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Interview mit dem ehemaligem Augusta-Bank-Vorstand Joachim Schluchter

07.01.2012  |  Ralph Bärligea
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Ralph Bärligea: Sie sind einer aus dem "exklusiven Kreis von 500 Vermögensverwaltern in Deutschland", wie Sie auf Ihrer Internetseite schreiben. Es heißt, es gebe immer noch zu wenige bankenunabhängige Vermögensverwaltungen. In welcher Relation stehen die 500 Vermögensverwalter zum realökonomischen Bedarf und wohin führt die Zukunft dieses Marktes? Wie unterscheiden Sie sich von Ihren Wettbewerbern?

Joachim Schluchter: Gerade in schwierigen Zeiten sind viele Anleger nicht zufrieden mit der Beratung durch ihre Banken. Zu oft landen hauseigene Produkte oder solche mit hohen Vertriebsprovisionen in den Depots der Kunden. Nicht selten orientieren sich die Anlageempfehlungen mehr an den Vertriebsvorgaben für den Berater als am Bedarf der Anleger. Erhebliche Renditeeinbußen können die Folge sein. Oder noch schlimmer: Die Kapitalaufteilung wird den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen nicht gerecht. Eine Studie des Marktforschungsinstituts GfK vom März 2010 zeigt, dass nur noch 17 Prozent der befragten Bankkunden volles Vertrauen in ihr Kreditinstitut haben. Immer mehr Anleger suchen deshalb nach einem Ausweg und vertrauen ihr Vermögen einem Unabhängigen Vermögensverwalter an.

Ich habe mein Geschäftsmodell gezielt so gestaltet, dass meine Kunden und ich als Berater/Verwalter gleich laufende Interessen haben. Je erfolgreicher ich das Vermögen meiner Kunden manage, desto mehr profitieren alle. Ich arbeite auf Honorarbasis, d. h., die Kosten sind für meine Mandanten absolut transparent und kalkulierbar, Bestandsprovisionen und Vergütungen von Produktgebern werden an die Kunden vollständig ausgekehrt.

In Deutschland "spielen" Unabhängige Vermögensverwalter derzeit gemessen an ihrem Marktanteil noch eine untergeordnete Rolle. Im Nachbarland Schweiz sind sie bereits mit einem Marktanteil von nahezu 25% eine feste Größe, in den USA seit Jahrzehnten mit einem Marktanteil von mehr als 30% etabliert. Hierzulande verwalten Unabhängige Vermögensverwalter derzeit rund fünf Prozent des gesamten privaten Vermögens. Rein statistisch zeigt sich hier gegenüber der Schweiz und den USA erheblicher Nachholbedarf.


Ralph Bärligea: Die Berufsbezeichnung Vermögensverwalter ist gesetzlich geschützt. Halten Sie einen solchen Schutz für notwendig? Auch für die Bezeichnung als Honorarberater in Sachen Vermögen soll es schließlich laut Verbraucherschutzministerium ab 2012 einen solchen Schutz geben. Wo liegen die Unterschiede des Verwalters gegenüber dem Berater?

Joachim Schluchter: Nein, ich halte einen solchen Schutz nicht zwingend für notwendig. Qualität wird sich in meinen Augen am Markt immer durchsetzen. Ich investiere heute in eine neue Kundenbeziehung drei bis fünf Gespräche. In denen kann der Kunde meine Qualität erleben und ein Gefühl für das gebotene Preis-/Leistungsverhältnis entwickeln. Am Ende des Tages ist wie so oft im Leben ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis entscheidend und natürlich ob die "Chemie" stimmt.

Die Abgrenzung zwischen Berater und Verwalter lässt sich am Leichtesten an der vorhandenen Erlaubnis durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) festzurren. Verwalter können im Rahmen eines klar definierten Mandates das Kundenvermögen selbständig verwalten. Das Kundenvermögen liegt dabei bei einer vom Kunden zu bestimmenden Depotbank. Die Vermögensverwaltungsvollmacht ist auf das Verwalten des Kundenvermögens limitiert. Geldtransfers können somit vom Verwalter nicht veranlasst werden. Durch regelmäßige Reports und Gespräche ist der Kunde laufend über die Entwicklung seines Kapitals informiert. Berater schlagen im Gegensatz zum Verwalter ihren Kunden Transaktionen vor, die sie dann nur nach vorheriger Zustimmung des Kunden im Depot umsetzen dürfen.


Zur Person:

Joachim Schluchter ist Vorstand der Dr. Willburger & Schluchter Vermögensmanagement AG, die er im Jahr 2010 zusammen mit Dr. Wolfram G. Willburger gründete, um seine Kunden bankenunabhängig und selbständig zu betreuen. Zuvor war er zehn Jahre als Bankvorstand, Generalbevollmächtigter und Bereichsleiter bei der Augusta Bank eG in Augsburg tätig. Herr Schluchter absolvierte eine klassische Bankenausbildung und ist diplomierter Bankbetriebswirt. Später war er selbst Prüfer und Dozent an der Akademie Deutscher Genossenschaften. Auch war er im genossenschaftlichen Zentralbankwesen als Strategieberater im Wertpapiergeschäft tätig und wirkte darüber hinaus als Leiter im Private Banking einer Luxemburger Bank. Der Schutz und der Erhalt von Vermögen stehen für ihn im Fordergrund. Privat liegen seine Prioritäten bei seiner Familie und seinen drei Kindern. 



© Ralph Bärligea



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