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Solarzyklus: "Gelehrtenstreit" mit Tom McClellan

21.09.2013  |  Robert Rethfeld
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Der folgende Chart begründet den Kern der Dissonanz zwischen Tom McClellan und mir. Er zeigt den Solarzyklus und die US-Inflationsrate in einem Chart.

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Ich meine aus diesem Chart herauslesen zu können, dass die US-Inflationsrate häufig gemeinsam mit dem Solarzyklus einen Hochpunkt erreicht. Zudem fällt auf, dass die Amplituden des Solarzyklus seit dem Jahr 1980 immer geringer werden. Parallel dazu fällt die US-Inflationsrate seit 1980. Das bedeutet: Ein schwacher Solarzyklus bringt eine schwache Inflationsrate bzw. Deflation mit sich. Da wir mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen können, dass der Solarzyklus bis zum Jahr 2020 fallen wird, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass das Inflationshoch aus dem Frühjahr 2011 als Ausgangspunkt für eine länger anhaltende Periode einer fallenden Inflationsrate bzw. einer Deflation dient.

Tom McClellan nimmt an, dass nicht nur die Inflation, sondern auch die Rendite von jetzt ab steigen wird. Nachfolgend betrachten wir die Rendite 10jähriger US-Anleihen und den Solarzyklus in einem Chart.

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Ein Zusammenhang zwischen Renditeentwicklung und Sonnenzyklus lässt sich nicht schlüssig visualisieren. Wenn, dann ist zu erkennen, dass solare Maxima meist einen Hochpunkt der Renditen bedeuteten (blaue Linien obiger Chart). Keinesfalls aber erscheint das Gegenteil richtig: Nämlich dass ein schwacher Solarzyklus mit steigenden Renditen einhergeht.

Jetzt zu einer berechtigten Zwischenfrage: Wenn ein schwacher Solarzyklus zu kälteren Temperaturen und diese zu fallenden Inflationsraten bzw. Deflation führt, dann würde der Ölpreis fallen. Öl wird aber bei kalten Temperaturen verstärkt nachgefragt: Der Ölpreis steigt. Wie kann dann Deflation die Märkte beherrschen? Die Antwort: Als der Ölpreis im Herbst 1998 bei 10 Dollar notierte, betrug die US-Inflationsrate 1,48%. Jetzt notiert der Ölpreis bei über 100 Dollar, die Inflationsrate beträgt 1,50%. Die vergangene Dekade war - trotz eines Rohstoffbooms - von einer moderaten Inflationsentwicklung gekennzeichnet.

Natürlich lässt sich argumentieren, dass die Schatteninflationsrate höher liegt als die offizielle US-Inflationsrate. Aber man sollte doch sehen, dass die Inflationsrate in der vergangenen Dekade deutlich von einem kritischen Teuerungsniveau entfernt war. Nicht umsonst drucken die Zentralbanken seit Jahren Geld in dem verzweifelten Versuch, die Preisentwicklung nicht nach unten durchsacken zu lassen.

Zum Abschluss noch ein Chart, der zeigt, dass solare Maxima in der Vergangenheit stets mit US-Rezessionen korreliert haben.

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Rezessionen fanden auch an einem solaren Minimum statt (wie 1973/74 und 2008/09). Nichtsdestotrotz gilt die Regel, dass ein solares Maximum von einer Rezession begleitet wird. Diese Regel gilt - bis jetzt. Denn in diesen Wochen und Monaten zeigt sich die US-Wirtschaft vergleichsweise robust. Anzeichen einer Rezession sind nicht erkennbar. Über den Daumen geschaut sollte die Rezession bis Mitte 2014 auftreten, damit diese Parallelität der Ereignisse nicht verschwindet. Wir werden diese Korrelation weiterhin beobachten.

Fazit: Der solare 100-Jahres-Zyklus korrelierte zu Beginn der vergangenen beiden Jahrhunderte mit kühlen Temperaturen und einem schwächlichen Aktienmarktumfeld. Auch zu Beginn dieses Jahrhunderts hat sich diese Korrelation offenbart. Der schwache Solarzyklus geht üblicherweise - und anders, als es Tom McClellan beschreibt - mit fallenden Inflationsraten einher. Im Bezug auf die Zinsentwicklung ist die Korrelation weniger klar. Solare Hochs scheinen aber mit Zinspeaks einher zu gehen. Solare Maxima und US-Rezessionen sind "Brüder im Geiste". Nur in dieser Periode noch nicht.

Der Lichtblick ist, dass die Aktienmärkte die schwache Periode eines Jahrhundertbeginns weitgehend "verfrühstückt" haben. Sollte in den kommenden Monaten eine US-Rezession beginnen, so dürfte deren Tiefpunkt eine längerfristige Kaufgelegenheit offerieren.


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



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