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Platin im Vergleich zu Gold so günstig wie nie

08.12.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist wieder unter die Marke von 110 USD je Barrel gefallen. WTI hält sich dagegen weiterhin oberhalb von 100 USD je Barrel. Insbesondere die gestrigen US-Lagerdaten wirkten sich negativ auf die Preise aus. Laut US-Energieministerium sind die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche überraschend um 1,3 Mio. Barrel gestiegen. Erwartet wurde dagegen ein Lagerabbau, zumal das API am Vortag einen kräftigen Rückgang der Ölvorräte um 5 Mio. Barrel berichtet hatte. Auch bei den Ölprodukten kam es zu einem Lageraufbau.

Die Benzinvorräte stiegen um 5,1 Mio. Barrel, die Destillatebestände erhöhten sich um 2,5 Mio. Barrel. Maßgeblich hierfür war ein kräftiger Anstieg der Raffinerieauslastung, welche auch durch die höhere Destillatenachfrage nicht ausgeglichen werden konnte. Einem stärkeren Preisrückgang stehen derzeit vor allem die geopolitischen Risiken entgegen. So steht die Frage eines Ölembargos der EU gegen den Iran nach wie vor im Raum.

Laut OPEC-Generalsekretär el-Badri dürfte es für die EU allerdings schwierig werden, die Importmenge aus dem Iran von 450 Tsd. Barrel pro Tag zu ersetzen. Dass sich die schneller als erwartete Rückkehr Libyens nicht stärker entlastend auf die Ölpreise ausgewirkt hat, könnte daran liegen, dass die Ölexporte des Landes deutlich hinter der Ölproduktion zurückbleiben. Während derzeit bereits wieder mehr als 800 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag produziert werden, sollen die Exporte im Dezember der staatlichen Ölgesellschaft NOC zufolge lediglich auf knapp 300 Tsd. Barrel pro Tag steigen. Mithin steht ein beträchtlicher Teil der Produktion dem Weltmarkt nicht zur Verfügung, weil er zur Verarbeitung bzw. zum Lageraufbau im Land bleibt.


Edelmetalle

Trotz moderater Abflüsse aus den Gold-ETFs - der SPDR Gold Trust verzeichnete z.B. einen Abbau seiner Bestände von 2 Tonnen - konnte Gold gestern um knapp 1% zulegen. Das gelbe Edelmetall hat sich damit zum ersten Mal seit langem wieder als sicherer Hafen gezeigt, da die meisten Rohstoffe und Aktienmärkte schwächer tendierten. Der Fokus der Marktteilnehmer dürfte sich heute auf die EZB-Zinsentscheidung und die anschließende Pressekonferenz richten. Unsere Volkswirte erwarten eine Zinssenkung auf 1%. Als Gründe dürfte die EZB schwächere Projektionen für die Konjunktur und Inflation sowie den erneuten Stress im Finanzsystem anführen.

Darüber hinaus wird es spannend, inwiefern sich EZB-Präsident Draghi zu Interventionen der EZB am Staatsanleihenmarkt äußert. Am Abend schließlich startet der EU-Gipfel in Brüssel. Eine schnelle Einigung ist nicht zu erwarten. Aufgrund der nach wie vor bestehenden Unsicherheit sollte Gold als wertstabile Anlage weiter gefragt bleiben.

Zum ersten Mal überhaupt kostet eine Feinunze Gold über 200 USD mehr als eine Feinunze Platin. Die Preisdifferenz zwischen Gold und Platin hat sich bereits seit Anfang September zugunsten von Gold ausgeweitet und beträgt heute Morgen 220 USD je Feinunze. Wir erachten diese Diskrepanz als nicht nachhaltig, da sich eine Verschiebung der Schmucknachfrage hin zum günstigeren Platin vollziehen könnte.


Industriemetalle

Indonesien, der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent und weltgrößte Exporteur, hat im November gemäß Daten des Handelsministeriums nur noch 2.202 Tonnen Zinn ausgeführt. Dies waren 60% weniger als im Vormonat und 75% weniger als im Jahr zuvor und stellt die geringste Menge seit Ende 2008 dar. Seit Jahresbeginn liegen die Exporte mit knapp 81 Tsd. Tonnen mittlerweile ebenfalls 4,5% unter dem Vorjahresniveau. Nachdem der Zinnpreis in den letzten Monaten stark gefallen war - seit Ende Juli steht ein Minus von 27% zu Buche - hatten sich die indonesischen Zinnproduzenten selbst einen Exportstopp auferlegt, um den Preis zu stützen. Eigenen Angaben zufolge wollte man erst wieder bei einem Niveau von 25.000 USD je Tonne Zinn exportieren.

Ein Blick auf den Preis zeigt, dass dieses Vorhaben bislang wenig erfolgreich ist, denn der Preis hält sich gerade so über der Marke von 20.000 USD je Tonne. Der Exportstopp wird zudem von einigen Unternehmen "untergraben", nachdem der Verband der indonesischen Zinnproduzenten diesen zugestanden hat, ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Nichtsdestotrotz geht der Lagerabbau von Zinn an der LME weiter. Die Vorräte sind auf 11,9 Tsd. Tonnen und damit den niedrigsten Stand seit April 2009 gefallen. Wir gehen davon aus, dass sich der Zinnpreis im Laufe des nächsten Jahres bis auf 23.000 USD je Tonne erholen wird. Die von den indonesischen Zinnproduzenten geforderten 25.000 USD je Tonne dürften dagegen kaum erreicht werden.


Agrarrohstoffe

Die Kakaopreise befinden sich weiter im freien Fall. Mit 2.137 USD je Tonne wurde gestern in New York ein 3-Jahrestief erreicht. Ähnlich sieht es bei LIFFE-Kakao aus, welcher bei 1.380 GBP je Tonne ebenfalls auf dem niedrigsten Niveau seit 3 Jahren notiert. Innerhalb eines Monats haben die Preise jeweils ca. 20% verloren. Neben externen Faktoren wie die Euro-Schuldenkrise und damit verbundenen Nachfragesorgen - Europa macht 40% der weltweiten Kakaonachfrage aus - werden die Preise durch das derzeitige Überangebot gedrückt. Laut Internationaler Kakaoorganisation weist der Kakaomarkt im abgelaufenen Erntejahr 2010/11 einen Rekord-Angebotsüberschuss von 341 Tsd. Tonnen auf.

Auch für das laufende Kakaojahr 2011/12 werden die Angebotsschätzungen mittlerweile nach oben revidiert. Die Elfenbeinküste soll Schätzungen zufolge 1,43 Mio. Tonnen Kakao produzieren und damit nur geringfügig weniger als die Rekordernte von 1,5 Mio. Tonnen im vergangenen Jahr. Trotz dieser Nachrichten rechnen wir nicht damit, dass die Preise noch deutlich nachgeben werden. Die spekulativen Finanzanleger setzen bereits auf fallende Preise. Die belastenden Nachrichten sind also bereits größtenteils eskomptiert. Zudem dürfte bei dem niedrigen Preisniveau die Nachfrage anspringen.

Am Sonntag sind in der Elfenbeinküste Parlamentswahlen. Nach den Präsidentschaftswahlen vor einem Jahr kam es zu monatelangen Auseinandersetzungen im Land, welche die Kakaolieferungen zwischenzeitlich beeinträchtigten.

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DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl und Ölprodukte

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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