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Indien: Goldpreis steigt

18.09.2013  |  Adam Hamilton
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Die Regierung Indiens hat das Vertrauen in seine Fähigkeit, das Land zu regieren, auf nationaler und internationaler Ebene so sehr missbraucht, dass die Rupie in weniger als vier Monaten um 22,0% fiel. Gegenüber dem Dollar wurde sie auf neue Rekordtiefstwerte gedrückt. Am selben Tag, als der Finanzminister seine Lügen vor dem Parlament verkündete, erlebte die Rupie den größten Tageseinbruch gegenüber dem US-Dollar seit 18 Jahren.

So schlecht stand es jedoch nicht immer um die Rupie. Im Jahr 2008 war sie dank des Fluchtkapitals, das während der Panik an den US-amerikanischen Aktienmärkten in den US-Dollar floss, eingebrochen, wodurch die größte und schnellste Dollar-Rally überhaupt stattfand. Nachdem der US-Dollar einen Umschwung erlebte, folgte die Rupie seinem Beispiel. Diese Währung wurde im Jahr 2009 wieder etwas stärker, bevor sie sich im Jahr 2010 und in der ersten Hälfte des Jahres 2011 stabilisierte. Dann begann die Rupie jedoch, einzubrechen.

Auch der US-Dollar wurde stärker, aber Anfang 2010 erlebte er eine weitaus größere Rally, während sich die Rupie kaum bewegte. Zu diesem Zeitpunkt begann die indische Regierung, Wirbel um ihr Handelsdefizit zu machen und zu diskutieren, wie sie es abbauen kann. Trotz hoher und steigender Rohölpreise, die in erster Linie den Übeltäter darstellten, wurde in Regierungskreisen der Samen für den Kampf gegen die weitaus unbedeutenderen Goldimporte gesät.

Der Rupie-Goldpreis schoss in die Höhe, als die Rupie Mitte des Jahres 2011 einzubrechen begann. Die vertikale Rally wurde von den steigenden Dollar-Goldpreisen als Reaktion auf die Debatte um die Erhöhung der Schuldengrenze in jenem Sommer gestützt, die sich auch auf den US-Dollar auswirkte. Bis Mitte des Jahres 2012 hatte sich die Rupie wieder stabilisiert, wenn auch zu geringeren Werten im Verhältnis zu den Werten, die erreicht wurden, bevor die indische Regierung begann, Probleme zu machen. Fast ein ganzes Jahr hielt sich die Rupie selbst.

Dann kam es im Mai 2013 jedoch zu einem steilen Rückgang. Einer der Hauptkatalysatoren hierfür waren die Befürchtungen vor der Eingrenzung von QE3. Die Federal Reserve begann die Händler darauf vorzubereiten, dass sie das Tempo der massiven Schuldenmonetarisierung im Rahmen der dritten quantitativen Lockerung reduzieren würde. Da die US-Notenbank dabei war, die Manipulation der langfristigen Zinssätze einzuschränken, kam es zu einem Rekordanstieg der Rendite auf die US-amerikanischen 10-Jahres-Staatsanleihen.

Da die Staatsanleihen als die Anleihen mit dem geringsten Risiko weltweit gelten (die USA kann unbegrenzt Fiat-Dollar drucken), mussten die anderen Anleihemärkte weltweit ihre Preise drastisch ändern. Indien erlebte daher eine Niederlage bei den Anleihen, so wie die USA und der Rest der Welt. Als das Kapital aus indischen Anleihen floss, wirkte sich dies auch auf die Rupie aus. So wurde diese Währung auf neue Rekordtiefstwerte gedrückt.

Ich nehme an, dass auch der folgenschwere und irrsinnige Kampf gegen Gold einen wesentlichen Faktor darstellte. Noch weniger als der/die durchschnittliche US-AmerikanerIn verfolgt der/die durchschnittliche InderIn die Entwicklung der Federal Reserve oder die der langfristigen Renditen. Natürlich interessieren sie sich für Preise, die ihren Alltag beeinflussen. Die schwache Rupie trieb genau diese Preise in die Höhe. Je mehr die Rupie an Wert verlor, desto teurer wurde alles. Inflation macht Gold viel attraktiver.

Genau dann, als die indische Bevölkerung Gold am meisten brauchte, um ihre mühsam verdienten Ersparnisse vor der sich beschleunigenden Inflation zu retten, wollte sie die Regierung dazu bringen, kein Gold mehr zu kaufen. Die Regierung begann, die Steuern am heimischen Goldmarkt zu erhöhen und die Vorschriften zu verschärfen. Die InderInnen nahmen dies zur Kenntnis und schlossen darauf, dass ihre Regierung und Währung in großen Schwierigkeiten steckten. Dies verstärkte ihren Wunsch nach Gold und ihre Angst vor der Rupie umso mehr, wodurch sein Rückgang verschlimmert wurde.

Menschen mögen es nicht, wenn man ihnen sagt, was sie tun sollen. Je mehr eine Regierung seine Bevölkerung dazu auffordert, etwas nicht zu tun, desto mehr strebt die Bevölkerung danach. Niemand wird auf die Idee kommen, in Ihrem wunderschönen Vorgarten spazieren zu gehen, bis Sie ein Schild mit der Aufschrift "Betreten des Rasens verboten" aufstellen. Durch den Kampf der indischen Regierung gegen Gold blieb das Metall sehr präsent in den Nachrichten, wodurch viel Aufmerksamkeit auf Gold und die Rupie gelenkt wurde. Das wäre sonst nicht der Fall gewesen.

Dadurch wurde auch die inländische Inflation in den Vordergrund gerückt. Eine schwächere Rupie bedeutet selbstverständlich, dass alle Importe nach Indien kostspieliger sind. Da Indien ungefähr 70% seiner Ölnachfrage durch Importe befriedigt (und Indien ist der weltweit viertgrößte Konsument), wird durch eine schwächere Rupie alles teurer, was Energie erfordert. Die Bandbreite reicht von der Landwirtschaft bis hin zum Transport aller Waren zu den Konsumenten.

Der Kampf Neu-Delhis gegen Gold machte die indische Bevölkerung sehr skeptisch, was die Motive ihrer Regierung betrifft. Statt direkt gegen die Inflation durch die Einschränkung der Geldmenge vorzugehen, um die überschüssigen Rupien zu absorbieren, versuchte die Regierung, das Hauptbarometer der Inflation zu manipulieren. Die indische Bevölkerung reagierte mit der Aufstockung ihrer Goldkäufe, die im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 71% stiegen. Schwache Goldpreise begünstigten dies.

Die tief verwurzelte, kulturbedingte Affinität für Gold veranlasst sie dazu, jeden Sell-Off bei Gold als willkommene Kaufgelegenheit zu sehen. Als der Massenexodus der US-amerikanischen Aktienhändler aus dem führenden Gold-ETF GLD für eine äußerst seltene, durch den Terminmarkt hervorgerufene Liquidierung im April sorgte, erlebte der Goldpreis einen Einbruch. Die indische Bevölkerung liebt Schnäppchen, daher kauften sie das äußerst überverkaufte gelbe Metall scharenweise.

Im folgenden Chart sind sowohl der Rupie-Goldpreis als auch der Dollar-Goldpreis seit dem ersten Handelstag 2011 abgebildet, um die massive Lücke zu verdeutlichen. Während der Dollar-Goldpreis in diesem Zeitraum flach verläuft, erlebt der Rupie-Goldpreis einen Zuwachs von ungefähr 50 %. Daher wirkt der Goldpreis auf den durchschnittlichen indischen Investor weitaus bullischer als auf den durchschnittlichen US-amerikanischen Anleger. Es stellt sich die entscheidende Frage, wie sich dies auf die Stimmung in Indien und die Goldnachfrage auf kurze Sicht auswirken wird.

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Die Lücke zwischen der blauen Linie, die den Goldpreis aus der Perspektive der indischen Bevölkerung zeigt, und der roten Linie, die den Goldpreis aus der Perspektive der US-amerikanischen Bevölkerung darstellt, ist massiv. Trotz des beispiellos schwachen Goldpreises in der ersten Hälfte des Jahres 2013 geht es dem Rupie-Goldpreis generell äußerst gut. Seit eineinhalb Jahren erlebt er einen Aufwärtstrend. Ich bin mir sicher, dass US-amerikanische Investoren bei einer solchen Performance scharenweise in Gold investieren würden.

US-amerikanische Investoren tendieren dazu, zu hohen Preisen zu kaufen. Sie investieren ihr Kapital schnell in irgendeinen beliebten Vermögenswert, egal wie überkauft dieser ist. InderInnen sind jedoch feinsinniger und gehören in ihrem Denken eher zu den Querdenkern. Sie würden eher zu niedrigen als zu hohen Preisen kaufen. Daher sind Rekordhöchstwerte nicht so ein Magnet in ihrer Gesellschaft wie in unserer.




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