“Market Corner“: Wie der Goldmarkt beherrscht wird
13.08.2013 | Theodore Butler
In den letzten Wochen machte ich immer und immer wieder die massive Long-Position JP Morgans am COMEX-Markt für Gold-Futures zum Thema, ich wies auch darauf hin, dass gerade nichts größere Bedeutung für die Kursentwicklung haben könnte. Wann immer Märkte durch “market corners" manipuliert wurden (d.h. durch das Etablieren einer dominanten, manipulativen Marktposition; durch den “Aufkauf des Marktes“), dann waren diese “market corners“ auch die wichtigste Einflussgröße für den Kurs. Im Rahmen der Rohstoffmarktgesetze hat die Verhinderung und Unterbindung solcher manipulativen “Marktaufkäufe“ allerhöchste Priorität. Marktdominante Positionierung (to corner a market) ist das absolute Gegenteil dessen, wie ein freier Markt eigentlich funktionieren sollte.
Die gesetzliche Regulierung der US-Rohstoffmärkte wurde in den 1930ern eingeführt, nachdem es im frühen 20. Jahrhundert (in der Jesse-Livermore-Ära) eine ganze Reihe solcher “market corners“ gegeben hatte. Es ist schlimm genug, dass Institutionen wie die Hunt Brothers oder ein einzelner Kupfer-Trader (der für Sumitomo arbeitete) derart dominante Marktpositionen etablieren konnten, allerdings haben wir jetzt ein ganz anderes Niveau von Verderbtheit erreicht: Heute kauft die wichtigste US-Bank einen Markt auf: und zwar JP Morgan - den Markt für COMEX-Gold-Futures.
Im heutigen Artikel möchte ich ein wenig zurückblicken und aufzeigen, wie wir in diese ungeheuerliche Lage gekommen sind, in der JP Morgan den Goldmarkt durch die Etablierung einer marktdominierenden Gold-Position lenkt. Wer meine Artikel regelmäßig liest, wird wissen, dass ich sich seit fünf Jahren immer wieder JP Morgan als den Hauptmanipulator der Gold- und Silbermärkte identifiziere; und zwar seitdem die Bundesaufsichtsbehörde, die CFTC, enthüllte, dass JP Morgan im März 2008 die massiven und konzentrierten Short-Positionen beim Gold und Silber von Bear Stearns geerbt und übernommen hatte. Diese Bekanntgabe als auch die nachprüfbaren Daten, die die CFTC in ihren Commitment of Trader Reports und Bank Participation Reports regelmäßig veröffentlicht, bestätigen eindeutig meine Anschuldigung, dass JP Morgan am Markt für COMEX-Gold-Futures den Aufbau eine beherrschenden Position betreibt.
Man mag es vielleicht erst nicht glauben wollen, aber JP Morgans jüngste Aufkauf-Aktion am COMEX-Goldmarkt ist schon die zweite derartige Manipulation des Goldmarktes, die diese Bank in den letzten neun Monaten unternimmt - neben den zahlreichen anderen “market corners“, die die Bank in den letzten fünf Jahren schon am Gold- und Silbermarkt betrieben hatte. JP Morgan ist ein ernstzunehmender Marktmanipulator, der seine Aufkaufaktionen jetzt auf beide Seiten des Marktes ausdehnt; bislang hatten sich die "market corners“ auf die Short-Seite des Marktes beschränkt - bis zu jüngsten dominanten Long-Engagement.
Nach Stand von Dezember 2012 COT hatte JP Morgan am COMEX-Markt für Gold-Futures eine Netto-Short-Position von ungefähr 75.000 Kontrakten. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Position 20,5% des tatsächlichen Netto-Open-Interests aus (68.648 Spread-Kontrakte wurden vom Gesamt-Open-Interest von 434.416 Kontrakten abgezogen). Der Goldkurs stand zu diesem Zeitpunkt bei 1.700 $. Während einige (so auch die CFTC) noch Probleme mit der Vorstellung haben, dass eine “market corner“ auch auf der Leerverkäuferseite existieren kann, so kann doch keiner in Abrede stellen, dass das Halten eines Marktanteils von 20,5% an einem großen regulierten Terminmarkt, durch eine einzige Institution, nichts anderes als Manipulation und “Marktaufkauf“ bedeuten kann.
Diese von JP Morgan etablierte Marktdominanz auf der Short-Seite des COMEX-Goldmarktes war der Motivator und die treibende Kraft für die anschließenden Goldkursverluste, die sich bis Juni auf 500 $ beliefen. Im Rahmen der historischen Kursverluste im ersten Halbjahr 2013 hatte JP Morgan mit seiner “market corner" auf der Short-Seite des Goldmarktes Gewinne für sich zu verbuchen (über 2 Milliarden $ nach meinen Schätzungen); die Bank trieb die Kurse kontinuierlich in die Tiefe, um anschließend ihre aktuelle “market corner“ auf der Long-Seite des Marktes zu betreiben - im Umfang von 85.000 Kontrakten oder 25% des tatsächlichen Netto-Open-Interests (minus Spreads).
Dieser Umschwung von 75.000 Kontrakten (7,5 Millionen Unzen) Netto-Short-Engagement zu 85.000 Kontrakten (8,5 Millionen Unzen) Netto-Long-Engagement lässt sich nicht mal eben in einer Woche oder einem Monat bewerkstelligen. Man schnippt nicht einfach mit den Fingern und hat Gold-Positionen im Umfang von 16 Millionen Unzen gekauft, auch wenn man das Geld hat, Derivate mit einem rechnerischen Wert von 25 Milliarden Dollar zu hebeln. JP Morgan brauchte neun Monate, um insgesamt 160.000 COMEX-Gold-Futures-Kontrakte zu kaufen (16 Millionen Unzen) - eine monatliche Kaufrate von 18.000 Kontrakten (1,8 Millionen Unzen) vom 4. Dezember bis heute.
Auf den Punkt gebracht: Eine “market corner" definiert sich durch die Größe der Position im Verhältnis zur Größe des Gesamtmarktes. Ich hatte zuvor schon in hunderten Artikeln den Begriff "Konzentration" benutzt, ich habe aber den Eindruck, dass der Begriff “market corner“ die Situation besser beschreibt. Wie hoch muss der Marktanteil also mindestens sein, um von einer solchen “corner" sprechen zu können? Wie auch bei Pornografie müsste eine vernünftige Person eigentlich in der Lage sein, sie als solche zu identifizieren. Ein guter Startpunkt wäre die Betrachtung einer konzentrierten Position im Kontext anderer Märkte, dann ein historischer Vergleich innerhalb des betreffenden Marktes, ein Vergleich mit den aufsichtsbehördlichen Richtlinien und schließlich ein Abgleich mit dem gesunden Menschenverstand.
Große und aktiv regulierte Futures-Märkte (mit mehreren hunderttausend Kontrakten im Open Interest, oder mehr) wie COMEX-Gold-, NYMEX-Rohöl-, CBOT-Mais- oder CME-e-mini-S&P-Futures müssten relativ niedrige Konzentrationsniveaus auf der Long- wie auch auf der Short-Seite aufweisen - sagen wir, unter 20% und eher im Bereich von 10% für die 4 größten Short- oder Long-Trader. Unter diesen großen Märkten weist aber nur der COMEX-Gold-Terminmarkt eine Konzentration auf der Long-Seite auf, die dreimal höher ist, als am Mais- oder Rohölterminmarkt. Historisch betrachtet, sind die Konzentrationsniveaus der 4 größten Traders auf der Long-Seite des COMEX-Gold-Marktes noch nie höher gewesen als jetzt - weder am Goldmarkt, noch an keinem anderen Markt mit vergleichbarer Größe.
Die gesetzliche Regulierung der US-Rohstoffmärkte wurde in den 1930ern eingeführt, nachdem es im frühen 20. Jahrhundert (in der Jesse-Livermore-Ära) eine ganze Reihe solcher “market corners“ gegeben hatte. Es ist schlimm genug, dass Institutionen wie die Hunt Brothers oder ein einzelner Kupfer-Trader (der für Sumitomo arbeitete) derart dominante Marktpositionen etablieren konnten, allerdings haben wir jetzt ein ganz anderes Niveau von Verderbtheit erreicht: Heute kauft die wichtigste US-Bank einen Markt auf: und zwar JP Morgan - den Markt für COMEX-Gold-Futures.
Im heutigen Artikel möchte ich ein wenig zurückblicken und aufzeigen, wie wir in diese ungeheuerliche Lage gekommen sind, in der JP Morgan den Goldmarkt durch die Etablierung einer marktdominierenden Gold-Position lenkt. Wer meine Artikel regelmäßig liest, wird wissen, dass ich sich seit fünf Jahren immer wieder JP Morgan als den Hauptmanipulator der Gold- und Silbermärkte identifiziere; und zwar seitdem die Bundesaufsichtsbehörde, die CFTC, enthüllte, dass JP Morgan im März 2008 die massiven und konzentrierten Short-Positionen beim Gold und Silber von Bear Stearns geerbt und übernommen hatte. Diese Bekanntgabe als auch die nachprüfbaren Daten, die die CFTC in ihren Commitment of Trader Reports und Bank Participation Reports regelmäßig veröffentlicht, bestätigen eindeutig meine Anschuldigung, dass JP Morgan am Markt für COMEX-Gold-Futures den Aufbau eine beherrschenden Position betreibt.
Man mag es vielleicht erst nicht glauben wollen, aber JP Morgans jüngste Aufkauf-Aktion am COMEX-Goldmarkt ist schon die zweite derartige Manipulation des Goldmarktes, die diese Bank in den letzten neun Monaten unternimmt - neben den zahlreichen anderen “market corners“, die die Bank in den letzten fünf Jahren schon am Gold- und Silbermarkt betrieben hatte. JP Morgan ist ein ernstzunehmender Marktmanipulator, der seine Aufkaufaktionen jetzt auf beide Seiten des Marktes ausdehnt; bislang hatten sich die "market corners“ auf die Short-Seite des Marktes beschränkt - bis zu jüngsten dominanten Long-Engagement.
Nach Stand von Dezember 2012 COT hatte JP Morgan am COMEX-Markt für Gold-Futures eine Netto-Short-Position von ungefähr 75.000 Kontrakten. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Position 20,5% des tatsächlichen Netto-Open-Interests aus (68.648 Spread-Kontrakte wurden vom Gesamt-Open-Interest von 434.416 Kontrakten abgezogen). Der Goldkurs stand zu diesem Zeitpunkt bei 1.700 $. Während einige (so auch die CFTC) noch Probleme mit der Vorstellung haben, dass eine “market corner“ auch auf der Leerverkäuferseite existieren kann, so kann doch keiner in Abrede stellen, dass das Halten eines Marktanteils von 20,5% an einem großen regulierten Terminmarkt, durch eine einzige Institution, nichts anderes als Manipulation und “Marktaufkauf“ bedeuten kann.
Diese von JP Morgan etablierte Marktdominanz auf der Short-Seite des COMEX-Goldmarktes war der Motivator und die treibende Kraft für die anschließenden Goldkursverluste, die sich bis Juni auf 500 $ beliefen. Im Rahmen der historischen Kursverluste im ersten Halbjahr 2013 hatte JP Morgan mit seiner “market corner" auf der Short-Seite des Goldmarktes Gewinne für sich zu verbuchen (über 2 Milliarden $ nach meinen Schätzungen); die Bank trieb die Kurse kontinuierlich in die Tiefe, um anschließend ihre aktuelle “market corner“ auf der Long-Seite des Marktes zu betreiben - im Umfang von 85.000 Kontrakten oder 25% des tatsächlichen Netto-Open-Interests (minus Spreads).
Dieser Umschwung von 75.000 Kontrakten (7,5 Millionen Unzen) Netto-Short-Engagement zu 85.000 Kontrakten (8,5 Millionen Unzen) Netto-Long-Engagement lässt sich nicht mal eben in einer Woche oder einem Monat bewerkstelligen. Man schnippt nicht einfach mit den Fingern und hat Gold-Positionen im Umfang von 16 Millionen Unzen gekauft, auch wenn man das Geld hat, Derivate mit einem rechnerischen Wert von 25 Milliarden Dollar zu hebeln. JP Morgan brauchte neun Monate, um insgesamt 160.000 COMEX-Gold-Futures-Kontrakte zu kaufen (16 Millionen Unzen) - eine monatliche Kaufrate von 18.000 Kontrakten (1,8 Millionen Unzen) vom 4. Dezember bis heute.
Auf den Punkt gebracht: Eine “market corner" definiert sich durch die Größe der Position im Verhältnis zur Größe des Gesamtmarktes. Ich hatte zuvor schon in hunderten Artikeln den Begriff "Konzentration" benutzt, ich habe aber den Eindruck, dass der Begriff “market corner“ die Situation besser beschreibt. Wie hoch muss der Marktanteil also mindestens sein, um von einer solchen “corner" sprechen zu können? Wie auch bei Pornografie müsste eine vernünftige Person eigentlich in der Lage sein, sie als solche zu identifizieren. Ein guter Startpunkt wäre die Betrachtung einer konzentrierten Position im Kontext anderer Märkte, dann ein historischer Vergleich innerhalb des betreffenden Marktes, ein Vergleich mit den aufsichtsbehördlichen Richtlinien und schließlich ein Abgleich mit dem gesunden Menschenverstand.
Große und aktiv regulierte Futures-Märkte (mit mehreren hunderttausend Kontrakten im Open Interest, oder mehr) wie COMEX-Gold-, NYMEX-Rohöl-, CBOT-Mais- oder CME-e-mini-S&P-Futures müssten relativ niedrige Konzentrationsniveaus auf der Long- wie auch auf der Short-Seite aufweisen - sagen wir, unter 20% und eher im Bereich von 10% für die 4 größten Short- oder Long-Trader. Unter diesen großen Märkten weist aber nur der COMEX-Gold-Terminmarkt eine Konzentration auf der Long-Seite auf, die dreimal höher ist, als am Mais- oder Rohölterminmarkt. Historisch betrachtet, sind die Konzentrationsniveaus der 4 größten Traders auf der Long-Seite des COMEX-Gold-Marktes noch nie höher gewesen als jetzt - weder am Goldmarkt, noch an keinem anderen Markt mit vergleichbarer Größe.