Hohe Short-Position der Spekulanten könnte Silber demnächst Auftrieb geben
22.07.2013 | Thorsten Proettel
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Abverkauf vor allem auf dem TerminmarktDer auf dem Silber lastende Preisdruck ging vermutlich vor allem vom Terminmarkt aus. Die Gruppe der Money Manager reduzierte ihre Netto-Long-Position seit Anfang Februar um 26.000 Kontrakte im rechnerischen Umfang von über 4.000 Tonnen Silber. Da ihre verbleibende Long-Position über gut 3.900 Kontrakte im Bereich eines Mehrjahrestiefs liegt und da zweitens Banken zur Abbildung von Zertifikaten beträchtliche Long-Positionen halten, spricht derzeit viel für die Existenz hoher - vermutlich ungedeckter - Shortpositionen in den Büchern von Spekulanten. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit für reges Kaufinteresse im Rahmen eines Short Squeeze, sobald die Notierungen anziehen.
BIP-Wachstumsprognosen gesenkt
Unabhängig von der hohen Bedeutung der Anleger und Spekulanten, insbesondere für die kurzfristige Preisentwicklung, gilt, dass Silber vor allem in der Elektroindustrie zum Einsatz kommt und deshalb Konjunkturerwartungen eine entscheidende Triebfeder für die Notierungen darstellen. Die Revision der LBBW-Prognosen für das chinesische und das weltweite Wirtschaftswachstum im Jahr 2013 veranlassten uns, die Silberpreisprognosen zu senken. Angesichts der von uns für 2014 erwarteten Konjunkturerholung gehen wir aber weiterhin von einer leichten Zunahme der industriellen Edelmetallnachfrage im kommenden Jahr aus.
Die Wachstumsabschwächung in China macht sich übrigens schon seit längerer Zeit in der Außenhandelsstatistik der Volksrepublik bemerkbar. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sank der Nettoimport silberhaltiger Waren nach China um 45% auf nur noch 432 Tonnen. Hierzu beigetragen hat der Einfuhrrückgang von Silberhalbzeugen um 22% aber auch der zunehmende Export von Rohsilber. Bei diesen Zahlen ist jedoch zu berücksichtigen, dass sie nicht die reinen Silbermengen abbilden, sondern nur das Bruttogewicht der Waren und somit Verzerrungen möglich sind.
Fazit
Nach rund drei Jahren ist der Silberpreis auf das Ausgangsniveau der Übertreibungsphase 2010/2011 zurückgefallen. Während konjunkturelle Aspekte in der Summe die Notierungen zuletzt drückten, wirkt sich das Anlegerinteresse weiterhin stützend aus. Angesichts der erneut in den Vordergrund rückenden Eurokrise könnte die Investmentnachfrage sogar etwas zunehmen. Vor allem aber aufgrund unserer positiven Konjunkturerwartungen für 2014 rechnen wir mit einem leichten Anstieg der Silbernotierungen. Hierfür spricht auch die Positionierung der Terminmarktteilnehmer.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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