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Die Produktionskosten und der Marktpreis des Goldes

22.07.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Unter Goldinvestoren wird immer wieder die Frage diskutiert: Bilden die Produktionskosten des Goldes eine Preisuntergrenze - kann der Goldpreis also nicht unter diese Marke fallen? Dieser Frage soll im Folgenden nachgegangen werden.

Die grundsätzliche Schwierigkeit, die sich bei der Beantwortung stellt, ist, dass es verschiedene Berechnungen der Kosten der Goldproduktion gibt. Verbreitet sind die Konzepte "Cash-Costs" und "all-in-sustaining-costs" (AISC).

Vereinfachend gesprochen gehen bei der Ermittlung der Cash-Costs nur die unmittelbar mit der Goldförderung verbundenen Kosten ein, wie zum Beispiel Energie, Materialkosten, Löhne etc. Die AISC gehen über die Cash-Costs hinaus. Sie berücksichtigen zusätzlich Kostenkomponenten wie zum Beispiel Abschreibungen für Kapitalgüter, Verwaltungskosten, Produktionssteuern etc.

Anders ausgedrückt: Cash-Costs entstammen dem Gedanken der Teilkostenrechnung, AISC dem der Vollkostenrechnung. Aus diesem Grunde fallen die AISC höher aus als die Cash-Costs. Die nachstehende Tabelle zeigt Produktionskostenschätzungen für einige ausgewählte Minenunternehmen.

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Quelle: Agnico Eagle, All In Sustaining Cost Reporting - Gold Industry’s New Standard?, 6. Mai 2013.


Das World Gold Council (WGC) hat am 27. Juni 2013 einen Leitfaden veröffentlicht, der eine vereinheitlichte und damit vergleichbare Kalkulationsgrundlage für die Branche ermöglichen soll. (1) Ein sicherlich zu begrüßendes Vorhaben, denn es sollte Investoren den Vergleich zwischen den Produktionskosten unterschiedlicher Minengesellschaften erleichtern.

Die beiden Kostenberechnungen, die das WGC vorschlägt, sind AISC und "all-in-costs". Letztere berücksichtigen zusätzlich zu AISC auch die variierenden Kosten der Goldproduktion im Lebenszyklus einer Mine, also einschließlich der Kosten, die nicht unmittelbar verbunden sind mit der gegenwärtigen Produktion (Renaturalisierungskosten etc.).

Aber auch in die vom WGC vorgeschlagenen Kostenkalkulation "all-in costs" gehen letztlich nicht alle relevanten (Produktions-)Kosten ein. So bleiben zum Beispiel Finanzierungskosten, die Kosten von Akquisitionen, aber auch die Steuern unberücksichtigt. Die Frage, wie hoch die Goldproduktionskosten "tatsächlich" sind, wird daher vermutlich in Fachkreisen weiter diskutiert werden.


Kosten und Marktpreis

Nun sind wir an der Stelle angekommen, an der wir die Beziehung zwischen dem Marktpreis des Goldes und seinen Produktionskosten, wie auch immer sie definiert werden, durchdenken können.

Langfristig gilt, dass ein Gut nur dann produziert wird, wenn der Unternehmer in der Lage ist, einen Marktpreis zu erzielen, der die gesamten Produktionskosten deckt, und bei dem sich auch ein Gewinn erzielen lässt. In der kurzen Frist kann der Unternehmer jedoch bereit sein zu produzieren, obwohl der Marktpreis ihm nur erlaubt, die variablen Kosten der Produktion zu verdienen.

Dieser Fall tritt zum Beispiel ein, wenn der Unternehmer Investitionen getätigt hat, die mit Fixkosten verbunden sind. Wie handelt ein Unternehmer, wenn zum Beispiel die Nachfrage nach seinem Produkt nur temporär zurückgeht (etwa im Zuge einer Konjunkturschwäche), langfristig aber wieder steigen wird?

Er wird vermutlich bereit sein, seine Produktion fortzuführen, solange der Marktpreis seine variablen Kosten deckt. Denn der "positive Deckungsbeitrag" hilft ihm, seine Fixkosten zumindest teilweise zu verdienen. Kurzfristig ist die Preisuntergrenze für die Produktion folglich durch die variablen Kosten (Grenzkosten) gesetzt, und nicht durch die Gesamtkosten.




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