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Anleihen/ Aktien: Die große "Nicht-Rotation"

15.08.2013  |  Clif Droke
Das Investment Company Institute (ICI) schätzte die Netto-Kapitalabflüsse aus Rentenmarkt-Investmentfonds auf 13,5 Milliarden Dollar - innerhalb eine Woche bis zum 12. Juni. Auch in der Vorwoche habe es den Angaben zufolge schon hohe Abflüsse von ganzen 10,9 Milliarden $ gegeben. Im Juni begann also der stetige Kapitalexodus aus Anleihen und Rentenfonds, der bis heute anhält.

Bis vor Kurzem galten Anleihen noch als der angesagte “Sichere Hafen“ in Investorenkreisen; nach der Kreditkrise von 2008-2009 hatten sie es vorgezogen, ihr Kapital lieber in niedrigverzinsten Schuldeninstrumenten zu parken. Die Anleger konnten ihre Aktien-Angst aber nie richtig abschütteln, auch dann nicht, als der Aktienmarkt im Zeitraum von 2009-2013 überdurchschnittliche Gewinne abwarf und abwirft. Der drastische Sprung bei den Renditen für US-Staatsanleihen, der in den letzten drei Monaten zu beobachten war, änderte diese Einstellungen schließlich.

Seit Juni will der Investorenansturm auf die Ausgänge des Rentenmarktes nicht mehr abreißen. Mit dem Bankrott der US-Stadt Detroit wurde dieser Ansturm nur noch weiter befeuert; es folgten großanlegte Ausverkäufe bei Kommunalanleihe-Fonds. Seit zwei Wochen stoßen Investoren in zunehmenden Maße Anteile an Kommunalanleihefonds ab, und zwar so stark, dass die erschreckend hohe Zahl der neuen 52-Wochen-Tiefs an der NYSE fast komplett auf diese Fonds zurückzuführen ist. Schauen Sie sich die 191 Tiefs an, die letzten Dienstag markiert wurden; zum ersten Mal seit dem 25. Juni wurden somit mehr neue Tiefs als neue Hochs markiert. Seit dem 25.Juni hatte es zudem nicht mehr ansatzweise so viele neue Tiefs gegeben.

Die Investoren flüchten sich also aus Anleihen. Heißt das aber, dass wir endlich den langerwarteten Ansturm auf Aktien erleben werden, den Experten prognostizieren? Das zumindest ist bis jetzt noch nicht passiert, wie der folgende Chart zeigt (Daten stammen vom ICI).

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Zwar erhielten die Aktienfonds zu Jahresbeginn kräftige Zuflüsse, diese haben sich jedoch seither deutlich abgeschwächt und in einigen Fällen sogar wieder ins Negative verkehrt. Als Beispiel: Innerhalb eines zweiwöchigen Zeitraums (vom 12. Mai) erreichten die Kapitalabflüsse aus Rentenfonds insgesamt 24,4 Milliarden $, gleichzeitig hatten die Aktienfonds unterm Strich sogar Kapital-ABFLÜSSE im Umfang von 2,0 Milliarden zu verzeichnen. Die US-Aktienkapitalflüsse in der Woche bis zum 31. Juli waren ebenfalls mit fast 1,0 Milliarden negativ. Der Exodus aus Anleihen und Rentenfonds setzt sich unterdessen mit hohem Tempo fort, ohne aber entsprechenden Niederschlag in Aktien oder Aktienfonds zu finden. Das heißt also, dass die “Große Rotation“, auf die die Wall Street hofft, noch nicht da ist.

Bevor wie auf die Frage eingehen, warum das so ist, wollen wir noch kurz einen Blick zurück werfen und schauen, wie es zu all dem gekommen ist. Zuerst der Euro, dann Gold und Silber, dann die Schwellländer, dann Anleihen. Ein “Sicherer Hafen" nach dem anderen wurde umgelegt. Der sprichwörtliche “letzte Indianer” ist der US-Aktienmarkt, und dennoch macht der durchschnittliche Privatinvestor nicht wirklich Anstalten, auf diesen Zug aufzuspringen. Wenn nicht in Aktien, wohin fließt dann das Kapital der Investoren? Bis auf weiteres fließt es in Barreserven, da die Anleger immer noch nicht überzeugt sind, dass langfristig Stabilität an den Finanzmärkten eingekehrt ist.

Warum aber haben sich Anleger immer noch nicht für Aktien erwärmen können - trotz einer rekordbrechenden Aufholrally ausgehend von den 2009er-Crash-Tiefs? In den letzten vier Jahren beobachten sie nur unbeteiligt, wie die Aktien Jahr für Jahr nach oben schossen und im Verlauf dessen auch die Verluste aus der Kreditkrise komplett wettmachten und noch einen draufsetzten. Könnte es sein, dass die Erinnerungen an die schmerzhafte Kreditkrise immer noch mitschwingen und den angeborenen Wunsch nach Gewinnen übertrumpfen? Wie sich zeigt, hat der Aspekt Sicherheit das Thema Kapitalgewinne in den letzten vier Jahren ausgestochen.




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