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"Wacht auf, Verdammte dieser Erde…."

04.01.2012  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Auch die andere Möglichkeit, nämlich die Generierung von Wachstum in der Wirtschaft ist undenkbar, denn wenn die hohe Geldschöpfung "die Pferde nicht zum Saufen bringt" dann ist damit nicht zu rechnen, dass sich hohe Wachstumsraten jenseits der 5% real pro Jahr durchsetzen lassen. Und ich bin mir da sehr sicher: Diese 5% Mindeststeigerung benötigen wir, um uns über Wachstum aus dem Schlammloch, in dem wir uns befinden, zu befreien.

Eine herkömmliche Schuldenregulierung im größeren Umfang ist ebenfalls undenkbar, weil die Banken so schwach kapitalisiert und sie mangels anderer Anlagealternativen so stark in Staatsanleihen investiert sind, dass eine Staatsschuldenregulierung das gesamte Bankensystem an die Wand fahren würde.

Was dann noch bleibt, ist die Karte "Inflation", denn die realen Staatsschulden reduzieren sich ja durch die Erosion der Kaufkraft und die heimliche Entschuldung der Staaten zu Lasten der sparenden Bürger ist die für die Politiker einfachste Lösung. Aber: Dies ist eine langfristige Entwicklung und braucht viel Zeit, denn die schnellere Lösung über eine Hyperinflation wäre dann zwar zur Staatsentschuldung viel besser, aber die Auswirklungen einer solchen Hyperinflation würden die Marionetten in Berlin und Brüssel hinwegfegen. Lesen Sie doch einmal Bücher über die Historie der Jahre 1922 bis 1932. Dieser Hinweis dürfte wohl genügen, oder?

Zurück zu der Ausarbeitung der BCG: Die BCG ermittelt auch die reale Gesamtverschuldung aller Staaten, also nicht nur die des Staates selbst, sondern auch die der Körperschaften und Firmen sowie der privaten Haushalte in diesen Staaten.

Die BCG geht in ihrer Analyse davon aus, dass eine Gesamtverschuldung aller drei Schuldner-Gruppen (also Staat, Körperschaften/Firmen und Private) von 180% des Bruttosozialproduktes eines Staates noch tragfähig ist. Sollte eine Gesundung des Finanzmarktes überhaupt erhofft werden können, dürfte diese Schwelle nicht überschritten werden. Wie sieht die Realität aus? Deutschland als Bester der Eurogruppe kommt auf 201%, Irland als Schlusslicht auf 394% des jeweiligen Bruttosozialproduktes. Die BCG setzt weitere Warnsignale und stellt fest, dass das zur Genesung erforderliche Wachstum einer Volkswirtschaft unmöglich ist, wenn a) die Staatschulden mehr als 80 bis 100% des Bruttosozialprodukts, b) die nicht finanziellen Schulden der Körperschaften 90% des BSP und/oder c) die privaten Schulden den Satz von 85% erreicht oder überschritten haben.

Die BCG folgert daraus, dass alle Schulden über den Wert von 180% des BSP annulliert werden müssten, um die Gesundung einer Volkswirtschaft, zumindest aber deren Existenz zu sichern. Welche Schulden würden dann annulliert werden? Sie vermuten richtig, es sind vorrangig die Staatsschulden. Firmen und Privatleute werden einen Teildarlehenserlass zu ihren Gunsten kaum durchsetzen können, wenn dann der Staat verzichten müsste. Die BCG ermittelt dann auch sehr präzise, in welcher Höhe solche Verzichte eintreten müssten. Bei Deutschland wären es "nur" 11% des jährlichen Bruttosozialproduktes, bei Irland wären es aber schon sage und schreibe 113%. Weitere Werte: Großbritannien und USA 26%, Griechenland, Portugal, Spanien zwischen 47% und 56%, Frankreich und Italien zwischen 19 und 24%.

Was hieße das? Die betreffenden Länder müssten aus ihrem Bürgervermögen Werte in Höhe von X% des jährlichen Bruttosozialprodukts zur Tilgung von Staatsschulden verwenden. Kurz gesagt: Teilenteignung nach christlich-sozialen oder sozialistischen Prinzipien, aber immer Enteignung der Bürger. Wie sagte schon der Bankier von Fürstenberg? "Eine Staatspleite ist immer nur die Pleite seiner Bürger". Zitat Ende.

Soweit klingt es noch erträglich für Deutschland, wäre doch der Schuldenschnitt des Staates, also der "Hair-Cut" nur bei 11% gelegen. Aber bedenken Sie bitte, Schuldenschnitt heißt ja nicht nur, dass Schulden zurückgefahren werden, sondern heißt auch, dass die Gläubiger, also die Sparer, die Anleihebesitzer und die Vermögensverwaltungen genau diesen Betrag verlieren, mit dem der Schuldner (der Staat) entschuldet wird.

Da kommt es gerade recht, dass unsere Kanzlerin zur Rettung des Euros hohe Verbindlichkeiten z.B. gegenüber ESM, EFSF und durch das nicht genehmigte Engagement der Bundesbank im "Target-2-Programm" (warum heißt das Programm so? Ich wage einmal eine Interpretation: Wenn ich durch ein Zielfernrohr sehe, dann sehe ich mein Ziel, das ich töten will. Da ich ja keine Personen töten will, das wäre ja unserer christlichen Auffassung zuwider, nenne ich mein Ziel daher "Ziel 2 = TARGET 2". Und meine damit eine Organisation, also keine Menschen. Und die Bundesbank ist ja nur eine Organisation) eingegangen ist.

Diese - ich schätze es einmal grob - zusätzlichen Verbindlichkeiten für Deutschland von etwa 800 Mrd. € würden dann den durch Enteignung zu finanzierenden Betrag von 11% bis auf ca. 30% des BSP bringen. Oder glauben Sie allen Ernstes, dass unsere europäischen Nachbarn und Empfänger der Ausgleichszahlungen auf deren Rechte aus dem EFSF oder dem ESM verzichten werden? Ich habe die Periode des Glaubens an den Klapperstorch und an Cinderella schon lange hinter mir.

Wenn es also auf Europa-Ebene eine Schuldenregulierung geben sollte, die mittelfristig tragfähig sein soll, dann wären es im Schnitt im Euroland schon mehr als 30%, die zur Schuldentilgung "beschafft" werden müssten. Dazu kämen nach Vorstellungen der BCG noch Eigenkapitaleinlagen für die maroden Banken, die ja sonst bald wieder am Tropf hingen und Ausgleichszahlungen an die Versicherungen, die erhebliche Verluste aus dem Wertverfall ihres Hauptanlagemediums, nämlich den Staatsanleihen erleiden müssten. Diese sollten zum Schutz der Versicherten von einem Sonderfonds ausgeglichen werden. Jetzt kommt die vernichtende Konsequenz: Für Euroland würde dies bedeuten, dass von dem geschätzten Nettofinanzvermögen der Bürger des Eurolandes von mehr als 12 Billionen Euro ca. 6 Billionen erforderlich wären, um ein stabiles und tragfähiges Gleichgewicht in Europa herzustellen.

Wenn wir also weiterhin die europäische Karte spielen, dann werden Ausgleichsbeiträge der relativ starken Länder laut BCG trotz deren relative Stärke an die 50% des liquiden Vermögens seiner Bürger heranreichen. Zu gut Deutsch: Eine Restrukturierung (so nennt die BCG diese Aktion des diebstahlsgleichen Vermögenstransfers netterweise) oder schlicht gesagt, eine Schulden- bzw. Währungsreform würde eine ca. 50%-ige Vermögensabgabe erfordern.




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