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Exzessive Short-Position im Silber-ETF

22.12.2011  |  Theodore Butler
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Die Anteile an physisch unterlegten Metall-ETF sind ganz außergewöhnliche, ganz besondere Wertpapiere im gesamten Universum der Anteilsscheine. Ich glaube, diese Besonderheit ist zum großen Teil auch der Grund, weshalb es so viele negative Kommentare gerade zum SLV und GLD gibt. Im ganzen aus zehntausenden Anteilsscheinen bestehenden Universum existieren nur ganz wenige physisch unterlegte Metall-ETF. Selbst in Prozenten lässt sich das kaum ausdrücken. Zudem sind die physisch unterlegten Metall-ETF noch relativ neu in der Investmentszene, und aufgrund ihrer kurzen Geschichte fällt es auch schwer, sie richtig einzuordnen.

Den GLD gibt es nun seit ca. sieben Jahren, den SLV noch keine sechs Jahre. Doch in dieser recht begrenzten Zeit entwickelten sich beide Fonds zu den heute größten öffentlich existierenden Gold- und Silberlagerbeständen. Natürlich gefällt einer großen Investorenzahl die Vorstellung, durch Anteilsscheine Eigentümer von Gold und Silber zu werden. Das hat aber nichts damit zu tun, ob man diese Wertpapiere nun besitzen sollte oder nicht, das liegt bei jedem selbst. Es kann jedoch keine objektiv Gold- und Silberanalyse geben, wenn man diese beiden Schwergewichte des Sektors ignoriert.

Denn die physisch unterlegten ETF sind im Vergleich zu allen anderen Wertpapieren so neu, so groß und so einzigartig, dass man darüber leicht andere einzigartige Faktoren übersehen kann. Ihr Erfolg gründet sich auf dem Vorteil, dass man physisches Metall hält. Jeder Anteilseigner eines physisch unterlegten Metall-ETF glaubt den Darstellungen im Emissionsprospekt, wo versprochen wird, dass jeder einzelne Anteil durch eine festgelegte Menge Metall gedeckt wird. Einfach gesagt: Jeder Anteileigner von physisch unterlegten Metall-ETF glaubt, dass die eigenen Anteile durch Metall gedeckt sind, und der ETF-Sponsor bestärkt diesen Glauben. Doch die Leerverkäufe von Metall-ETF-Anteilen negieren diesen Grundsatz, dass jeder Anteil metallgedeckt ist. Die Leerverkäufer von Metall-ETF-Anteilen hinterlegen kein Metall, und das führt dazu, dass Anteile existieren, die nicht physisch hinterlegt sind.

Und nirgendwo ist die Situation kritischer als im SLV. Die Short-Position im SLV hat sich drastisch ausgeweitet - von ca. 13 Millionen Anteilen zu Jahresanfang bis zu einem Spitzenstand von 37 Millionen Anteilen im Frühling. Der Anteil der leerverkauften Anteile an den insgesamt ausstehenden Anteilen ist im SLV höher als in allen anderen physisch unterlegten Metall-ETF. Dies hat aber auch einen ganz besonderen Grund: Es gibt nicht genügend verfügbares physisches Silber, um eine normale Ausgabe der Anteil im Einklang mit dem Emissionsprospekt zu ermöglichen. Nicht nur, dass diese Leerverkäufer den Anteilseignern des SLV schaden, sie manipulieren zudem den Silberpreis. Hätten sie die 25 oder 37 Millionen Unzen Silber an anderer Stelle kaufen müssen, um die Anteile im Einklang mit dem Emissionsprospekt ausgeben zu können, wäre der Silberpreis sehr deutlich gestiegen. Die SLV-Leerverkäufer helfen stattdessen bei der Manipulation des Metallpreises mit, indem sie die eigentlichen Emissionsvorsätze unterlaufen und zerstören.

Ich habe dieses Problem nicht zum ersten Mal thematisiert. Damals im Sommer 2008, als Silber in der Nähe der 20 $-Marke stand, schrieb ich, dass die Short-Position im SLV in Silberunzen gerechnet von 25 Millionen auf 50 Millionen Unzen angestiegen sei, was bis dahin beispiellos war. Damals, als Barclays noch Eigentümer des SLV war, waren ungedeckte, ungemeldete Leerverkäufe weit verbreitet. Diese ungedeckten (nackten) Leerverkäufe spielten eine große Rolle beim damaligen Einbruch des Silberpreises von 20 $ auf unter 9 $. Und auch am diesjährigen Preissturz von 49 $ auf 30 $ hatten die Leerverkäufe im SLV einen mächtigen Anteil. Was die prozentualen Preisverluste angeht, zeigen sich frappierende Ähnlichkeiten zwischen 2008 und 2011. Es ist kein Zufall, dass die Preise 2008 und 2011 einbrachen, als die Leerverkäufe im SLV ein extremes Niveau erreichten. www.investmentrarities.com

2008 gab es noch keine gute Datenbasis, um meine Behauptungen zu verifizieren, der SLV habe eine derart große Short-Position; es war meine persönliche Forschungsarbeit. Damals wurde meine Prämisse mangels Nachprüfbarkeit von vielen angezweifelt. Die Datenerhebung über Leerverkaufsaktivitäten hat sich seither ungemein verbessert, und heute kann ich Links angeben, um meine Zahlen zu untermauern (siehe oben). Die Angelegenheit ist aber dieselbe geblieben - damals wie heute.

Ich glaube, dass der große COMEX-Leerverkäufer JP Morgan damals eine große Rolle bei den Leerverkäufen im SLV spielte - wie auch dieses Jahr. Ich kann es nicht beweisen, aber die Aufsichtsbehörden können das problemlos. Ich habe mich schon bei der CFTC und der SEC über diese koordinierten Silber-Leerverkäufe an der COMEX wie auch im SLV beschwert. Ich denke nicht, dass es eine so komplexe Angelegenheit ist, dass man sie dort nicht verstehen wird. Falls nötig, werde ich ihnen extra ein Malen-nach-Zahlen-Ausmalbuch anfertigen.

Dass ungewöhnliche und extrem hohe Leerverkäufe bei den beiden größten Institutionen des Silberhandels auftreten, ist mitnichten Zufall. Die Konzentration an der COMEX und das Ausmaß der Leerverkäufe im SLV sind eklatant, nachprüfbar und für jeden ersichtlich. Eine Betrachtung dieser Entwicklungen wird Ihnen über alles Aufschluss geben, was Sie über das ungewöhnliche Verhalten der Silberpreise wissen müssen - wenn man die Entwicklungen mit gesundem Verstand betrachtet. Aber die überhaupt beste Lektion ist, was Ihnen die Leerverkäufe über das zukünftige Verhalten der Silberpreise sagen können:

Dass eine Reihe von Commercial-Betrügern auf exzessive und manipulative Leerverkäufe zurückgreifen muss, müsste Ihnen einiges über die wirklichen Bedingungen am physischen Silbermarkt erzählen: Weil der Silbermarkt so angespannt ist und große physische Silbermengen nicht mehr erhältlich sind, müssen die Commercial-Betrüger so ungeniert leerverkaufen! Wenn man echtes Zeug nicht mehr verkaufen kann, dann verkauft man eben das nächstbeste Substitut. Ohne Leerverkäufe an der COMEX und im SLV läge der Silberpreis deutlich höher. Da es nie eine legitime Erklärung für die Konzentration an der COMEX oder für die exzessiven Leerverkäufe im SLV gab, bin ich überzeugt, dass beide Manipulationsformen enden werden, wenn es genauere und strengere Prüfungen gibt. Lassen Sie nicht locker. Hören Sie nicht auf, sich über diese betrügerischen Leerverkaufsmechanismen zu beschweren oder aber das billige Silber aufzukaufen, für das die Verantwortlichen gesorgt haben.

Bitte benutzen Sie die unten angegebenen Adressen, um dem Geschäftsführer als auch dem Vorstandsvorsitzenden von BlackRock (Sponsor und Eigentümer des SLV) zu schreiben und sie zu bitten, sie mögen die Interessen der Anteilseigner schützen, indem exzessive Short-Positionen bei SLV-Anteilen verboten werden.

Laurence.fink@blackrock.com Laurence Fink, Hauptgeschäftsführer
Robert.kapito@blackrock.com Robert Kapito, Vorstandsvorsitzender


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 19.12.2011 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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