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China, China, China

12.08.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt nach dem Anstieg um 1,5% am Freitag auf 107,6 USD je Barrel. Der WTI-Preis konnte sogar um 2,5% zulegen und notiert am Morgen bei knapp 106 USD je Barrel. Für den Preisanstieg werden besser als erwartete Konjunkturdaten aus China und Angebotsausfälle verantwortlich gemacht. Diese Nachrichten waren aber auch schon am Vortag bekannt, als die Ölpreise dennoch stark unter Druck gerieten. Einige Marktteilnehmer dürften daher das niedrigere Preisniveau nach fünf aufeinanderfolgenden Verlusttagen am Freitag als Kaufgelegenheit erachtet haben.

Wir sind skeptisch, was die Fortsetzung der Aufwärtsbewegung angeht. Die Angebotsprobleme dürften nachlassen, nachdem in Libyen der größte Exporthafen des Landes mit einer Verladekapazität von 350 Tsd. Barrel pro Tag seinen Betrieb nach zweiwöchiger streikbedingter Unterbrechung am Wochenende wieder aufgenommen hat. Auch mittelfristig bleibt der Ölmarkt reichlich versorgt.

Die Internationale Energieagentur und die OPEC rechnen zwar mit einem stärkeren Anstieg der globalen Ölnachfrage um mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag im kommenden Jahr. Dieser wird allerdings durch ein höheres Nicht-OPEC-Angebot mehr als ausgeglichen. Der Bedarf an OPEC-Öl im Jahr 2014 wird daher sowohl von der IEA als auch der OPEC auf weniger als 30 Mio. Barrel pro Tag geschätzt. Ohne eine Kürzung der OPEC-Förderung bliebe der globale Ölmarkt somit auch im kommenden Jahr überversorgt. Laut CFTC sanken die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 6. August um 14,7 Tsd. auf 286,3 Tsd. Kontrakte, liegen aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Daten für Brent am Mittag.


Edelmetalle

Das "Krisenmetall" Gold trotzt dem höheren Konjunkturoptimismus und kann auf 1.334 USD je Feinunze steigen. Durch ein steigendes Anlegerinteresse lässt sich das nicht erklären, aber wohl mit der gestiegenen physischen Nachfrage. Denn der Anstieg der Bestände des größten Gold-ETFs, SPDR Gold Trust, von 1,8 Tonnen am Freitag ist zwar der höchste seit dem 10. Juni. Allerdings sind zuvor im August rund 18 Tonnen aus diesem Gold-ETF abgeflossen. Auch haben die Großanleger zuletzt ihre Wetten auf fallende Preise an der COMEX um 24% ausgeweitet.

Die Netto-Long-Positionen bei Gold sind daher auf 34,7 Tsd. Kontrakte gefallen und liegen damit nur unweit der Tiefststände von 2006. Die physische Goldnachfrage scheint aber aktuell in der Lage, das geringere Anlegerinteresse zu kompensieren. So hat der Goldverband Chinas bekanntgegeben, dass China allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 706,3 Tonnen Gold nachgefragt hat. Zum Vergleich wurden im letzten Jahr in China ingesamt 832,2 Tonnen Gold nachgefragt.

Wenn man die Goldproduktion Chinas von rund 193 Tonnen berücksichtigt, hat sich die chinesische Nachfrage fast ausschließlich aus den Netto-Goldimporten aus Honkong gespeist, die in den ersten sechs Monaten 518 Tonnen betrugen. Sehr plastisch ist auch der Vergleich dieses Importsogs mit den Abflüssen aus den Gold-ETFs, die im ersten Halbjahr bei rund 586 Tonnen lagen. Der Wechsel des Goldes von den "schwachen" in die "starken Hände" sowie vom Westen in den Osten lässt sich anhand dieser Zahlen eindrucksvoll beweisen.


Industriemetalle

Wie ein lauter Knall haben die chinesischen Wirtschaftsdaten die Metallmärkte zuletzt aus der Sommerlethargie gerissen. Das Wachstum in China, das noch vor kurzem eher für negative Schlagzeilen gesorgt hatte, scheint sich zu beschleunigen. Der Einkaufsmanagerindex fürs Verarbeitende Gewerbe, die Handelsstatistik und die Industrieproduktion für Juli haben positiv überrascht und offensichtlich die Eindeckung der Leerverkäufe bei Industriemetallen ausgelöst. Denn bei Kupfer waren laut CFTC die Großanleger an der COMEX auch letzte Woche mehrheitlich von fallenden Preisen ausgegangen. Zuletzt waren die Optimisten im Februar dieses Jahres in der Mehrheit. Die China-Daten dürften auch weiter unterstützen.

Zum einen war vor allem der Bausektor für die jüngste Industriestärke verantwortlich: Die Baubeginne sind im Juli um 45% ggü. Vorjahr gestiegen, auch insgesamt wurden in den ersten sieben Monaten mit 1,13 Mrd. qm 8,4% mehr Fläche als im Vorjahr gebaut. Die stärkere Baukonjunktur dürfte den für die Infrastruktur benötigten Metallen wie Kupfer, Nickel oder Aluminium zugute kommen. Zum anderen strotzt der chinesische Autosektor vor Stärke: In den ersten sieben Monaten wurden mit 12,3 Mio. Stück 10% mehr Autos in China verkauft als vor einem Jahr. Von der gestiegenen Nachfrage zeugen auch die fallenden Lagerbestände. So sind die Kupfer-Lagerbestände im LME-System auf ein Viermonatstief gefallen, in China liegen die SHFE-Bestände trotz der gestiegenen Kupferimporte nur knapp über dem tiefsten Stand seit Juli 2012. Zudem dürften sich die zollfreien Läger in China massiv reduziert haben. Die aktuelle Datenlage spricht für eine Fortsetzung der Rally bei Metallen.

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Agrarrohstoffe

Nachdem bereits mehrere private Marktbeobachter ihre Schätzungen für die US-Maisernte nach oben revidiert haben, dürfte das USDA heute nachziehen. Angesichts der größten Anbaufläche seit 75 Jahren und einer Rückkehr zu normalen Erträgen rechnet der Markt mit einer Aufwärtsrevision auf ein Rekordniveau von ca. 14 Mrd. Scheffel (rund 355 Mio. Tonnen). Dies dürfte in den auf ein 3-Jahrestief gefallenen Maispreisen und den sehr hohen Netto-Short-Positionen der nicht-kommerziellen Händler allerdings schon enthalten sein. Die Aufwärtsrevision müsste daher deutlich stärker ausfallen, damit die Maispreise noch weiter fallen. Auch bei Sojabohnen rechnet der Markt mit einer Rekordernte von 3,3-3,4 Mrd. Scheffel (rund 91 Mio. Tonnen), was allerdings eine leichte Abwärtsrevision im Vergleich zur bisherigen USDA-Schätzung bedeuten würde und die Sojabohnenpreise unterstützen sollte.

Bei Weizen ist mit einer leichten Aufwärtsrevision der US-Ernte zu rechnen, nachdem das Wetter zum Ende der Winterweizenernte für etwas höhere Erträge gesorgt hat. Das Interesse dürfte hier aber vor allem den Ernteschätzungen für Russland gelten, wo das USDA in seiner Juli-Schätzung mit 54 Mio. Tonnen noch sehr optimistisch war. In Russland liegen die Schätzungen inzwischen niedriger. Der jüngste Rückgang der Weizenpreise war vor allem auf den fallenden Maispreis zurückzuführen. Die weizen-spezifischen Faktoren sprechen eher für höhere Weizenpreise.




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