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Ein absolutes Desaster

15.11.2011  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Das Schlimmste von allem: Selbst MF Global-Kunden, die keine offenen Terminkontrakte, sondern nur Barguthaben und unbelastete Anlagen hielten (wie z.B. Namenslagerscheine für Silber, Gold und andere Rohstoffe) mussten erfahren, dass der Insolvenzverwalter jetzt über ihre Vermögensanlagen entscheidet. Sollten Sie Namenslagerscheine für Silber oder andere Rohstoffe besitzen, die vom Bankrott der MF Global betroffen sind, dann müssen sie zu einem Anwalt für Wertpapierrecht rennen (nicht laufen), um ihre Eigentumsrechte geltend zu machen.

Was richtig oder falsch ist, steht hier nicht zur Diskussion, denn unbefugte Aneignung von Privateigentum ist nie korrekt. Dies ist eine Frage des Rechts - was nicht immer mit dem, was richtig oder falsch scheint, gleichzusetzen ist. Lassen Sie sich bitte keine Zeit damit. Die CME ist für all das verantwortlich, doch die Vorwürfe muss man sich für später aufsparen.

Wenn es überhaupt etwas Gutes an dieser ganzen erbärmlichen Angelegenheit gibt, dann vielleicht, dass notwendige Änderungen jetzt stärker in den Mittelpunkt rücken könnten. Es muss Folgendes passieren: Der CME Group muss jegliche aufsichtsbehördliche Macht entzogen werden. Ich sehe schon seit Langem einen Interessenskonflikt darin, dass eine gewinnorientierte Institution ihre eigenen Regeln und Regulierungen aufstellt - gerade, wenn es sich dabei um eine Institution handelt, die im Großen und Ganzen für ihre eigenen Mitglieder und auch für ihre Kunden nur Verachtung zeigt.

Die CME Group verwendet ihre gesamte Energie ausschließlich darauf, künstliche Trading-Konzepte wie den Hochfrequenzhandel zu fördern, die darauf ausgelegt sind, mehr Einnahmen aus Handelsgebühren zu generieren, ohne aber die Marktintegrität und dem Kundenschutz zu fördern. Die CME Group hat gerade vor aller Welt ihre Verachtung gezeigt, als sie sich nicht hinter die Kunden von MF Global stellte, obgleich das vorab so versprochen wurde. Wenn Sie das nächste Mal einen der pausenlos auf den Finanzsendern laufenden CME-Werbespots sehen, in denen groß erklärt wird, wie Landwirte und Fluglinien an die Terminbörse kommen, um sich gegen Preisrisiken abzusichern, dann denken Sie wieder daran, dass die CME gerade Kunden wie Landwirte und Fluglinien im Stich gelassen hat.

Man kann noch einen weiteren kleinen positiven Aspekt aus diesem Destaster ziehen: Dieses Ereignis hat den ganzen Unsinn, den die Vorstände der CME hinsichtlich der Integrität der Märkte öffentlich von sich gaben, Lügen gestraft. Die letzten Jahre über hatten die blasierten und arroganten Manager der CME Group öffentlich gegenüber dem Kongress und den Medien bekundet, dass ihr börseneigenes Clearinghaus-System die Fehler und die Ausfälle eines Finanzsystems ohne Clearingstellen, wie es von AIG verkörpert wurde, umgehen und vermeiden konnte.

In den höchsten Tönen priesen die Entscheidungsträger der CME die Vorteile ihrer Self-Regulatory Organization (selbstgesteuerte Marktregulierung) an, die in Fragen der Marktregulierung durchaus auch ohne zusätzliche staatliche Aufsicht auskäme. Leider haben sich auch leitende Angestellte der CFTC vom Schein der Finanzstärke und der Integrität des Garantiesystems und der schönen Vorstellung, es könne sich dann am besten einfach weiter selbst regulieren, hinters Licht führen lassen. Das hat sich jetzt alles als eine Lüge herausgestellt. Was nutzen denn Garantien, wenn sie nicht in Anspruch genommen werden können, wenn man sie braucht? Wozu ist Selbstregulierung gut, wenn sie dazu führt, dass die finanziellen Interessen der Kunden im großen Stil missachtet werden?

Glücklicherweise gibt es ein einfaches Mittel, das große Unheil wachsenden Misstrauens in unser Marktsystem (infolge des Versagens der CME) abzuwenden. Die CFTC muss die CME Group sofort dazu zwingen oder sie davon überzeugen, dass sie das macht, was sie versprochen hatte und was sie hätte tun sollen - d.h. sofortige Garantie, dass alle Kunden der MF Global Ausgleichzahlungen erhalten. Sollen sich die Juristen darüber streiten, wer letztendlich verantwortlich und haftbar ist - nachdem alle Kunden Ausgleich erhalten haben. Dass die CFTC immer noch keinen Druck macht, ist eigenartig.

Wenn die Kommission das, was schon jetzt ganz klar ein Primärausfall bei der CME ist, noch länger hinauszögert, dann wird das Ganze hauptsächlich zu einem Problem der CFTC. Wir brauchen jetzt sofort Aufsicht von Erwachsenen. Die CME Group wird dieser Aufgabe auf jeden Fall nicht gerecht. Übernimmt die CFTC jetzt keine Verantwortung, indem sie die CME zum richtigen Handeln zwingt, dann gnade uns Gott.

Ein Schlussgedanke noch. Die offizielle Bestätigung, dass die CFTC ihre schon drei Jahre alte Untersuchung im Silbermarkt fortsetzen wird, wirft ein weiteres Schlaglicht auf die CME. Von den Silberermittlungen seitens der CFTC ist natürlich auch die CME betroffen, da sie nun seit drei Jahren Eigentümer des weltweit führenden Handelsplatzes für Silber, der COMEX, ist.

Dennoch hat sich die CME noch mit keinem Wort zu den laufenden Ermittlungen im Silbersektor geäußert; ihr reicht es, sich hinter der CFTC zu verstecken und vorzugeben, keiner würde behaupten, am Silbermarkt werde manipuliert. Was hätte man auch anderes von einer Institution, die selbst reguliert, erwarten dürfen?

Ich beschränke meinen Kommentar absichtlich auf die vorliegende Notsituation. Hinsichtlich der Aussichten beim Silber ändert sich nichts. Wir haben immer noch einen getürkten Markt, an dem die Preise langfristig viel höher steigen werden. Je früher die CFTC bei der CME hart durchgreift und dann die Silbermanipulation angeht, desto früher werden auch diese hohen Preise kommen.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 11.11.2011 auf der Website http://news.silverseek.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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