Die besondere Rolle der Zahl Sieben an den Finanzmärkten
28.10.2005 | Robert Rethfeld
Ob James Bond 007, Spiel 77, 7Up oder die sieben Weltwunder: Die Zahl Sieben ist eine besonders gern verwendete Zahl, und das seit alters her. Weitere Beispiele sind die sieben Todsünden, das "Buch mit sieben Siegeln", der Siebenschläfer, das Siebengebirge, Schneewittchen und die sieben Zwerge, die Siebenmeilenstiefel, die TV-Comedy "Sieben Tage, sieben Köpfe", der Sender ProSieben und das verflixte siebente Jahr. Im Bereich der Mobilität findet man den Flugzeughersteller Boeing, der seine Produkte nach dem Muster "7?7" benennt und den Autobauer BMW, der die 7er-Reihe als sein Premium-Produkt entwickelt hat. Kein Wunder, denn die häufigste Antwort auf die Frage nach der Lieblingszahl oder bei der Frage nach einer beliebigen Zahl zwischen Eins und Neun ist die Zahl Sieben. Die Woche besteht aus sieben Tagen, wobei alle Wochentage im römischen Reich nach den damals bekannten sieben wichtigsten Himmelsgestirnen benannt sind: Sonntag (Sonne); Montag (Mond); Dienstag (lat. "dies martis", Mars) usw. Der Lauf des Mondes um die Erde dauert etwa 28 Tage (gleich vier mal sieben Tage). Viele weitere gut recherchierte Informationen zur Zahl Sieben finden sich hier.
In welchem Zusammenhang steht die Zahl Sieben mit den Finanzmärkten? Insbesondere in den US-Indizes finden sich viele Hinweise auf die herausragende Bedeutung der Zahl Sieben. Man muss nur einen Blick auf die wichtigsten Tiefs der vergangenen 20 Jahre werfen.
Dabei scheint insbesondere die Zahl 776 bzw. 777 eine wichtige Rolle zu spielen. Am 12.08.1982 endete einer der längsten Bärenmärkte der US-Geschichte; gleichzeitig begann der Bullenmarkt der 80er und 90er-Jahre. Der Dow Jones Index beendete diesen Tag mit 776,92 Punkten (gerundet 777).
Ein anderes wichtiges Datum ist der 09.10.2002. Dieser Tag bedeutete das Ende der Abwärtsbewegung seit Anfang 2000 und gleichzeitig den Beginn der derzeitigen bullischen Marktphase in den USA. Der S&P500 beendete diesen Tag mit 776,76 Punkten (gerundet 777). Multipliziert man 776,76 Punkte mit zwei, so gelangt man auf 1553 Punkte, dem Allzeithoch des S&P500. Die Zahlenfolge 776 findet sich im Gründungsdatum der USA wieder (1776).
Die Zahlenfolge 777 soll laut Liste der besonderen Zahlen in der Bibel für "göttliche Vollkommenheit und Gerechtigkeit" stehen. Jedenfalls waren die beiden genannten Bärenmärkte bei 777 Punkten "vollkommen" zu Ende und "gerechte" Bullenmärkte begannen .
Die Zahl Sieben findet sich bei weiteren wichtigen Ereignissen. Das Crash-Tief vom 19.10.1987 notierte auf Schlusskursbasis im Dow Jones Index bei 1739 Punkten. Das war zwar das Tief, aber es wurde noch einmal getestet, und zwar am 4.12.1987 mit 1767 Punkten, nachdem der Dow am Vorabend bei 1776 Punkten geschlossen hatte.
Das Tief vom 23.07.02 beendete die Sommer-Talfahrt des Dow bei 7703 Punkten. Im Bereich zwischen 7.000 und 7.700 Punkten wurden in den Jahren 1998, 2002 und 2003 wichtige Tiefs erzielt.
Bemerkenswert ist auch, dass der Ölpreis seinen Anstieg nicht eher stoppte, bis er die 70-Dollar-Marke erreichte.
Jahre, die mit der Zahl Sieben enden (1987, 1997, 2007 etc.), sind durchschnittlich gesehen Negativ-Jahre an den Aktienmärkten (-2,74% von 1897 bis 1997) und enthalten dramatische Sell-Offs, von denen die Panik von 1907 weitaus größer war als die von 1987. Im Jahr 1907 verlor der Dow fast 50 Prozent seines Wertes. Auch 1837, 1847, 1857, 1937, 1957 und 1977 waren dramatische Minus-Jahre.
Schon in der Bibel gibt es Hinweise auf "die sieben fetten und die sieben mageren Jahre", die anscheinend aus einem Überschwemmungszyklus des Nil im alten Ägypten resultierten. An den Aktienmärkten findet sich kein Beweis für sieben fette und sieben magere Jahre, aber ein Sieben-Jahres-Zyklus, der in meinen Augen durchaus eine solide Berechtigung hat. Er beinhaltet so wichtige Jahre wie 1998 (LTCM-Hedge-Fonds-Zusammenbruch) oder 1991 (erster Irak-Krieg), aber auch die Jahre 1942 und 1949, die wichtige Aktienmarkttiefs darstellten. Der Zyklus beginnt mit dem Jahr 1907, in dem J.P. Morgan die New Yorker Börse vor dem Ruin rettete und setzt sich mit den Jahren 1914 (selbstredend) und 1921 (schwere Rezession in den USA) fort. Auch das Jahr 2005 ist übrigens Teil dieses Zyklus.
Fazit
Die Zahl Sieben nimmt an den US-Finanzmärkten eine besondere Stellung ein. Es scheint eine zutiefst emotional angehauchte Zahl zu sein, was sicherlich auch daher rührt, dass in den USA das Datum 1776 eine besondere Rolle spielt.
© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de
In eigner Sache: Die Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) vergibt erstmals einen Preis für die beste Technische Analyse. Die VTAD möchte mit dieser Auslobung Kreativität und analytisches Geschick im deutschsprachigen Raum auf diesem Gebiet fördern. Der so genannte "VTAD-Award" wird für eine Leistung vergeben, die neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Technischen Analyse vermittelt oder etablierte Techniken entscheidend weiterführt. Praxisbezogene Analysen, die auf einer soliden Recherche beruhen und mit einem Text versehen sind, der durch die Klarheit der Argumentation besticht, werden von der Jury bevorzugt. Bewerben können sich all diejenigen, die an dem Thema "Technische Analyse" interessiert sind. Die Entscheidung für den Siegerbeitrag trifft eine Jury, die sich aus dem Jury-Vorsitzenden, einem Mitglied des Vorstands der VTAD sowie weiteren berufenen Personen zusammensetzt. Die Preisvergabe erfolgt anlässlich der Vorstellung des VTAD-Frühjahrsgutachtens im Frühjahr 2006. Co-Sponsor ist das Smart Investor-Magazin. Die Richtlinien für die Vergabe können hier abgerufen werden. Zusätzliche Fragen beantwortet der Jury-Vorsitzende Robert Rethfeld unter rrethfeld@wellenreiter-invest.de.
In welchem Zusammenhang steht die Zahl Sieben mit den Finanzmärkten? Insbesondere in den US-Indizes finden sich viele Hinweise auf die herausragende Bedeutung der Zahl Sieben. Man muss nur einen Blick auf die wichtigsten Tiefs der vergangenen 20 Jahre werfen.
Dabei scheint insbesondere die Zahl 776 bzw. 777 eine wichtige Rolle zu spielen. Am 12.08.1982 endete einer der längsten Bärenmärkte der US-Geschichte; gleichzeitig begann der Bullenmarkt der 80er und 90er-Jahre. Der Dow Jones Index beendete diesen Tag mit 776,92 Punkten (gerundet 777).
Ein anderes wichtiges Datum ist der 09.10.2002. Dieser Tag bedeutete das Ende der Abwärtsbewegung seit Anfang 2000 und gleichzeitig den Beginn der derzeitigen bullischen Marktphase in den USA. Der S&P500 beendete diesen Tag mit 776,76 Punkten (gerundet 777). Multipliziert man 776,76 Punkte mit zwei, so gelangt man auf 1553 Punkte, dem Allzeithoch des S&P500. Die Zahlenfolge 776 findet sich im Gründungsdatum der USA wieder (1776).
Die Zahlenfolge 777 soll laut Liste der besonderen Zahlen in der Bibel für "göttliche Vollkommenheit und Gerechtigkeit" stehen. Jedenfalls waren die beiden genannten Bärenmärkte bei 777 Punkten "vollkommen" zu Ende und "gerechte" Bullenmärkte begannen .
Die Zahl Sieben findet sich bei weiteren wichtigen Ereignissen. Das Crash-Tief vom 19.10.1987 notierte auf Schlusskursbasis im Dow Jones Index bei 1739 Punkten. Das war zwar das Tief, aber es wurde noch einmal getestet, und zwar am 4.12.1987 mit 1767 Punkten, nachdem der Dow am Vorabend bei 1776 Punkten geschlossen hatte.
Das Tief vom 23.07.02 beendete die Sommer-Talfahrt des Dow bei 7703 Punkten. Im Bereich zwischen 7.000 und 7.700 Punkten wurden in den Jahren 1998, 2002 und 2003 wichtige Tiefs erzielt.
Bemerkenswert ist auch, dass der Ölpreis seinen Anstieg nicht eher stoppte, bis er die 70-Dollar-Marke erreichte.
Jahre, die mit der Zahl Sieben enden (1987, 1997, 2007 etc.), sind durchschnittlich gesehen Negativ-Jahre an den Aktienmärkten (-2,74% von 1897 bis 1997) und enthalten dramatische Sell-Offs, von denen die Panik von 1907 weitaus größer war als die von 1987. Im Jahr 1907 verlor der Dow fast 50 Prozent seines Wertes. Auch 1837, 1847, 1857, 1937, 1957 und 1977 waren dramatische Minus-Jahre.
Schon in der Bibel gibt es Hinweise auf "die sieben fetten und die sieben mageren Jahre", die anscheinend aus einem Überschwemmungszyklus des Nil im alten Ägypten resultierten. An den Aktienmärkten findet sich kein Beweis für sieben fette und sieben magere Jahre, aber ein Sieben-Jahres-Zyklus, der in meinen Augen durchaus eine solide Berechtigung hat. Er beinhaltet so wichtige Jahre wie 1998 (LTCM-Hedge-Fonds-Zusammenbruch) oder 1991 (erster Irak-Krieg), aber auch die Jahre 1942 und 1949, die wichtige Aktienmarkttiefs darstellten. Der Zyklus beginnt mit dem Jahr 1907, in dem J.P. Morgan die New Yorker Börse vor dem Ruin rettete und setzt sich mit den Jahren 1914 (selbstredend) und 1921 (schwere Rezession in den USA) fort. Auch das Jahr 2005 ist übrigens Teil dieses Zyklus.
Fazit
Die Zahl Sieben nimmt an den US-Finanzmärkten eine besondere Stellung ein. Es scheint eine zutiefst emotional angehauchte Zahl zu sein, was sicherlich auch daher rührt, dass in den USA das Datum 1776 eine besondere Rolle spielt.
© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de
In eigner Sache: Die Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) vergibt erstmals einen Preis für die beste Technische Analyse. Die VTAD möchte mit dieser Auslobung Kreativität und analytisches Geschick im deutschsprachigen Raum auf diesem Gebiet fördern. Der so genannte "VTAD-Award" wird für eine Leistung vergeben, die neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Technischen Analyse vermittelt oder etablierte Techniken entscheidend weiterführt. Praxisbezogene Analysen, die auf einer soliden Recherche beruhen und mit einem Text versehen sind, der durch die Klarheit der Argumentation besticht, werden von der Jury bevorzugt. Bewerben können sich all diejenigen, die an dem Thema "Technische Analyse" interessiert sind. Die Entscheidung für den Siegerbeitrag trifft eine Jury, die sich aus dem Jury-Vorsitzenden, einem Mitglied des Vorstands der VTAD sowie weiteren berufenen Personen zusammensetzt. Die Preisvergabe erfolgt anlässlich der Vorstellung des VTAD-Frühjahrsgutachtens im Frühjahr 2006. Co-Sponsor ist das Smart Investor-Magazin. Die Richtlinien für die Vergabe können hier abgerufen werden. Zusätzliche Fragen beantwortet der Jury-Vorsitzende Robert Rethfeld unter rrethfeld@wellenreiter-invest.de.