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Die Goldverschwörung: Ein Blick hinter die Kulissen der Macht

06.05.2004  |  Ferdinand Lips
- Seite 4 -
Jim Puplava: Sie haben die Medien erwähnt. Es scheint mir es herrscht eine beinahe symbiotische Verbindung zwischen den Medien und der Wall Street. In anderen Worten, und wie Sie in Ihrem Buch aufzeigen, haben die Medien die tatsächliche Quantität an Gold, die von den Zentralbanken verkauft wurde, immer höher bewertet und anderseits das Thema "Goldleasing" und die Rolle der Goldbanken im Tiefhalten des Goldpreises nie aufgegriffen. Eine Frage, Herr Lips, die ich mir stelle und auch andere sich stellen, ist: Wie ist es möglich, dass Gold in New York fast immer tiefer schliesst als in London? Könnten Sie das erklären? Üblicherweise geschieht dies in den letzten Stunden vor Schluss.

Ferdinand Lips: Das trifft absolut zu. Wenn über einen Zeitraum von 50 Tagen New York an 48 Tagen tiefer als London schliesst, so stimmt doch etwas nicht. In einem freien Markt kommt so etwas nicht vor. Ich denke es ist eines der besten Vorkommnisse zum Verdeutlichen, dass konstante Manipulation des Goldpreises eine Tatsache ist. Einer der Gründe ist, dass in London physisches Gold gehandelt wird und anschliessend in New York an der COMEX der Handel mit den Derivaten beginnt.


Jim Puplava: Zusätzlich zur Manipulation des Goldpreises, sehen wir auch enorme Baissepositionen in Form von Derivaten oder Terminkontrakten. Vor kurzem haben wir auch grosse Baissepositionen in Goldaktien festgestellt. Es scheint die Kräfte operieren an allen Fronten; entweder verkaufen sie Gold direkt oder spekulieren à la Baisse bei Gold ebenso wie bei Goldaktien. Es ist beinahe wie in einem Dreifrontenkrieg.

Ferdinand Lips: Sie haben Recht. Bei gewissen Aktien war ich erstaunt als ich die Baissepositionen sah, die beinahe den gesamten kapitalisierten Wert der Unternehmung ausmachten. Es ist reine Spekulation. Für die Beteiligten könnte dies ein sehr böses Ende nehmen.


Jim Puplava: Die Leute realisieren nicht wie klein der Goldmarkt ist. Wenn man den eigentlichen Geldwert der Gold- und Silberproduktion nimmt und ihn dem Börsenwert aller Goldaktien zufügt, so bewegt man sich in einer kleinen Welt im Vergleich zu den Volumen, die in Währungs-, Aktien- oder Obligationenmärkten gehandelt werden.

Ferdinand Lips: Die Marktkapitalisierung aller Gold produzierenden Unternehmen ist weit unter der Kapitalisierung von Unternehmen wie General Electric oder Microsoft. Die Marktkapitalisierung aller Gold produzierenden Unternehmen ist um die ca. USD 100 Milliarden. Der Wert des bis anhin geförderten Goldes (in privatem und öffentlichem Besitz) steht bei ca. USD 1.6 Billionen. Das gesamte Weltvermögen in Währungen und Finanzwerten ist im Vergleich bei USD 150 Billionen. Wenn die Anlegerwelt auf Gold und Goldaktien aufmerksam wird, wird es weder genug Gold- noch Goldaktien haben.

Wenige haben bemerkt, dass Goldaktien seit November 2000 in einem Haussemarkt sind. Der HUI-Index der Goldförderer, die kein "Hedging" betreiben ist um etwa 600% gestiegen, und der XAU-Index, der die Minen beinhaltet, welche "hedgen", ist um über 150% gestiegen. Mit steigendem Goldpreis werden die Leute merken, was sich an den Märkten abspielt und sie werden beginnen, Gold und Goldaktien zu kaufen. Dann wird nicht nur die Erfahrung der siebziger Jahre wiederholt. Wenn die Anleger realisieren, dass Gold und Silber die einzigen Wert sind, die steigen, dann steigen die Preise der beiden Edelmetalle ins Astronomische. Diagramm freundlicherweise von www.stockcharts.com zur Verfügung gestellt.


Jim Puplava: In der Welt des Goldes gab es einige Gerüchte über das Volumen des ausgeliehenen Goldes. Ich habe von GFMS (Gold Fields Mineral Service) gehört, dass nur 5'000 Tonnen ausgeliehen wurden. GATA hat festgestellt - und ich denke auf sehr überzeugende Art - dass die Zahl von 5'000 leerverkauften Tonnen unzureichend ist und sich die tatsächliche Menge näher bei 10.000 oder 15.000 Tonnen befindet. Wie sehen Sie es?

Ferdinand Lips: Für ihre Schätzungen stützt sich GATA auf die Arbeiten seriöser Analysten. Sie ist nicht politisch gefärbt. Diese Analysten sehen sich die Zahlen an und präsentieren dann Resultate, die sehr verschieden sind von denjenigen der GFMS (einer Organisation, deren Veröffentlichungen ich im Verdacht habe, dass sie politisch motiviert sind). Seltsamerweise, und das wiegt schwer, verwendet der World Gold Council die GFMS-Statistiken. Ich bevorzuge seriöse Analysten wie Frank Veneroso, James Turk und Reg Howe Glauben zu schenken, weil ich diese Herren kenne und ihnen vertraue.


Jim Puplava: Wenn wir uns die Anzahl Aktien ansehen mit denen auf Baisse spekuliert wurde, oder die Anzahl Unzen Gold oder Silber, die leer verkauft wurden, so hat dies verschiedene Auswirkungen auf die Gold-Gemeinschaft, gleichgültig ob Gold- und Silberproduzent. Ich nehme an, dass die Kehrseite dieser Frage lautet: Wenn wir aus lauter Dummheit verkaufen um den Goldpreis tief zu halten, dann muss es doch auch Käufer geben?

Ferdinand Lips: Goldverkäufe durch Zentralbanken werden schon immer dreimal angekündigt. Das erste Mal wann die Zentralbank den Verkauf bekannt gibt, dann beim eigentlichen Verkauf des Goldes, und schliesslich nachdem das Gold verkauft ist. Aber der Öffentlichkeit wird nie gesagt wer gekauft hat. Jemand ist am Kaufen. Ich glaube es sind die Asiaten. Das Gold reist von West nach Ost. Die Türken sind Käufer, die Inder kaufen, die Chinesen, die Russen. Die Asiaten kennen den Wert des Goldes. Es gab immer einen Markt für Gold und es werden sich dramatische Entwicklungen ergeben, wenn westliche Anlageberater erkennen, dass Aktienmärkte in den nächsten fünf bis zehn Jahren problematisch sein könnte. Dann dürften auch sie Gold für ihre Kunden kaufen. Interessante Zeiten stehen uns bevor.


Jim Puplava: War es ein Rothschild der gesagt haben soll: "Derjenige, der das Gold kontrolliert, macht die Regeln."?

Ferdinand Lips: Ja. Aber ich glaube er hat gesagt: "Wer die Zentralbanken kontrolliert, kontrolliert die Politik." Die Bedeutung ist die gleiche.


Jim Puplava: Sprechen wir über Ihr Land. Lange Zeit hat man die Schweiz als Hort der Sicherheit in schwierigen Zeiten gesehen. Die schweizerische Währung, der Schweizerfranken, war die stärkste Währung der Welt. Das wurde 1970 offensichtlich als man zu freien Wechselkursen überging. Wurden sie von den Goldverkäufen Ihrer Regierung überrascht?

Ferdinand Lips: Ja. Ich bedaure den Wandel in Gesinnung und Philosophie. Ich habe dies miterlebt und verstehe es einfach nicht. Das Unglück begann 1992, als wir dem IWF (Internationaler Währungsfond) beitraten. Zu jener Zeit habe ich Artikel gegen den Beitritt geschrieben und es wäre beinahe nicht geschehen. Der Beitritt wurde dem Schweizervolk als eine Art Entwicklungshilfe beschrieben. Das war eine Lüge, und die meisten Leute, sogar in der hohen Finanzwelt, wissen nicht was der IWF verkörpert. Trotzdem wollten zwei sehr ehrgeizige Minister (einer war ein Internationalist und der andere ein Sozialist) Mitglied werden und Einsitz nehmen.

Das war der Anfang vom Ende des Schweizerfrankens, weil, gemäss IWFReglement, die Währung nicht an Gold gebunden sein darf. Die Währung kann an irgendetwas gebunden sein, wie Schweinebäuche oder Sojabohnen, nur nicht an Gold. Dies war das Ende des Schweizerfrankens, aber auch des schweizerischen Bankensystems und schlussendlich auch der Schweiz. Wir haben unsere Einzigartigkeit ohne Gegenleistung weggegeben. Dann, 1996, begann die Schweizerische Nationalbank über die neuen Statuten nachzudenken. Sie sagten, Gold habe keine monetäre Rolle mehr.

Es sei nur noch eine Ware etc., etc. Im Verwaltungsrat meiner Bank war ein Mann, der später Mitglied der Regierung wurde, Herr Schmid. Er war Vorstand der Goldkommission. Er fragte mich, was ich darüber dächte. Ich habe für ihn eine Expertise geschrieben und darin gesagt, dass sich unsere Nationalbank von nun an auf das Parkett der Spekulation begebe. Die Nationalbank sollte dies nicht tun. Er hat mir eine Weile zugehört. Zu jener Zeit war er Nationalrat. Er wollte Bundesrat werden und war dadurch mehr an seiner Karriere interessiert.

Er hat Gold nicht verstanden. Im Parlament versteht es keiner. So lief die Sache im Sinne der Regierung, des Finanzdepartements und der Nationalbank. Ich habe in der Schweiz noch keinen getroffen, der fand, dass unser Gold verkauft werden wollte. Übrigens, in der Schweiz wird über jede wichtige Vorlage abgestimmt, aber das Volk wurde nie über die Goldverkäufe befragt. Ich betrachte dies als ein Verbrechen, weil dadurch die Zukunft des Landes untergraben wurde.



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