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Kriminelle entscheiden über die Zukunft des Goldes

06.01.2012  |  James West
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Jetzt, da die EZB ein Programm auf den Weg bringt, mit dem die eingefrorene Kreditvergabeaktivität der Banken durch knapp bemessene und irrsinnige quantitativen Lockerungen (als letzte Option im Kampf gegen den Stillstand im europäischen Bankensystem) belebt werden soll, erholen sich die Märkte, wenn auch nur vorübergehend. Und das vermittelt den Eindruck, es gäbe eine Lösung für das Problem. So ziemlich das Gegenteil ist der Fall. Wenn in diesem System, das ohnehin schon an überschüssigem Kapital erstickt, verzweifelt neues Kapital fabriziert und verteilt wird, dann wird das Unvermeidliche lediglich hinausgeschoben und die Schwere der in absehbarer Zukunft am Terminmarkt anstehenden Implosionen nur noch verstärkt.

Die plump durchgeführte Wahrnehmungslenkung scheint nicht aufzugehen, weil die Bestätigung für erneut steigende Risikobereitschaft ausblieb, was sich anhand der kraftlosen Aktivität an den Anleihemärkten ablesen lässt. Würde tatsächlich das Vertrauen wieder steigen, so müssten wohl auch die Zinssätze wieder sinken und die private Nachfrage nach Staatsanleihen wieder einsetzen. Aber nichts von beiden ist der Fall.

Wäre es möglich, reales Wirtschaftswachstum zu stimulieren (und nicht nur nominales Wirtschaftswachstum, bei dem gerade Unternehmen des Banken- und Finanzsektors Gewinne verbuchen - als direkte Folge staatlicher Gratisgeld-Politik), dann könnten Stimuli und staatliche Kreditvergabe sogar empfehlenswert oder zweckmäßig sein.

Denken Sie aber an die Wirkung von TARP, den Rettungsfonds und verschiedenen QE-Programmen, die ab 2008 in Reaktion auf das Einfrieren der Kreditmärkte auf den Weg gebracht wurden. Nach Verabreichung des Stimulus steigen die Aktienmärkte und gleich darauf wird von offizieller Seite die „Erholung“ ausgerufen.

Doch nachdem ganze 1,5 Billionen $ in Form von Rettungsmaßnahmen und Stimuli verabreicht wurden, haben wir drei Jahre später Folgendes: null Prozent Wirtschaftswachstum, Banken, die die Geldmittel für eigene Transaktionen einsetzten, wodurch ausgewiesene Gewinne und die Illusion von Marktstabilität entstanden - und eine sagenhaft ausgeweitete Fed-Bilanz.

Die Schuldenkrise in Europa ist der Schuldenkrise in den Vereinigte Staaten ebenbürtig, und der Wert des Geldes befindet sich in der abschließenden Verlustphase. Wir lernen daraus folgende Lektion: QE und andere Stimulusformen sind oberflächliche Behandlungsmethoden allein für die Symptome; sie tragen aber keineswegs zur Heilung bei, sondern verschärfen nur das Problem. Stimuli und monetäre Lockerungspolitik - und somit vor allem die exponentielle Ausweitung der Währungsmenge im System - hat, wie sich zeigte, nur ein begrenztes Wirkungsfenster. Sobald sich die Maßnahmen erschöpfen, wirken sie negativ auf die Wirtschaft zurück. Denn von den Stimuli profitieren nur die obersten Schichten des Finanzsystems, die allgemeine Wirtschaft hingegen nur unwesentlich.

Aufstockung der Kreditfazilitäten und Austausch von Privatsektorkapital durch staatliches - wobei der allgemeinen Bevölkerung obendrein noch eine einschneidende Spar- und Kürzungspolitik zugemutet wird: Auf lange Sicht sind das die Rahmenbedingungen für absolute Katastrophen in den schwächeren Wirtschaftsräumen. Eine Bevölkerung, von der plötzlich erwartet wird, sie solle härter arbeiten und höhere Steuern zahlen (in einem Umfeld, in dem sich Infrastruktur, Leistungen und auch Chancen verringern), wird mit Empörung und Gewalttätigkeiten antworten. Und sie werden nicht härter arbeiten, höhere Steuern zahlen oder die Zerstörung des sozialen Netzes tolerieren. Sie werden auf die Straße gehen und die Wirtschaftsaktivität noch weiter lähmen.

Wir haben schon Ausschreitungen in Frankreich, Spanien und Griechenland gesehen, und wenn sich 2012 die allgemeine wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert, dann werden irgendwann Proteste und Gewalt eskalieren. Dann könnte auch die Grenze zwischen öffentlichem Protest und Bürgerkrieg überschritten werden.

Würde die Occupy-Wall-Street-Bewegung nach wirklicher Relevanz streben, indem sie die Ursachen der ökonomischen Ungleichgewichte in Visier nähme (hauptsächlich die Inschutznahme räuberischer Finanzinstitutionen, die bedingt durch korrupt-verstrickte politische Systeme Regierungen in Nordamerika und Europa kontrollieren), dann wäre sie viel effektiver als in ihrem Protest gegen die Konsequenzen der beschriebenen Aktivitäten.

Vielleicht können wir uns schon 2012 darauf freuen, dass die korrupten Regierungen in den Vereinigten Staaten und Europa enden und die größten Finanzinstitutionen, in deren Würgegriff wir uns alle befinden, aufgespalten und demontiert werden.


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© James West
www.midasletter.com



Dieser Artikel wurde am 02. Januar 2012 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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