollen. Und vor diesem Hintergrund glaube ich, dass die Menschen wieder Gold als den einzigen Fluchtort betrachten werden. Silber wird dabei den viel volatileren Cousin des Goldes spielen.
The Gold Report: Häufig wird das Gold-Silber-Verhältnis herangezogen, um zu begründen, warum die Silberpreise auch in Zukunft steigen werden. Welche Bedeutung hat dieses Verhältnis in Ihren Augen?
James Turk: Noch vor ein paar Monaten lag das Gold-Silber-Verhältnis bei 31. Dann stieg es bis auf 56. Aktuell liegen wir bei 52. Langfristig wird das Verhältnis aber weiter sinken, d.h. Silber wird sich weiterhin besser entwickeln als Gold. Mein Grundsatz ist: Wenn man mit der Volatilität umgehen kann, sollte man etwas Silber haben, weil es in der kommenden Zeit besser abschneiden wird als Gold.
Ich benutze das Gold-Silber-Verhältnis in verschiedener Hinsicht. Erstens liefert es gute Kennzahlen für den relativen Wert. Der aktuelle Stand von 52 zeigt, dass Silber im Vergleich zu Gold günstig ist. Falls man also Edelmetalle kaufen will und sich mit der Volatilität des Silbers abfinden kann, dann weiß man, dass man mehr Wert bekommt, wenn man heute Silber statt Gold kauft - einfach mit Blick auf das Gold-Silber-Verhältnis.
Ich benutze dieses Verhältnis auch gerne, um die großen Trends an den Edelmetallmärkten aufzuzeigen. Befinden sich Edelmetalle in einem Bärenmarkt, steigt das Verhältnis. 1980 stand das Verhältnis zum Beispiel bei 17. 1991 war das Verhältnis so, dass eine Unze Gold 105 Unzen Silber kostete. Seit 1991 sinkt dieses Verhältnis, und man darf davon ausgehen, dass es auch in den kommenden Jahren in einem anhaltenden Bullenmarkt weiter sinken wird.
Andrew Kaip: Das Gold-Silber-Verhältnis ist für mich kein Glaubensbekenntnis. Ausgangspunkt bei der Betrachtung des Verhältnisses sind für uns die 1990er Jahre mit einem Verhältnis, das sich angesichts der Fundamentaldaten im Bereich von 1:60 bewegte. Die wirtschaftlichen Bedingungen waren damals aber ganz andere. China war beispielsweise kein Silberverkäufer und schließlich kam es auch noch zum Nachfrageschwund, als die Fotoindustrie ihren Silberverbrauch zurückfuhr.
Heute haben wir wachsende industrielle Nachfrage, da sich China und die anderen BRIC-Ökonomien zu Industriegesellschaften mit einer starken Mittelklasse entwickeln, die zunehmend nach elektronischen Geräten verlangen. Das spricht langfristig für eine steigende Silbernachfrage und dafür, dass sich das Verhältnis ändern wird. Auch die Silbernachfrage aus der Photovoltaik gefällt uns. Dazu kommen noch die biomedizinischen Einsatzgebiete. Diese Bereiche werden sich langfristig zu einer bedeutenden Nachfragekomponente entwickeln.
The Gold Report: Immer wieder heißt es, Silber diene zwei Herren: die Verwendung in der Industrie auf der einen Seite und der physische Einsatz zu Anlagezwecken auf der anderen. Beide Kräfte können empfindlich auf globale Problemherde wie die europäische Schuldenkrise, rückläufiges Wirtschaftswachstum in China und eine potentielle Währungskrise im Westen reagieren. Wie lauten Ihre Silberprognosen vor diesem Hintergrund?
James Turk: Silber hat in der Tat zwei völlig unterschiedliche Nachfragequellen. Die eine ist industriell, ganz so wie Basismetalle. Wie Gold hat es aber auch eine monetäre Komponente. Ich betrachte Silber als den kleinen Bruder des Goldes. Wenn Geld in den Edelmetallsektor fließt, dann erzeugt es mehr Wirkung beim Silber als beim Gold, denn die Goldnachfrage ist unelastisch, das heißt, es findet zu egal welchem Preis Käufer. Die Silbernachfrage reagiert hingegen sehr empfindlich auf Preisänderungen, also hat man beim Silber ein Maß an Volatilität, das man beim Gold nicht sehen wird.
Andrew Kaip: Das rückläufige Wachstum der Weltwirtschaft wird auf kurze Sicht wahrscheinlich zum Hauptfaktor für Verlustpotential beim Silber. Silber mögen wir aber aufgrund der langfristigen Perspektiven, wir gehen nämlich davon aus, dass die Abkühlung in den BRIC-Wirtschaften (Brasilen, Russland, Indien und China) viel geringer ausfallen wird, als derzeit vom Markt erwartet. Silber wird bald schon auf ein angenehmeres Marktumfeld treffen, was die Preise wieder steigen lässt und dann auch die Aktien mitzieht.
Gleichzeitig haben die Sorgen um die gesamtwirtschaftliche Situation auf kurze Sicht wiederum positive Auswirkungen auf die Silbernachfrage: Wachsen die Bedenken der Anleger hinsichtlich potentieller geopolitischer oder geo-finanzieller Risiken, dann stützt das Silber.
Im Großen und Ganzen: Die Investitionsnachfrage und das globale Wirtschaftswachstum könnten dazu führen, dass sich der Silberpreis besser entwickelt als der Goldpreis. Die kräftige Korrektur beim Silber ist eine gute Gelegenheit, sich bei guten Silberunternehmen zu positionieren.
Ian McAvity: Das Risiko im S&P 500 ist in gewisser Weise ein deflationäres Risiko. Auch bei Währungen wie dem Brasilianischen Real, dem Kanadischen Dollar, dem Australischen Dollar, dem Südafrikanischen Rand lassen sich auch starke Einbrüche der Aufwärtstrends beobachten - was auch für die asiatischen Aktienmärkte gilt. Und das sagt mir, dass wir es mit einer deflationären Welle im Bereich der Finanzanlagen zu tun haben. Gleichzeitig gibt es aber noch die Zauberer von Europa, die für die Rettung des Euros das Kaninchen aus dem Hut zaubern wollen. Und vor diesem Hintergrund glaube ich, dass die Menschen wieder Gold als den einzigen Fluchtort betrachten werden. Silber wird dabei den viel volatileren Cousin des Goldes spielen.
The Gold Report: Häufig wird das Gold-Silber-Verhältnis herangezogen, um zu begründen, warum die Silberpreise auch in Zukunft steigen werden. Welche Bedeutung hat dieses Verhältnis in Ihren Augen?
James Turk: Noch vor ein paar Monaten lag das Gold-Silber-Verhältnis bei 31. Dann stieg es bis auf 56. Aktuell liegen wir bei 52. Langfristig wird das Verhältnis aber weiter sinken, d.h. Silber wird sich weiterhin besser entwickeln als Gold. Mein Grundsatz ist: Wenn man mit der Volatilität umgehen kann, sollte man etwas Silber haben, weil es in der kommenden Zeit besser abschneiden wird als Gold.
Ich benutze das Gold-Silber-Verhältnis in verschiedener Hinsicht. Erstens liefert es gute Kennzahlen für den relativen Wert. Der aktuelle Stand von 52 zeigt, dass Silber im Vergleich zu Gold günstig ist. Falls man also Edelmetalle kaufen will und sich mit der Volatilität des Silbers abfinden kann, dann weiß man, dass man mehr Wert bekommt, wenn man heute Silber statt Gold kauft - einfach mit Blick auf das Gold-Silber-Verhältnis.
Ich benutze dieses Verhältnis auch gerne, um die großen Trends an den Edelmetallmärkten aufzuzeigen. Befinden sich Edelmetalle in einem Bärenmarkt, steigt das Verhältnis. 1980 stand das Verhältnis zum Beispiel bei 17. 1991 war das Verhältnis so, dass eine Unze Gold 105 Unzen Silber kostete. Seit 1991 sinkt dieses Verhältnis, und man darf davon ausgehen, dass es auch in den kommenden Jahren in einem anhaltenden Bullenmarkt weiter sinken wird.
Andrew Kaip: Das Gold-Silber-Verhältnis ist für mich kein Glaubensbekenntnis. Ausgangspunkt bei der Betrachtung des Verhältnisses sind für uns die 1990er Jahre mit einem Verhältnis, das sich angesichts der Fundamentaldaten im Bereich von 1:60 bewegte. Die wirtschaftlichen Bedingungen waren damals aber ganz andere. China war beispielsweise kein Silberverkäufer und schließlich kam es auch noch zum Nachfrageschwund, als die Fotoindustrie ihren Silberverbrauch zurückfuhr.
Heute haben wir wachsende industrielle Nachfrage, da sich China und die anderen BRIC-Ökonomien zu Industriegesellschaften mit einer starken Mittelklasse entwickeln, die zunehmend nach elektronischen Geräten verlangen. Das spricht langfristig für eine steigende Silbernachfrage und dafür, dass sich das Verhältnis ändern wird. Auch die Silbernachfrage aus der Photovoltaik gefällt uns. Dazu kommen noch die biomedizinischen Einsatzgebiete. Diese Bereiche werden sich langfristig zu einer bedeutenden Nachfragekomponente entwickeln.