Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Zusammenfassung der aktuellen Risikolage

03.12.2011  |  Steve Saville
- Seite 2 -
4. Die Situation in Ägypten heizt sich wieder auf

Viele tausende Menschen drängten letzte Woche wieder auf dem Tahrir-Platz in Kairo, um gegen die langsame Machtübergabe vom ägyptischen Oberkommando an eine Zivilregierung zu demonstrieren. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und "Sicherheitskräften" gab es 40 Tote auf Seiten der Demonstranten. Das ägyptische Oberkommando entschuldigte sich für diese Toten, lehnte es jedoch gleichzeitig ab, den Forderungen der Demonstranten nach einer schnellen Machtübergabe nachzukommen. Aufgrund dieser Weigerung ist es wahrscheinlich, dass Proteste und Spannungen in den vor uns liegenden Monaten andauern und eskalieren werden.

Die Wahlen zum ägyptischen Unterhaus sollen diese Woche beginnen. Aus Sicht der Demonstranten besteht aber folgendes Problem: Die Wahlen werden mehrere Monate andauern, und selbst wenn sie zu Ende sind, wird das Militär immer noch die Herrschaft ausüben. Denn das Unterhaus wird auf absehbare Zeit über keine reale Macht verfügen. Seine Hauptaufgabe ist die Verfassungsgebung.

Aktuell will das Oberkommando mit der Machtübertragung an eine Zivilregierung noch so lange warten, bis ein Präsident gewählt wurde, was aber keinesfalls vor der zweiten Jahreshälfte 2012 der Fall sein wird und möglicherweise nicht vor 2013. Viele Ägypter haben Bedenken, dass es nie passieren wird.

Die muslimische Bruderschaft, die wichtigste politische Partei im Ägypten nach Mubarak, beteiligte sich nicht an den Protesten der letzten Woche. Der Grund dafür ist zweifellos der, dass sie in den kommenden Wahlen gut abschneiden werden, und es nicht zu weit treiben wollen. Die Taktik der Bruderschaft könnte sich jedoch ändern, sollte sich ihre fehlende öffentliche Unterstützung für die Demonstranten in sinkender Popularität niederschlagen oder sollte es weitere Verzögerungen bei der Machtübergabe geben.

Fazit: Die politische Situation in Ägypten bleibt instabil und sie könnte in naher Zukunft durchaus noch instabiler werden. Auch dieser Faktor erhöht das Gesamtrisiko, dem sich die globalen Finanzmärkte ausgesetzt sehen.


5. Andere Probleme/ Bedrohung im Nahen Osten

Der nahe Osten war noch nie eine Bastion der Stabilität, aber aktuell scheint es so, als wäre die Lage noch instabiler als gewöhnlich. Neben der politisch zunehmend volatilen Lage in Ägypten kommen beispielsweise folgende Faktoren hinzu:

Es besteht die realistische Chance, dass sich die Proteste gegen das Assad-Regime in Syrien (auf die die syrische Regierung mit drakonischen und tödlichen Reaktionen antwortete) zu einer ausgewachsenen Revolution ausweiten. Da Präsident Assad offensichtlich entschlossen ist, die Macht ohne Rücksicht auf Menschenleben zu erhalten, könnte die Zahl der Toten gewaltig werden.

Es herrscht zudem die ständige Bedrohung, dass Israel und/ oder die USA militärisch gegen den Iran vorgehen, um dessen Nuklearprogramm zu unterbinden. Je näher der Iran der Herstellung funktionsfähiger Nuklearwaffen kommt, desto wahrscheinlicher wird ein Angriff Israels/ der USA.

Die Situation im Nahen Osten ist die plausibelste Erklärung dafür, warum die Ölpreisentwicklung von der Entwicklung des Aktienmarktes abweicht (der Ölmarkt zeigte sich in letzter Zeit deutlich stärker als der Aktienmarkt).


6. Quantitative Lockerungen

Die quantitativen Lockerung (QE) der Fed waren ein Grund, warum der Aufschwung der US-Wirtschaft nach der Rezession von 2007-2009 so schwach ausfiel. QE oder Gelddrucken (um eine anschaulichere Bezeichnung zu verwenden) schafft kein neues Vermögen. Das existierende Vermögen wird also nur heimlich umverteilt. Einige Menschen werden am Ende ärmer dastehen und andere reicher.

Wichtig ist aber auch, dass Vermögenstransfer ineffizient ist und in der Regel den am wenigsten produktiven und umsichtigen Wirtschaftsteilnehmern zu Gute kommt - auf Kosten der Produktivsten und Umsichtigsten. Somit werden die Anteile am Kuchen nicht nur umverteilt, der Kuchen an sich wird auch kleiner. QE ist aber eine verführerische Politik, denn sie lässt die Dinge für kurze Zeit besser aussehen. Wenn eine Theorie aber in der Praxis wiederholt scheitert, wird eine vernünftige Person wohl einsehen, dass diese Theorie aller Wahrscheinlichkeit falsch ist. Der Fed-Führung ist es aber bisher noch nicht in den Sinn gekommen, dass die QE-Theorie (die Theorie, dass der Wirtschaft durch Geldschöpfung aus dem Nichts geholfen werden kann) falsch ist. Folglich wird es wahrscheinlich auch neue quantitative Lockerungen geben, sollte sich die wirtschaftliche Lage in den USA verschlechtern und der Aktienmarkt seinen Abwärtstrend fortsetzen.

Die Möglichkeit viel größerer quantitativer Lockerungen ist unserer Meinung nach das größte Risiko für die US-Wirtschaft. Zudem ist es ein Risiko, das sich mit größter Sicherheit irgendwann bewahrheiten wird. Die Frage ist nur wann.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.


Dieser Artikel wurde am 28. November 2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"