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Griechenland - Italien - Frankreich? Oder wird jetzt alles gut?

13.11.2011  |  Klaus Singer
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Folgt man dieser Argumentation, so Gavyn Davies in einem Kommentar auf der Web-Seite der FT, dann hat die EZB Mittel genug bezogen auf die ausstehenden italienischen und spanischen Anleihen im Gesamtwert von ungefähr 2,7 Bill. Euro. Allerdings stellt der Ankauf von "südlichen" Anleihen einen Ressourcentransfer in diese Länder dar - von den wirtschaftlich besser dastehenden Ländern, wie z.B. Deutschland. Das kann geschehen in Form von Verlusten etwa bei einem italienischen Default oder im besten Fall in Form von reduzierten Gewinnen der EZB, die diese Länder dann je nach Kapitalquote an der EZB zu tragen hätten.

Bisher hat Deutschland immer gegen eine Ausweitung des Bond-Ankaufprogramms der EZB opponiert. Als Gründe wurden Inflationsgefahren und "Moral hazard" angeführt. Das Inflationsargument ist nach Davies hinfällig, wenn das genannte Geldschöpfungsvolumen nicht überschritten wird. Der Ressourcentransfer vollzöge sich zunächst unter der Oberfläche. Zudem hätte Deutschland kaum rechtliche Handhaben, eine solche Politik der EZB zu verhindern. Momentan wird das Thema auf kleiner Flamme gekocht, genauso wie das Thema der Gold- und Devisenreserven des Eurosystems.

Anfang der zurückliegenden Woche sind die CDS für Italien auf 500 angestiegen. Hier standen auch die CDS für Griechenland im April 2010, vor dem ersten Rettungspaket der Eurozone für das Land. Die CDS für Frankreich attackieren seit September den Pegel von 200, Mai lagen sie noch bei 75. Alles Zeichen für eine Zuspitzung der Situation.

Mit den sich eintrübenden Wachstumsaussichten nach Auslaufen des Crack-up-Booms, sowie den geringen finanziellen Gestaltungsmöglichkeiten der Staatshaushalte werden die zur Lösung der Schuldenkrise benötigten Mittel immer größer. Man kann getrost davon ausgehen, dass früher oder später alle verwertbaren Reserven mobilisiert werden. Natürlich findet die Entwicklung nicht linear statt, aber die Entwicklungslinie zeigt nach unten.

Die Aktienmärkte spielen jetzt erst einmal wieder Hoffnung. Dabei spielt natürlich auch das Jahresende eine Rolle - Fondsgesellschaften wollen gerne mit einem Gewinn ins neue Jahr gehen.

Die Volumenverteilung im S&P 500 ist vor einigen Tagen von Akkumulation Distribution gekippt. Während Akkumulation per se ein bullisches Zeichen ist, bedeutet Distribution nicht notwendigerweise fallende Kurse. Hierzu muss sich allerdings eine bullische Stimmung unter den Akteuren etablieren. Einen kleinen Hinweis dazu gibt aktuell die Auswertung von VIX und PCR. Beide haben seit Ende Juli kein bullisches Signal mehr generiert (siehe Charts!).

Die Positionierung in Index-Optionen auf den S&P 500 zeigte am zurückliegenden Freitag den Ansatz einer Short-Squeeze. Der VIX legt nahe, dass die Kurse zurzeit einigermaßen gut nach unten abgesichert sind. Als bullisch kann die Stimmung aber nicht bezeichnet werden. Vor kurzem erst wurde die wichtige Zone von 1.220/1.228 im S&P 500 von oben getestet. Das dürfte zunächst eher dafür sorgen, dass der Blick der Akteure weiter nach oben gerichtet ist.

Die Auswertung der fraktalen Oszillatoren zeigt eine Dominanz linearer Merkmale bei der Preisbildung. Das spricht angesichts der reichlichst vorhandenen Liquidität eher noch für weitere Expansion. Voraussetzung ist mediale Begleitmusik von den mit dem Politikwechsel in Italien und Griechenland verbundenen "hervorragenden" Perspektiven.

Ach übrigens: Der neue griechische Ministerpräsident war in Griechenland just zu der Zeit an finanzpolitisch entscheidender Stelle tätig, als das Land in die Eurozone hineingelogen wurde.

Erwähnte Charts und Beiträge können hier eingesehen werden: http://www.timepatternanalysis.de/Blog/


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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