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Aussichten für Platin und Palladium trüben sich ein

28.11.2011  |  Eugen Weinberg
Johnson Matthey, der weltweit größte Verarbeiter von Platin und Palladium, hat kürzlich seinen viel beachteten Halbjahresbericht zu den Märkten der Platinmetalle präsentiert. Demnach trüben sich die kurzfristigen Aussichten für Platin und insbesondere Palladium ein. Wir fassen die wesentlichsten Aussagen zusammen und ziehen Schlüsse für die Preisentwicklung.


Platin:

Die globale Platinnachfrage soll in diesem Jahr um 2,2% bzw. 175 Tsd. auf 8,08 Mio. Unzen steigen. Dies entspricht dem höchsten Wert seit 2007 und dem zweithöchsten überhaupt. Außer der Investmentnachfrage tragen alle anderen Nachfragesektoren zu diesem Anstieg bei. Bemerkenswert ist, dass im aktuellen von Unsicherheit geprägten gesamtwirtschaftlichen Umfeld die Platinnachfrage für Autokatalysatoren um 3% auf ein 3-Jahreshoch von 3,16 Mio. Unzen steigen dürfte. Hohe Nachfragezuwächse sollen auch die glasverarbeitende Industrie (z.B. Produktion von LCD-Fernsehern und Mobilfunkgeräten) und Energiebranche (Bau von neuen Raffinerien) verzeichnen.

Die gesamte industrielle Platinnachfrage ohne Autokatalysatoren soll sogar um 12% auf ein Rekordhoch von 1,96 Mio. Unzen zulegen. Getrieben durch China wird laut Einschätzung von Johnson Matthey selbst die Schmucknachfrage in diesem Jahr moderat wachsen. Dies liegt u.a. daran, dass Platin seit Anfang September nahezu ununterbrochen günstiger ist als Gold und daher von einigen Schmuckherstellern und -verkäufern als Schnäppchen angesehen wird.

Zu Investmentzwecken dürften in diesem Jahr zwar noch 495 Tsd. Unzen nachgefragt werden, dies wären allerdings fast 25% weniger als noch im Jahr zuvor. Der Großteil dieser Nachfragekomponente entfällt auf physisch hinterlegte Platin-ETFs, die 2011 Netto-Zuflüsse von 385 Tsd. Unzen verzeichnen sollten. Es zeigt sich, dass die ETF-Bestände selbst in Phasen deutlicher Preisrückgänge, wie sie z.B. im September zu beobachten waren, relativ stabil geblieben sind. Größeren Einfluss auf den Platin-Preis haben die kurzfristig orientierten spekulativen Finanzinvestoren, die sich überwiegend im Futures-Markt bewegen.

Das Angebot dürfte gemäß Johnson Matthey problemlos mit der Nachfrage Schritt halten können. So soll die Minenproduktion um 5,7% auf 6,4 Mio. Unzen zulegen. Die höchsten prozentualen Zuwächse verzeichnen dabei Nordamerika und Simbabwe. Immer größere Bedeutung kommt dem Recycling zu. In diesem Jahr dürften insbesondere durch die Verschrottung von Altautos 1,88 Mio. Unzen Platin wiedergewonnen werden, 3% mehr als im letzten Jahr.

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Unter dem Strich erwartet Johnson Matthey für den globalen Platinmarkt in diesem Jahr einen Angebotsüberschuss von 195 Tsd. Unzen. Im letzten Jahr befand sich der Markt noch mit 25 Tsd. Unzen im Defizit. 2012 soll zwar immer noch ein Überschuss bestehen, allerdings in deutlich geringerem Ausmaß. Einem weiter steigenden Angebot - sowohl Minenproduktion als auch Recycling - dürfte eine lebhafte Industrienachfrage gegenüberstehen.

Aufgrund von technologischen Neuerungen und Richtlinien (z.B. Reduzierung der CO2-Emissionen) dürfte vor allem die Automobilindustrie weiter hohe Mengen Platin nachfragen. Solange Platin weiterhin günstiger ist als Gold, dürfte auch die Schmucknachfrage robust bleiben. Während der Preis kurzfristig betrachtet aufgrund der aktuellen Unsicherheiten unter Druck bleiben sollte, sehen wir mittel- bis langfristig Aufwärtspotenzial. Ende 2012 sollte Platin 1.850 USD je Feinunze kosten.


Palladium:

Im Gegensatz zu Platin dürfte die globale Palladiumnachfrage laut Einschätzung von Johnson Matthey in diesem Jahr um 8,7% auf 8,89 Mio. Unzen zurückgehen. Dies ist ausschließlich der Schmuck- und Investmentnachfrage geschuldet, wobei letztere im laufenden Jahr aller Voraussicht nach negativ ausfallen wird. Aufgrund des starken Preisverfalls von Palladium im Laufe des Jahres kam es bislang zu umfangreichen Liquidationen bei den ETFs. Am Jahresende könnte bei der Investmentnachfrage daher ein Minus von 215 Tsd. Unzen zu Buche stehen, nachdem im Vorjahr noch ein Plus von 1,1 Mio. Unzen verzeichnet wurde.

Die industrielle Nachfrage bei Palladium zeigt sich analog zu Platin weiter sehr robust. Ohne Autokatalysatoren soll diese um 7,3% auf 2,65 Mio. Unzen steigen und damit wieder Vorkrisenniveaus erreichen. Die Palladiumnachfrage für Autokatalysatoren ist auf dem Weg, ein Rekordhoch zu erzielen. Johnson Matthey schätzt, dass sie 2011 um 6% auf 5,92 Mio. Unzen steigen wird. Dabei profitiert sie zum einen von der vollständigen Umsetzung der Euro 5-Abgasnorm, die eine größere Menge Palladium in Benzin-Motoren erfordert, und zum anderen von der vermehrten Anwendung von Palladium in Diesel-Motoren.




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