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Die vergebliche Suche nach dem stabilen Wert

05.08.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Weil menschliche Wertschätzungen sich nun aber fortlaufend ändern (müssen), so bleibt natürlich auch der Wert des Geldes davon nicht unberührt. Von dieser Gesetzmäßigkeit bleibt auch der Wert des Edelmetallgeldes nicht verschont. - Währungsgeschichtlich gesehen wurden meist Gold und Silber als Geld gewählt, weil sie in ganz besonderer Weise nutzenstiftend sind: Sie erfüllen die Geldfunktionen am relativ besten. Gold und Silber sind (relativ) knapp, haltbar, teilbar, prägbar, transportabel, und sie waren vor allem auch allgemein wertgeschätzt. Sie sind geradezu ideales Geld!

Doch man geht fehl, wenn man denkt, dass Gold und Silber "an sich" wertvoll seien; dass man mit einem Goldstück oder Goldbarren einen "reellen" Wert in Händen hält, der von allen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen isoliert wäre. Das ist nicht so! Denn wie bereits gesagt, weder das Gold noch irgendein anderer Gegenstand haben einen Wert "an sich". Der Wert des Goldes ist - so wie der Wert einer jeden andern Ware auch - allein von dem Nutzen abhängig, den der Gebrauch des Goldes aus Sicht des Verwenders gewährt. (2)

Das zeigte sich zum Beispiel deutlich, als Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Auffassung um sich griff, Papiergeld sei verlässliches Geld, und Gold hätte als Geld ausgedient. Für Sparer und Investoren verringerte sich damals der Nutzen des Goldes relativ zum Papiergeld, und die Folge war ein Verfall des Goldpreises (d. h. des Austauschverhältnisses zwischen Gold und Papiergeld). Gleiches ließ sich beobachten, als in den Vereinigten Staaten von Amerika Anfang der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts das Silber "demonetisiert", d. h. als gesetzliches Zahlungsmittel aufgegeben wurde: Der Silberpreis verfiel daraufhin (drastisch), weil das Silber die wertbildende Komponente des Geldnutzens verlor.

Der Besitz von Gold würde somit nicht gegen Verluste sichern, die zum Beispiel aus einer Demonetisierung des Goldmetalles entstehen würden. Doch ganz anders als bei Papiergeld ist kaum vorstellbar, dass ein Edelmetallgeld seinen Wert ganz und gar verliert. Denn Edelmetalle haben, anders als Papiergeld, stets auch eine nichtmonetäre Verwendung, sei es als Schmuckgut oder als Produktions-Inputfaktor in der Industrie.


Der Wert des Goldes

Wie wechselhaft der subjektiv empfundene Nutzen des Goldes (und auch der anderen Edelmetalle) sein kann, haben gerade die letzten drei Jahre gezeigt. Im Herbst 2011 erreichte der Goldpreis (In USD pro Feinunze gerechnet) sein bisheriges Hoch von 1.900 USD pro Feinunze. Der Preisauftrieb des Goldes war in dieser Phase vermutlich vor allem durch einen verstärkten Geldnutzen, genauer: Werterhaltungsnutzen, getrieben, die die Marktakteure dem gelben Metall zuschrieben. Nachfolgend griff die Erwartung um sich, dass das Papiergeld nicht (oder nicht so rasch und stark wie bisher befürchtet) entwertet werde. Der subjektiv empfundene Nutzen der Goldhaltung ging zurück. Andere Anlageformen (wie zum Beispiel Aktien) wurden als zunehmend attraktiver eingestuft. Der sinkende Nutzwert des Goldes übersetzte sich in einen nunmehr fallenden Goldpreis.

Für viele Menschen ist das Papiergeld zum vertrauten Geld und Sparmedium geworden. Doch eben dieses Papiergeld ist dabei, seinen Geldnutzen einzubüßen: Alle wichtigen Zentralbanken sind im Zuge ihrer "Krisenbewältigungspolitiken" dabei, die Papiergeldmengen immer weiter zu vergrößern, auch und gerade relativ zum Goldangebot. Die weiter anschwellenden Papiergeldmengen werden unweigerlich den (Grenz-)Nutzen und damit den Wert der Papiergeldeinheit relativ zum Gold verringern. Diese Entwicklung mag sich nicht hier und jetzt im Marktpreis des Goldes zeigen. Sie wird jedoch früher oder später in Erscheinung treten.

Der Ökonom Ludwig von Mises (1881 - 1973) sprach sich für eine Goldwährung aus. Aber nicht, weil er der Meinung war, dass das Gold wertstabil sei, sondern weil er wusste, dass man den Wert des Goldes nicht beliebig manipulieren kann. In seinen Worten: "Man hat an der Goldwährung manches auszusetzen gewusst; man hat ihr den Vorwurf gemacht, dass sie nicht vollkommen sei. Doch niemand weiss anzugeben, wie man an Stelle der Goldwährung Vollkommeneres und Besseres setzen könnte. … Die Goldwährung macht die Gestaltung der Kaufkraft von dem Einfluss der Politik und der schwankenden wirtschaftspolitischen Anschauungen wechselnder Majoritäten unabhängig. Das ist ihr Vorzug." Ludwig von Mises (1940), Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens, S. 430 - 431.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


(2) Siehe in diesem Zusammenhang zum Beispiel den Beitrag von Ludwig von Mises "Die Goldwährung", der am 3. Juli 2013 auf der Website des Ludwig von Mises Institut Deutschland wieder abgedruckt wurde.



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