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Exzessive Short-Position im Silber-ETF

22.12.2011  |  Theodore Butler
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 16. Dezember 2011 auf www.butlerresearch.com veröffentlicht.


Der jüngste Bericht über Short-Positionen bei SLV-Anteilen wurde im Verlauf dieser Woche veröffentlicht (Stand vom 30. November). Ich hatte darauf spekuliert, dass dieser Bericht einen Rückgang der Short-Positionen im SLV (der große Silber-ETF) zeigen würde. Entgegen meinen Erwartungen erhöhte sich aber die Short-Position für den SLV um 2,2 Millionen Anteile auf insgesamt 25,2 Millionen Anteile. Das entspricht fast 25 Millionen Unzen Silber. www.shortsqueeze.com

Ich war ursprünglich davon ausgegangen, dass die Short-Position im SLV in diesem Bericht geringer ausfallen würde, weil Silber einen deutlichen Preisverfall von knapp 10% (von 34 $ auf 31 $) innerhalb des Berichtszeitraums zu verzeichnen hatte. Meist ist es ja so, ähnlich wie an der COMEX, dass die Short-Position bei steigenden Kursen anwachsen und bei Sell-Offs schrumpfen. Das ist der Dreh- und Angelpunkt der Silbermanipulation.

Um das zu verdeutlichen: Die von der CFTC herausgegebenen Commitment of Traders Reports (COTs) wiesen für die Short-Gesamtposition der Commercials einen Rückgang von 5.500 Kontrakten im Zeitraum zwischen 15.November bis 29. November aus. Die Commercials verringerten ihre Gesamtposition in einem Umfang von umgerechnet 27,5 Millionen Unzen, was einer Reduktion von 21% in diesen zwei Wochen entspricht. In Silber-Unzen gerechnet fiel der Rückgang der Commercial-Short-Position an der COMEX zehnmal so hoch aus wie die Erhöhung der Short-Position im SLV - nur um es im richtigen Rahmen darzustellen. Wäre nun auch die COMEX-Short-Position der Commercials während dieses Preisrückgangs gestiegen, was beim SLV passierte, dann hätte mich das wirklich sehr überrascht; es passierte aber nicht. Im Großen und Ganzen konnten die Commercial, wie man es von ihnen gewöhnt ist, die Preise nach unten drücken und die Liquidierung spekulativer Long-Positionen auslösen.

Dennoch finde ich diesen Anstieg der SLV-Short-Position merkwürdig! Im Berichtszeitraum sank auch der Goldpreis um ganze 100 $. Aber im Gegensatz zur steigenden SLV-Short-Position sank die Short-Position im GLD, dem großen Gold-ETF, über diesen Zeitraum um 30% - von 22 Millionen leerverkauften Anteilen auf etwas mehr als 15 Millionen Anteile. Der viel kleinere Gold-ETF, IAU (betrieben von BlackRock, der zudem auch Sponsor des SLV ist), hatte einen Rückgang seiner Short-Position um ganze 75% zu verzeichnen. (Sie können diese Zahlen nachprüfen, indem sie die entsprechenden Kürzel unter dem oben angegeben Link einfügen.)

Mit dem Rückgang der GLD-Short-Position sank ihr Anteil an den insgesamt ausstehenden Anteilen im GLD auf 3,5%. Und mit dem Anwachsen der SLV-Short-Position stieg ihr Anteil an den insgesamt ausstehenden Anteilen auf 7,8%. Da es sich hier aber um einen ganz speziellen – durch physisches Metall gedeckten ETF handelt - sollte es meiner Meinung nach nur eine kleine oder gar keine Short-Position für diese außergewöhnliche Wertpapierkategorie geben; sagen wir, sie sollte nicht größer sein als 0,5% bis 1,0% der insgesamt ausstehenden Anteile. Jedem Anteilseigner der physisch unterlegten ETF, wie SLV, GLD, IAU und andere, verspricht der Emissionsprospekt, dass für jeden Anteil eine festgelegte Metallmenge hinterlegt wird. Das Bestehen einer Short-Position erhöht praktisch (und unerlaubt) die Zahl der ausstehenden Anteile, und die leerverkauften Anteile haben keine Metalldeckung.

Im Grunde geht es bei meiner Kritik der SLV-Leerverkäufe um zwei wesentliche Dinge: Ich unterstelle, dass SLV-Anteilseigner betrogen werden und dass ihnen Falschangaben gemacht werden, denn die leerverkauften Anteile können ja gar nicht durch Metall gedeckt sein. Zudem hat die Short-Position manipulative Wirkung auf den Silberpreis. Und das liegt daran, dass die Leerverkäufer die SLV-Anteile leerverkaufen, weil sie das physisches Silber nicht kaufen werden oder können, da dies den Silberpreis in die Höhe treiben würde.

Obwohl es im Jahresverlauf schon eine höhere Short-Position gegeben hatte, muss diese SLV-Short-Position im Umfang von 25,2 Millionen Anteilen ohne jede Frage als exzessiv eingestuft werden. Ich glaube, dass das Unternehmen BlackRock, der SLV-Sponsor, nachlässig handelt, wenn es nicht die Interessen der Anteilseigner schützt. Es verletzt zudem seine Verantwortungspflicht als Treuhänder, wenn es eine solch exzessive Short-Position überhaupt zulässt. (Ja, ich werde diesen Artikel an den Chef und den Vorstand von BlackRock schicken.)

Das Thema "Silber-Leerverkauf" kann verwirrend sein, ich möchte es also etwas deutlicher machen: Bei Derivaten, wie z.B bei COMEX-Silber-Futures oder Optionskontrakten, werden Leerverkäufe benötigt. Es muss eine Long-Seite und eine Short-Seite geben, damit der Kontrakt zustande kommen kann. Gäbe es keine Leerverkäufe, gäbe es hier keinen Markt - Punkt. Ich bin nicht generell gegen den Leerverkauf von Terminkontrakten. Meine Vorwürfe bezüglich einer Manipulation am COMEX-Silbermarkt drehen sich aber um die ungewöhnlich hohe Konzentration der Short-Positionen in den Händen einiger Commercials - hier insbesondere JP Morgan. Am Futures-Markt ist die Konzentration der springende Punkt - und nicht der Akt des Leerverkaufs an sich.

Der Aktienmarkt ist wiederum ganz anderes aufgestellt. Anders als bei Derivaten werden Leerverkäufe hier nicht benötigt, damit der Markt überhaupt erst existieren kann. Unternehmen geben Anteilsscheine an Investoren aus, und diese Wertpapiere werden an Börsen oder außerbörslich gehandelt. Es ist nicht notwendig, dass es am Aktienmarkt für jeden "Long" einen "Short" gibt - im Gegensatz zum Handel mit Terminkontrakten oder Derivaten. Zwar sind Leerverkäufe von Wertpapieren legal, sie sind allerdings durch Auflagen für den Wertpapierverleih und andere Maßnahmen eingeschränkt. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht die Vorteile von Aktienleerverkäufen oder eben das Fehlen solcher Vorteile diskutieren; ich möchte hiermit zeigen, dass der Leerverkauf von Terminkontrakten technisch vom Aktienleerverkauf unterscheidet. Dass ich entschieden gegen Leerverkäufe bei physisch unterlegten Metall-ETF (wie dem SLV) bin, hat aber ganz eigene Gründe.




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