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Die Goldverschwörung: Ein Blick hinter die Kulissen der Macht

06.05.2004  |  Ferdinand Lips
Jim Puplava: Ferdinand Lips ist heute Gast in meiner Sendung. Er wurde 1931 in der Schweiz geboren und ist ein angesehener Goldexperte und Kenner des Goldmarktes. Seine Wurzeln sind im Bankgeschäft, wo er seine Karriere begann. Er war Mitglied der Geschäftsleitung der Rothschild Bank in Zürich seit ihrer Gründung im Jahr 1968. 1987 eröffnete er seine eigene Bank, die Bank Lips. 1998 begab er sich in den Ruhestand als er seine Kapitalbeteiligung verkaufte. Er ist im Verwaltungsrat verschiedener Firmen, unter anderem bei afrikanischen Goldbergwerksgesellschaften. Er ist ebenfalls Mitglied im Gremium der Foundation for the Advancement of Monetary Education FAME, New York (www.FAME.org). Vier Bücher stammen aus seiner Feder. Das letzte heisst "Die Gold Verschwörung".

Herr Lips, ich möchte unser Gespräch mit dem Thema "Gold als Geld" eröffnen. Was kennzeichnet Gold? Was sind seine einzigartigen Eigenschaften?


Ferdinand Lips: Sie meinen Gold als Geld im Gegensatz zu Papierwährungen, das heisst eine Währung ohne Deckung?


Jim Puplava: Genau.

Ferdinand Lips: Nun, im Moment lebt die Welt mit einem Papiergeldsystem, oder eher überhaupt keinem System. Zum ersten Mal in der Geschichte ist keine einzige Währung durch einen reellen Sachwert gedeckt wie etwa Gold. Die ganze Welt segelt im Moment in einem Meer von Papier.


Jim Puplava: Wer hat, gemäss Ihrem Buch "Die Goldverschwörung", diese Verschwörung begonnen? Was sind die Ziele? Und wer sind die Opfer?

Ferdinand Lips: Wer hat zuerst angefangen? Ich meine es war Franklin D. Roosevelt. 1933 konfiszierte er das Gold der amerikanischen Bürger und erhöhte den Preis später von USD 20.67 auf 35.00. Das war der eigentliche Anfang des Goldkrieges. Das ist 70 Jahre her, und seitdem herrscht ein Krieg des Papiers gegen das Gold. Nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems 1971, nahmen die Kriegsaktivitäten zu. Seither gab es keine einzige Währung mit einer Bindung an Gold – mit der Ausnahme der Schweiz.


Jim Puplava: Was für eine Verbindung besteht zwischen Gold und ökonomischer Freiheit? Und gleich eine zweite Frage: Warum wird dieser Zusammenhang von so wenig Leuten verstanden?

Ferdinand Lips: Gold ist keine Verbindlichkeit, für niemand. Wenn man Gold besitzt, so hat man etwas Reelles. Hat man Papiere, dann besitzt man ein Versprechen, das nichts bedeuten kann. Wenige verstehen das, weil sie Opfer einer jahrelangen Gehirnwäsche durch Regierungen, Zentralbanken, Banken und, ganz besonders, die Medien sind.


Jim Puplava: Speziell in den USA, aber auch sonst in der Welt, ist heute die Aktienbörse zu einem neuen, monetären Instrument zur Lenkung der Volkswirtschaft geworden ist. Es gibt viel, und dazu gehöre auch ich, die der Ansicht sind, dass direkte Interventionen in die Börse stattfinden. Sie haben in Ihrem Buch erwähnt, dass wir nicht weit von der Ära des John Law im 17. Jahrhundert entfernt sind.

Ferdinand Lips: Im Prinzip war John Law der erste Keynesianer. Er glaubte, dass eine moderne Volkswirtschaft, wie diejenige Frankreichs, die mit der Aussenwelt in Kontakt steht, aus Gründen der Wirtschaftlichkeit zusätzlich zu den Münzen Papiergeld benötigte. Die Resultate waren zu erwarten. Die Pariser Börse überschlug sich, und es herrschte eine Stimmung des Wohlbefindens. Leute, die am Morgen arm waren, kauften Aktien und waren am Abend reich. Dies ist das extremste Beispiel einer Papiergeldhysterie. Was Ende der 1990er Jahre in unserer Welt geschah, war nicht mehr weit davon entfernt.


Jim Puplava: Gehen wir in der Geschichte etwas zurück und verfolgen die Geldfunktion des Goldes vom biblischen Zeitalter hin zu den Griechen, Römern, der arabischen Welt bis in die heutigen Tage bevor es fallengelassen wurde. Betrachten wir heute irgendeine Papierwährung, sei dies das britische Pfund oder der USDollar, so ist keine Währung von grosser Dauerhaftigkeit. Warum wurde Gold seit dem Altertum als Geld betrachtet?

Ferdinand Lips: Die Erfahrung geht 5'000 oder 6'000 Jahre zurück. Es ist kein Zufall, dass Gold und Silber in der Bibel als Währungsmetalle erwähnt werden. Die Einsicht kam von selbst, durch Erfahrung. Es gab keine Belehrung durch Regierungen, die den Menschen erklärt hätte was Geld ist und was nicht. Gold wurde zu Geld, weil es das liquideste Gut, und dazu noch rar ist.


Jim Puplava: Da gab es ein Experiment, das wohl einmalig in der Geschichte gewesen sein dürfte. Während des 18. Jahrhunderts experimentierte Frankreich mit einer ungedeckten Währung. Könnten Sie darauf eingehen, wieso das Experiment missglückt ist? Und warum, wie so manche glauben, dies zu Unruhen und schlussendlich zur französischen Revolution geführt hat?

Ferdinand Lips: Die Epoche mit John Law hat Frankreich an den Rand des Ruins gebracht. Ende des 18. Jahrhunderts, noch vor der französischen Revolution, gab es noch ein Experiment mit ungedecktem Papiergeld: die Assignate. Wie Sie sich vielleicht erinnern mögen, wurden die Druckmaschinen durch die Pariser Bevölkerung zerstört. Monetäres Chaos führt oft zu Revolutionen. Beinahe das Gleiche ist später in Russland und unzählige Male in China geschehen. Zusammen mit Recht und Ordnung sichert Gold als Geld langfristige Stabilität.


Jim Puplava: Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in der ganzen Welt eine beinahe friedliche und stabile Zeit. Die Welt lebte mit dem Goldstandard. Und trotzdem sagen manche Gegner des Goldes im 20. Jahrhundert, dass Gold einen deflationären Einfluss hatte und eine Behinderung des wirtschaftlichen Wachstums gewesen wäre. Wie argumentieren Sie gegen diese zwei Ansichten?

Ferdinand Lips: Gold per se ist nicht deflationär. Während den 250 Jahren, die England unter dem Goldstandard verbrachte, von 1664 bis 1914, waren die Preise stabil, sogar 10% tiefer als vor 250 Jahren. Es gab einige Turbulenzen während den Napoleonischen Kriegen, aber die Welt war vor ernsthafter Inflation oder Deflation verschont geblieben; und der französische Franc war bis 1914 100 Jahre lang stabil geblieben.

Der Goldstandard wurde anfangs des I. Weltkrieges fallengelassen, weil die Regierungen durch Besteuerung nicht genügend Mittel zur Finanzierung des Krieges eintreiben konnten. Sie liquidierten den Goldstandard und führten ihn nie wieder ein. Es bestand die Absicht wieder zum alten System zurückzukehren, aber das wohl nur weil die Leute seine eigentliche Bedeutung nicht richtig verstanden hatten. Dies war auch die Zeit in der der Fed 1913 gegründet wurde. Viele andere Zentralbanken wurden um dieses Datum herum ins Leben gerufen.


Jim Puplava: Die Erhöhung des Goldvorrats hängt von der Wirtschaftlichkeit der Goldförderung ab. Könnten Sie uns erklären warum Gold die Regierungen hindert zu inflationieren?

Ferdinand Lips: Unter dem Goldstandard gab es die goldene Regel der Automatismen. Wenn eine Regierung oder ein Land über seine Verhältnisse lebte, so floss Gold aus diesem Land ab und kam nicht wieder zurück, bis dass das betroffene Land zu einer gesunden Finanzpolitik zurückgefunden hatte. Diese automatische Korrektur der finanziellen Exzesse war das grosse Verdienst des Goldstandards. Keine Zentralbank und kein Finanzminister, kennt die genauen Geldmengen-Bedürfnisse einer Volkswirtschaft. Statistiken sind immer zu spät. Es handelt sich immer um zu viel oder zu wenig, oder zu spät. Der Goldstandard war automatisch und er funktionierte.



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