Ich habe nicht schlecht gestaunt über die Meldung bei Bloomberg. Man musste den Artikel schon sehr aufmerksam lesen, um über die Zahlen zu stolpern. Darin heißt es im Abschnitt The Normal Course:
"Bank of America’s holding company - the parent of both the retail bank and the Merrill Lynch securities unit - held almost $75 trillion of derivatives at the end of June, …"
Quelle: BofA Said to Split Regulators Over Moving Merrill Derivatives to Bank Unit von Bob Ivry, Hugh Son und Christine Harper auf Bloomberg.com am 18.10.2011.
Da ist tatsächlich von Trillionen US-Dollar die Rede, also Billionen Dollars in unserem Sprachgebrauch. Eine gewaltige Summe, wohlgemerkt bei nur einem Institut. Weltweit ist das Derivatevolumen viel höher. Derivate sind nicht per se Teufelszeug oder Heilsbringer. Wenn Produzenten ihre Waren auf Termin verkaufen, dann steht dahinter eine sinnvolle ökonomische Absicht. Wenn Derivate allein Spekulationszwecken dienen, ist das so eine Sache.
Wird nur ein kleines Rad gedreht, kann sie einen sinnvollen Beitrag zur Marktwirtschaft leisten. Arbitragegeschäfte reduzieren Ineffizienzen. Die Marktliquidität erhöht sich. Wird das Rad immer größer, wedelt der Schwanz mit dem Hund. Das ist beispielsweise der Fall, wenn am Weltmarkt gar nicht so viele reale Güter verfügbar sind, wie sie über Derivate theoretisch per Termin gekauft werden könnten. Das kommt häufiger vor als man denkt.
Je komplexer die Derivate, je vernetzter die Strukturen, desto intransparenter und anfälliger sind sie für Marktverwerfungen. Wozu die Intransparenz führen kann, mussten wir bitter erfahren in der Finanzmarktkrise 2008, wo die Risiken von Kreditderivaten massiv unterschätzt wurden.
Der legendäre Investor Warren Buffett bezeichnete den ausufernden Derivatemarkt als Atombombe der Finanzmärkte. Wie in der Medizin kommt es auf die richtige Dosis an. Nimmt man zu viel, schadet es. Die Zahlen sprechen für sich.
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